Anmerkungen.

[299] 1. Der Schäfer und die drei Riesen. Mündlich aus dem würtembergischen Oberlande. In denselben Kreis gehören Nr. 5. 29. 58. Verwandt ist bei Müllenhoff: Sagen u.s.w. aus Schleswig-Holstein, das Märchen vom Kupferberg, Silberberg und Goldberg, S. 432. In den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm entspricht Nr. 165. vgl. Nr. 60.


2. Das Vöglein auf der Eiche. Mündlich aus Derendingen. Verwandt ist das weit vollständigere Märchen der Brüder Grimm, Nr. 47: »Van den Machandelboom.«


3. Der Räuber und die Hausthiere. Mündlich aus Derendingen von einem Handwerker, der dieß Märchen in Zürich gehört hatte. Verwandt ist in der Grimm'schen Sammlung Nr. 27, die Bremer Stadtmusikanten; Nr. 10, das Lumpengesindel und Nr. 41, Herr Korbes.


4. Aschengrittel. Mündlich aus Schwäbisch-Hall. Bei Geiler von Kaisersberg findet sich der Ausdruck Eschengrüdel für einen verachteten Küchenknecht. Vgl. die andere Erzählung: Eschenfidle, Nr. 43. In Grimm's Kinder-Märchen entspricht »Aschenputtel,« Nr. 21. Im Italienischen, im Pentamerone das Basile I. Nr. 6, das Aschenkätzchen.


5. Der kranke König und seine drei Söhne. Mündlich aus dem würtembergischen Oberlande, aus der Gegend von Ulm. Bei Grimm entspricht Nr. 57, der goldene Vogel, besonders eine Erzählung in den Anmerkungen dazu, und bei Wolf, deutsche Hausmärchen: »die Königstochter in Muntserrat.« Verwandt ist auch bei Grimm Nr. 97, das Waßer des Lebens, und in 1001 Nacht: der Sultan von Jemen und seine drei Söhne, Nacht 483-486 bei Habicht und v.d. Hagen.


6. Donner, Blitz und Wetter. Mündlich aus Kirchheim an der Teck. Wahrscheinlich sind hier drei verschiedene Götter ursprünglich gemeint mit drei verschiedenen Spielen, während jetzt Donner und Blitz Dasselbe treiben. Der Donnergott ist hier gar nicht zu verkennen.[301] Thor's Hammer (der Donnerkeil) hatte die Eigenschaft, daß er immer von selbst wieder in die Hand des Werfenden zurückkam wie hier die Kegelkugel. Zu beachten sind die Redensarten: Petrus kegelt und ähnliche, wenn es donnert. Vgl. bei Grimm die Bienenkönigin.


7. Von drei Schwänen. Mündlich aus Bühl. In Grimm's Kinder-Märchen entspricht im Allgemeinen Nr. 49, die sechs Schwäne; bei Wolf, deutsche Hausmärchen, S. 217, von der schönen Schwanenjungfer. In 1001 Nacht die Geschichte Asems und der Geisterkönigin, Nacht 455-457 der deutschen Uebersetzung von Habicht und Hagen.


8. Die vier Brüder. Mündlich aus Derendingen. In Grimm's Märchen ist verwandt Nr. 71, Sechse kommen durch die ganze Welt, und die sechs Diener; vgl. auch daselbst: das Waßer des Lebens; ferner in der Fortsetzung der 1001 Nacht von Chavis und Cazotte Bd. 8. Die Geschichte des Hauptmanns »Bergspalter« und seiner Gefährten. Wie unser Hans trägt auch Simson ein ganzes Stadtthor fort.


9. Die Schultheißen-Wahl. Mündlich aus Derendingen. Auch sonst sehr bekannt, mit abweichenden Reimen.


10. Hans und der Teufel. Mündlich aus Bühl. Verwandt ist in den norwegischen Volksmärchen von Asbjörnsen und Moe, deutsch von Bresemann, 1847, Nr. 21 im 1. Bd., vom Schmid, der den Teufel nicht in den Himmel laßen durfte.


11. Christus und Petrus auf Reisen. Mündlich aus Bühl verwandt ist der Schwank von Sankt Peter mit der Gais bei Hans Sachs.


12. Die drei Schwestern. Mündlich aus Derendingen. Derselbe Schwank findet sich schon in Pauli's »Schimpf (= Scherz) und Ernst« aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts.


13. Die Sonne wird Dich verrathen. Mündlich aus Dußlingen. In Grimm's Märchen: »die klare Sonne bringt's an den Tag.« Zu Grunde liegt hier wohl die uralte Idee von der göttlichen Natur der Sonne, »die Alles durchschaut und die Menschen erspäht,« wie es im Indischen, im Rigveda heißt.


