Diebitsch-Sabalkanski

Diebitsch-Sabalkanski

[566] Diebitsch-Sabalkanski (Hans Karl Friedr. Anton, Graf von) nimmt unter den Feldherren der neuesten Zeit eine ausgezeichnete Stelle ein und wurde am 13. Mai 1785 auf dem Rittergute Großleippe bei Trebnitz in Schlesien geboren, das seinem Vater, einem preuß. Major, gehörte.

Dem Schulmeister des Dorfs und seinem Vater verdankte er den ersten Unterricht und kam, 12 Jahre alt, ins Cadettenhaus in Berlin; da jedoch sein Vater aus dem preuß. Dienste und unter Kaiser Paul als Oberstlieutenant ins russ. Heer eintrat, bewirkte der Kaiser, daß auch der Sohn im 16. Jahre aus dem preuß. als Gardelieutenant in den russ. Dienst überging. Der Fleiß, mit welchem er den Militairwissenschaften oblag, befähigte ihn bald zu höhern Militairstellen; sein tapferes Benehmen in der Schlacht bei Austerlitz erwarb ihm einen goldenen Ehrendegen, in den Schlachten bei Eylau und Friedland russ. und preuß. Orden und die Ernennung zum Capitain. Nach dem Frieden wurde er zum Generalstabe versetzt und als der Krieg von 1812 ausbrach, als Oberstlieutenant beim Corps des Grafen Wittgenstein angestellt; jetzt machte er seinen Namen bald bekannter, wurde schnell zum Oberst, dann zum General ernannt, mit mehren Orden geschmückt und hatte die Ehre, die bekannte Convention mit dem preuß. General von York abzuschließen, nach welcher sich dieser von dem franz. Heere lossagte. Im Feldzuge von 1813 bekleidete D. die Stelle eines Chefs des Generalstabes beim Wittgenstein'schen Corps, wurde während des Waffenstillstandes bei Abschließung des geheimen Vertrags zwischen Rußland, Östreich, Preußen und England und bei den Verhandlungen zwischen diesen Alliirten und Schweden gebraucht und nach der Schlacht bei Leipzig, erst 28 Jahre alt, zum Generallieutenant erhoben. Bei dem Feldzuge 1814 in Frankreich war er einer der Wenigen, welche riethen, in Napoleon's Rücken nach Paris zu ziehen, und hatte am Gewinn der Schlacht bei Paris so großen Theil, daß Alexander ihm den Alexander-Newskyorden ertheilte. Nach dem Frieden vermählte er sich mit einer Baronesse von Tornau, einer Nichte des Fürsten Barclay de Tolly, wurde nach der Rückkehr Napoleon's von Elba nach Frankreich 1815 zum Chef des Generalstabes des Barclay de Tolly'schen Corps, bald darauf zum Generaladjutant Alexander's ernannt und seit dieser Zeit, besonders nachdem er 1820 Chef des großen Generalstabes geworden war, befand er sich fast immer um die Person des Kaisers. Dasselbe Vertrauen erwies ihm auch Nikolaus, ließ sich von ihm 1828 in den Türkenkrieg begleiten und nachdem er an Wittgenstein's Stelle Obergeneral der gegen die Türken fechtenden Armee geworden, begann er den glänzenden Feldzug durch die erste Überschreitung des Balkan (s.d.), wofür er den Namen Sabalkanski erhielt, und schrieb in Adrianopel dem Sultan den Frieden vor, 14. Sept. 1829. Der Kaiser erhob ihn dafür, außer andern Auszeichnungen, zum Grafen. Nach seiner Rückkehr aber sandte ihn der Kaiser nach Berlin, wo ihn neue Auszeichnungen erwarteten und er mit dem Könige von Preußen die Maßregeln zu besprechen hatte, welche beide Mächte nach der 1830 in Frankreich erfolgten Revolution zu nehmen gedächten. Während dessen brach der poln. Aufstand aus, D. wurde nach Petersburg zurückberufen, erhielt den Oberbefehl über die zur Unterdrückung derselben bestimmten russ. Truppen und gewann zwar am 25. Febr. 1831 die Schlacht bei Grochow unweit Warschau, unterließ aber, das befestigte Praga zu stürmen, wodurch die erfochtenen Vortheile verloren gingen und das russ. Heer sich zurückzuziehen genöthigt wurde. Desto glänzender war der Sieg bei Ostrolenka am 26. Mai 1831, noch ehe er aber diesen Vortheil ganz verfolgen konnte, machte die im russ. Lager herrschende Cholera am 10. Jun. 1831 seinem ruhmvollen Leben im Dorfe Kleczewo, dem Hauptquartiere, ein unerwartetes Ende.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 566.
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