Runge, Familie

[836] Runge. Im Jahre 1599 berief Kurfürst Friedrich Joachim den bis dahin zu Neudamm bei Cüstrin tätig gewesen Christoph Runge als seinen Drucker nach Berlin, wo er ihm im Grauen Kloster Räumlichkeiten für seine Offizin anwies. Runge arbeitete hier, mit vielen Widerwärtigkeiten kämpfend, arm und dürftig bis zu seinem 1607 erfolgten Tode.

Zunächst setzten seine Erben, dann sein Sohn Georg Runge allein, von 1610 an, das väterliche Geschäft fort, welches aber durch das Elend des dreißigjährigen Krieges immer mehr in Verfall geriet. Georg Runge starb 1639. Seine Witwe folgte ihm 1643 und übergab dann die Druckerei ihrem Sohn, dem ersten Berliner Hofbuchdrucker, Christoph Runge (II), der sie bis zu seinem Tode, 1681, besaß und bedeutend erweiterte. Er war ein tätiger und unternehmender Mann, der auch als Verleger sich hervortat und nur durch Mangel an Mitteln vielfach gelähmt wurde. Im Februar 1648 gestattete ihm der große Kurfürst, den eigenen Verlag in seinem Hause zu verkaufen, »dafern ihm die Berliner Buchhändler solche Werke umb einen billigen Preis abhandeln wollten«. Einen Monat später gewährte ihm der Kurfürst ferner in Anbetracht der traurigen Zeiten ein dreijähriges Moratorium gegen seine harten Gläubiger. Runge scheint sich aber bald darauf erholt zu haben, denn er gab 1655 die erste, regelmäßig einmal die Woche erscheinende Zeitung heraus. Schon früher, von 1617 an, hatten die Runges gelegentlich einzelne Flugblätter, Avisen, Relationen und neue Zeitungen veröffentlicht. Nach Christoph Runges Tode 1681 fiel das Geschäft an seine Witwe Maria Catharina Runge, geb. Thesendorf, welche es, als sie sich 1685 wieder verheiratete, ihrem zweiten Ehemann David Salfeld aus Halle a. S. überließ. Da dieser aber schon 1686 starb, so führte die Witwe die Druckerei bis 1704 fort, wo sie diese samt dem Verlage für 2500 Taler an Johann Lorenz verkaufte. Letzerer war bis 1734 tätig, Witwe und Sohn folgten ihm bis 1747 resp. 1757, wo das Geschäft in die Hände von Karl Friedrich Rellstab überging.

Quellen: Deutschland 1903 II (Consentius); Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels Bd. III und VII.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 836.
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