Catalonien

[391] Catalonien, die nordöstlichste Provinz Spaniens, hat auf 565 ! M. über 1,100,000 Einw. Die Nordgrenze gegen Frankreich bilden die Pyrenäen, von dem höchsten Berge Maladetta bis ans mittelländische Meer, wo sie in die Vorgebirge Cervera und Creus auslaufen, und Zweige dieses Gebirges breiten sich über das ganze Land aus, das nur im S. flach und hier vom mittelländischen Meere benetzt wird. Der Boden ist meist steinig, aber von den fleißigen Einwohnern sehr gut angebaut, und die Thäler enthalten Anpflanzungen von Oliven-, Nuß-, Mandel-, Orangen-, Citronen-, Feigen- und Kastanienbäumen. Die Luft ist zwar im Ganzen mild und angenehm, aber das Wetter, besonders an der See, so veränderlich, daß man an einem Tage oft Wärme und Kälte, Regen und Sonnenschein, heitern Himmel und dicken Nebel, Trockenheit und Feuchtigkeit hat. Der Hauptfluß ist der Ebro, welcher den südl. Theil durchfließt und den von den Pyrenäen herabkommenden Segre aufnimmt; östlicher fließen die Küstenflüsse Llobregat und Ter zum Meere. Die Einwohner zeichnen sich wie die andern Spanier durch Stolz, Selbstgefühl und Freiheitsliebe aus, sind barsch, heftig und rachsüchtig, jeder Tyrannei feind, aber auch zuverlässig in der Freundschaft, voll Vaterlandsliebe und reden einen eignen Dialekt, der sich mehr dem Französischen als dem Spanischen nähert.

C. hat den Titel eines Fürstenthums, genießt mehrer Vorrechte und gehört zum ehemaligen Königreiche Aragonien (s.d.). Die Hauptstadt ist Barcelona (s.d.), außerdem sind noch zu bemerken: die Fabrikstadt Mataro, nordöstl. von Barcelona, am Meere, mit 26,000 Einw., die sich mit Seiden- und Baumwollenweberei beschäftigen; das feste Tarragona am Meere mit einer merkwürdigen, drei Meilen langen Wasserleitung und ziemlich lebhaftem Seehandel. Nicht weit davon liegen die Handelsstädte Reus (zweisylbig), das zwar noch 11/2 M. von der Küste entfernt ist, aber dort einen bequemen Hafen hat, und Tortosa. Im äußersten NO. liegt an der gleichnamigen Bai die kleine Hafenstadt Rosas, unweit davon die Festung Figueras, etwas südlicher am Flusse Ter die Festung Gerona. Die kleine Stadt Cardona am Llobregat ist wegen ihrer Steinsalzwerke merkwürdig, die über eine Stunde im Umfange haben und sich bis unter die Stadt erstrecken, und deren theils krystallhelles, theils rothes Salz auch zu Dosen, Leuchtern, Vasen, Heiligenbildern und dergl. verarbeitet wird. Südlicher, unweit des rechten Ufers des Llobregat, liegt der fast 4000 F. hohe Felsen Montserrate, der gesägte Berg, auf dessen Mitte ein berühmtes Kloster mit einem wunderthätigen Marienbilde steht, und auf dessen zackigen Spitzen 13 Einsiedeleien sich befinden. Noch ist zu bemerken das Thal Andorra auf den Pyrenäen, das eine Art von selbständiger Republik bildet und zu dem sechs Gemeinden gehören, welche von einem Gemeinderath regiert werden, den sie selbst erwählen. C. war eine der ersten span. Provinzen, deren sich die Römer bemächtigten, und eine der letzten, aus der sie durch die Gothen verdrängt wurden, die wieder den Mauren weichen mußten, welche endlich Karl der Große besiegte. Das Land hieß damals Godolaunia, bekam nun eigne Grafen und Gesetze, machte sich später unabhängig, seine Herrscher erwarben den Thron von Aragonien und bestiegen endlich 1479 mit Ferdinand dem Katholischen den von ganz Spanien. Während des span. Erbfolgekriegs hielten es die Catalonier bis zuletzt mit der östr. Partei, und in neuerer Zeit fanden abwechselnd die Constitutionnellen und die Karlisten dort Anhänger. (S. Spanien.)

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 391.
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