Richel, Bernhard; Rihel, Familie

[816] Richel, B. (Familie Rihel). Bernhard Richel von Ehenweiler, der 1474 das Baseler Bürgerrecht erwarb, druckte dort schon seit 1472. Er hat teils allein, teils in Verbindung mit Michael Wensler, sehr namhafte Werke gedruckt, auch war er der erste Baseler Drucker, welcher Veröffentlichungen in deutscher Sprache brachte. Unter ihnen ist vor allem der 1474 erschienene Sachsenspiegel zu nennen, zugleich das erste Buch, welches in Basel mit Angabe des Jahres und des Druckers erschien. Außerdem müssen genannt werden die 1478 erschienenen vier Ausgaben der Vulgata.

Richels Buchdruckersignet stellt zwei Schilde dar, welche an einem Ast hängen; das linke schwarze zeigt ein Richtschwert und die Buchstaben B. R., während das rechte weiße Schild drei Blattornamente aufweist.

Richel scheint Anfang 1482 gestorben zu sein, seine Druckerei »zum Blumen« ging an seinen Schwiegersohn Nickel Keßler über, dessen Sohn, Bernhard Keßler, später als Buchführer vorkommt (vergl. Archiv. f. Gesch. d. dtschn. Buchh. Bd. 12).

Nach einer zweiten vielfach verbreiteten Annahme ist Richel mit der Straßburger Buchdruckerfamilie der Rihel verwandt. Danach gestaltete sich das äußere Schicksal der Familie folgendermaßen: Schweizerisch der Abstammung nach, wandert sie am Anfang des 15. oder 16. Jahrhunderts in Straßburg ein, wo Wendelin Rihel die Familientraditionen fortsetzt. Er beginnt 1535 in Straßburg seine Tätigkeit mit einem Nachdruck der Wittenberger Ausgabe von Luthers Bibelübersetzung. Bis zu seinem Tode, Ende März 1555, hat er ca. 40 Werke verlegt, darunter solche von Martin Burcer, Johannes Sturm, Calvin, Sleiden u. a. Den größten Erfolg hatte des letzteren Buch »de statu religionis et republica, Carolo quinto Caesare, commentarii«, welches im Jahre 1555 sogar in 4 Auflagen erschien.

Nach dem Tode Rihels wird das Geschäft zunächst eine zeitlang unter der Firma Wendel Rihels Erben fortgeführt, dann erscheinen aber die Söhne Theodosins Rihel, von dem Stieda aus den Jahren 1558 -1614 18 Drucke, darunter prächtige Holzschnittbücher, aufzählt – und Josias Rihel, von dem über 30, meist lateinische Druckerwerke, bekannt sind. Er war der bedeutendere[816] der beiden Brüder, bekleidete hervorragende Aemter in der Straßburger Stadtverwaltung und starb 1597. Die Rihel, welche zu den namhaftesten Buchdruckern und Buchhändlern ihrer Zeit gehörten, hatten eigene Formschneider zur Illustration ihrer Verlagswerke und lassen sich in Straßburg noch bis zum Jahre 1639 verfolgen.

Ihre Buchdruckermarken haben alle als Hauptfigur eine geflügelte Sophrosyne, welche in der einen Hand ein Winkelmaß, in der anderen einen Zaum mit Gebiß hält. Auf einem Schilde, welcher entweder auf dem Postamente angebracht ist oder nebenan steht, befindet sich, allerdings nicht immer, eine Pflugschar mit Monogramm. Die von Wendelin Rihel verwandten Druckpapiere tragen als Wasserzeichen ebenfalls seine Marke.

Die Druckerei der Rihel in Straßburg kam im 17. Jahrhundert – der Meßkatalog von 1625 nennt noch die Firma Josias Rihels Erben – an die weibliche Linie, an J. P. Mülb und später an Josias Städel (vergl. Bd. III S. 401 d. Werkes).

Seit 1528 gab es einen Buchhändler Conrad Rühel in Wittenberg, dessen Geschäftsanteil an dem Verlage der Lutherschen Bibelübersetzung an den Magister Johann Rühel, und von diesem später an Andreas Hoffmann übergeht. Kettnern in seiner Historischen Nachricht vom Wittenberger Ratskollegio (Wolfenbüttel 1734) schreibt über Rühel: »Conrad Rühel war gebürtig aus Nauen in der Wetterau, ließ sich in Wittenberg nieder und war hier einer der renommiertesten Buchhändler. 1559 wurde er zum Ratsherrn, 1574 zum Bürgermeister von Wittenberg erwählt.

In den Jahren 1681-1708 erscheint in Kiel der Buchhändler Johann Sebastian Riechel, ebenda tritt 1640 in Verbindung mit Johann Hallervord der Buchdrucker Johann Richel auf, vermutlich ist es derselbe, der 1639 bis 1671 in Rostock erscheint und sich auch rühmte, für Hallervord gearbeitet zu haben. Von 1613-18 kommt als Rostocker Ratsbuchdrucker Johann Riechel sen. vor, während Jacob Riechel als Rostocker Ratsbuchdrucker von 1671-99 fungierte.

Quellen: Archiv f. Geschichte des deutschen Buchhandels Bd. 5, 9, 10, 13, 17; Stockmeyer u. Reber, Baseler Buchdruckergeschichte, Basel 1840; Heitz-Barack, Elsässische Büchermarken, Straßburg 1892; vergl. auch Kapp, Gesch. d. deutsch. Buchhandel; Heitz-Bernoulli, Baseler Büchermarken, Straßburg 1895; Bernoulli, Geistiges Leben zu Basel, 1901.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 816-817.
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