14. Der Löwe, der Bär und die Schlange. Mündlich aus Bühl. Die Gesta Romanorum enthalten eine verwandte Erzählung; vgl. Grimm's Kinder-Märchen, Bd. 3. S. 375, und das deutsche Märchen von den treuen Thieren. Im Pentamerone entspricht Nr. 25, Käfer, Maus, Grille, und Nr. 31, Hahnenstein. In denselben Kreis gehört ferner in 1001 Nacht die Geschichte des Prinzen von Sind und der Fatime, Nacht 489 bei Habicht und v.d. Hagen.


[302] 15. Der Spielmann und die Wanzen. Mündlich aus Derendingen und sonst sehr bekannt.


16. Der Räuber Matthes. Mündlich aus Rotenburg a. Neckar und aus Bühl. – In der Erzählung aus Bühl ist die Verschreibung des Kindes nicht motivirt; es heißt bloß: ein fremder Herr habe den Mann dazu genöthigt. Auch wird hier die Scene nicht an einen bestimmten Ort verlegt. – Ein verwandtes Märchen steht in Mone's Anzeiger, 1837, S. 399. und ein walachisches in der Sammlung von Schott, Nr. 15, »der Versöhnungsbaum.« Ferner gehört hieher der erste Theil des Märchens: »die eisernen Stiefel« bei Wolf, S. 198. – Der Stab, den der Knabe bekommt, ist der Stab des Wunsches, (Wünschelrute) und mahnt an den goldenen Friedensstab Merkurs, an den Caduceus, und näher noch an unsere Springwurzel, vor der alle Schlößer und Thüren sich öffnen. Sonst verleiht Wuotan diese Wunschdinge. Aber auch die alte Frick (d.i. Frigga, Wuotans Gemahlin) hat in dem ersten Märchen in Kuhn's Norddeutschen Sagen u.s.w. einen solchen Zauberstab. Statt ihrer wird in der christlichen Erzählung Maria genannt.


17. Die goldene Ente. Mündlich aus Derendingen. Bei Grimm entspricht Nr. 64, die goldene Gans. In Bechstein's Märchenbuch: Schwan, kleb an! Im Allgemeinen gehört dahin auch bei Wolf: »der Geiger und seine drei Gesellen,« (Laufer, Bläser, Träger) mit deren Hülfe er eine Prinzessin gewinnt, indem er durch sein Spiel drei Schweine tanzen läßt und die Prinzessin dadurch zum Lachen bringt.


18. Der Büttel im Himmel. Mündlich aus dem Schwarzwalde.


19. Das Posthorn. Mündlich aus dem Schwarzwalde. Auch in Münchhausens Reisen, nach Volkserzählungen.


20. Der Himmelsreisende. Mündlich aus Bühl. In einer zweiten Erzählung wird statt des Sohnes der zweite Mann der Frau genannt. Er läßt sich ebenso anführen und gesteht zuletzt seiner Frau: »Du bist dumm, aber ich bin noch dummer.« Eine dritte Erzählung aus Tübingen lautet so:

Es war einmal eine Frau, die kochte ihrem Manne Tag aus Tag ein nichts als Aepfelschnitzen und Speck. Da sagte der Mann ihr eines Tags: koch doch auch einmal etwas anders und heb die Schnitz' auf bis der lange Frühling kommt. Das hörte ein Fremder, der ein großer Mann war, hieng einen langen Sack um die Schulter und gieng zu der Frau. Wie die ihn sah, fragte sie: ob er der lange Frühling sei?[303] Ja, der sei er, sagte der Mann. Da gab ihm die Frau den ganzen Vorrath von Speck und Schnitzen, den sie noch hatte. – Der Mann gieng damit fort, und als er auf die Straße kam, blieb er stehen und guckte und guckte auf Einer Stelle in die Höhe, als wollte er ein Loch in den Himmel gucken. Das sah eine andre Frau und fragte ihn: was er da in der Luft suche? Ach, sagte der Mann, ich bin eben vom Himmel herabgestiegen und sehe nur genau zu, wo ich hergekommen bin, daß ich später den Weg wieder finde. Nun erkundigte sich die Frau und fragte, ob er auch ihren verstorbenen Hans Jörg kenne. »Ei freilich,« sagte er. »Und wie geht's ihm denn?« »Er ist wohl auf,« sagte der Mann, »aber der Verdienst ist schlecht; er hat halt kein Geld und sein Zeug sieht arg verrißen aus.« Da gab ihm die Frau Geld und ein Dutzend Hemden für ihren Hans Jörg im Himmel, und der Reisende versprach, daß er Alles auf's Beste besorgen wolle, hat sich aber nie wieder blicken laßen.

