Hardenberg [1]

[336] Hardenberg (Karl Aug., Fürst von), ein Staatsmann, welcher sich um Preußen die bleibendsten Verdienste erworben hat, wurde in Hanover 1750 geboren, studirte zu Leipzig und Göttingen und trat dann erst in hanöverische, später in braunschweigische Staatsdienste. Er wurde verschiedene Mal mit Geschäften am preuß Hofe beauftragt und wurde so mit dem Könige Friedrich Wilhelm II. bekannt, auf dessen Empfehlung ihm 1790 die Stelle eines Ministers von Anspach und Baireuth anvertraut wurde. Als diese Länder bald darauf an Preußen fielen, wurde H. in seiner Würde bestätigt und überdies zum geheimen Staats-und dirigirenden Minister und dann zum Cabinetsminister ernannt. Schon unter Friedrich Wilhelm II. erwarb sich H. bedeutende Verdienste, namentlich war er es, der 1795 zu Basel den Frieden mit der franz. Republik abschloß. König Friedrich Wilhelm III. berief nach Antritt seiner Regierung H. nach Berlin. Die Lenkung der auswärtigen Angelegenheiten kam 1804 in seine Hände und 1805 brachte er die potsdamer Convention zwischen Rußland und Preußen zu Stande. Aber Napoleons Waffen und Politik siegten über H.'s Absichten, und dieser trat von seiner Stellung zurück. Erst nachdem Preußen 1806 in Krieg mit Frankreich gerathen war und den harten Schlag der Schlacht bei Jena erlitten hatte, kam 1807 H. wieder in Wirksamkeit, aus der er nach dem Frieden Tilsit abermals heraustrat. Seine großartige, ununterbrochen [336] bis an seinen Tod fortgeführte Wirksamkeit begann 1810, wo ihn der König von Preußen zum Staatskanzler ernannte. Die Erkräftigung und Befreiung Preußens von dem franz. Einflusse waren sein Werk; er leitete alle Verhandlungen, denen Preußen seine jetzige politische Größe verdankt und arbeitete an der innern Entwickelung des Staats. Der König hatte ihn 1814 in den Fürstenstand erhoben und ihn freigebig für seine großen Verdienste belohnt. Auf einer Reise in Norditalien starb H. 1822 zu Genua. Auf Befehl des Königs wurde im Versammlungssaale des Staatsraths seine Büste aufgestellt. H. hinterließ handschriftliche Memoiren über die wichtige Zeit von 1801 bis zum tilsiter Frieden, welche der König von Preußen mit dem kön. Wappen versiegelt im Staatsarchiv niedergelegt hat. Vor 1850 darf dieses Werk nicht eröffnet werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 336-337.
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