In Westfalen (Schaumburg-Lippe) und sonst ist das Märchen bekannt. Vgl. auch Müllenhoff, Sagen u.s.w. aus Schleswig-Holstein. S. 413 ff. Norwegische Volksmärchen von Asbjörnsen und Moe, Bd. 1, Nr. 10: Es gibt noch mehr solche Weiber. Das genau entsprechende walachische enthält die Sammlung der walachischen Märchen von Schott, 1845, Nr. 45, die Botschaft vom Himmel. – Zu Grunde liegen vielleicht die alten Mythen über die Wanderungen der Götter auf Erden, die hier aber, nachdem sie nicht mehr geglaubt wurden, ihrer göttlichen Natur entkleidet, in einen Schwank rationalistisch aufgelöst erscheinen.


21. Der dumme Hans. Mündlich aus Bühl und Owen.


22. Fläschlein, thu deine Pflicht. Mündlich aus Lustnau. Es geht die Sage, daß Theophrastus Bombastus Paracelsus von Hohenheim durch eine Goldtinktur jenes eingemauerte Fläschlein entdeckt und herausgezaubert habe; dadurch, sagt man, habe er allen Menschen helfen können und sei ein so berühmter Doktor geworden. – Verwandt ist in Grimm's Kinder-Märchen: Tischchen deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack. Nr. 36. Ferner Nr. 54, der Ranzen, das Hütlein und Hörnlein. Vgl. auch: der Geist im Glas, und dazu die Anmerkungen im 3. Bd. Im Pentamerone des Basile entspricht: der wilde Mann. In den norwegischen Volksmärchen von Asbjörnsen und Moe I. Nr. 7; von dem Burschen, der zu dem Nordwind gieng und das Mehl zurückforderte. Ferner ein walachisches Märchen bei Schott,[304] Nr. 20, die Wundergaben. – In 1001 Nacht die Wunderlampe in der Geschichte von Aladdin, Nacht 316-348 bei Habicht.


23. Der arme Fischer. Mündlich aus Bühl. Anfang und Ende haben allgemeine Aehnlichkeit mit dem Märchen »von dem Fischer und sine Fru,« Nr. 19 bei Grimm. Vgl. Kuhn und Schwarz, norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche, S. 337, Nr. 10, die beiden gleichen Brüder. Unsre Erzählung ist wohl nicht ohne Einfluß der »Geschichte des Fischers mit dem Geiste« in 1001 Nacht entstanden. Vgl. die Uebersetzung von Habicht und Hagen, Nacht 8-11. 22. 31.


24. Die Rübe im Schwarzwalde. Mündlich aus dem Schwarzwalde. Vgl. in Grimm's Kinder-Märchen: der Dreschflegel im Himmel, und die Rübe.


25. Der Sohn des Kohlenbrenners. Mündlich aus der Gegend von Ulm.


26. Der Schäfer und die drei Jungfrauen. Mündlich aus Derendingen. Die Erzählung gehört eher zu den Sagen, als zu den Märchen, in denen solche Erlösungen in der Regel glücklich ausgehen, was in den mehr geschichtlichen Sagen sehr selten der Fall ist. Weil sich aber die obige Erzählung an keine bestimmte Oertlichkeit knüpft, habe ich sie unter die Märchen gestellt.


27. So lieb wie das Salz. Mündlich aus Derendingen.


28. Hans ohne Sorgen. Mündlich aus Derendingen. Eine zweite Erzählung aus Bühl heißt: »der Bischof ohne Kreuz.« Dieß hatte ein Bischof über seine Hausthür setzen laßen. Als der König das las, dachte er, wart, ich will Dir schon ein Kreuz aufladen, und ließ den Bischof kommen und legte ihm drei Fragen vor: 1) Wie weit ist es in den Himmel? 2) Wie tief ist das Meer? 3) Wie viel Laub hat deine Linde? Diese drei Fragen sollte ihm der Bischof in drei Tagen beantworten; könnte er es aber nicht, so sollte ihm der Kopf abgeschlagen werden, sagte der König. – Da hatte der Bischof Kreuz genug; denn er mochte sich besinnen, wie er wollte, so brachte er doch nichts heraus. Da fragte ihn sein Schäfer, weshalb er so traurig sei. Er will's erst nicht sagen. Allein wie der Mann ihn zum dritten Mal fragte und seine Angst immer größer wurde, gesteht er ihm Alles. Der Schäfer übernimmt dann die Beantwortung der Fragen und geht in den Kleidern des Bischofs sofort zum Könige. Der sah zwar wohl, daß es nicht der rechte Mann war, wollte aber doch hören, was er zu sagen wiße und fragte: Nun, wie weit ist's in den Himmel? Sprach jener:[305] »eine Tagreise; denn es ist noch Niemand unterwegs über Nacht geblieben.« Und wie tief ist das Meer? »Einen Steinwurf tief; denn wenn man einen Stein hineinwirft, so kommt er sicher auf den Grund.« Und wie viel Laub hat des Bischofs Linde? »Grad so viel Blätter als sie Stiele hat,« sprach der Schäfer. Der König war damit zufrieden und fragte weiter: »jetzt kannst Du mir wohl auch noch sagen, wie weit es ist bis zur Armuth.« Der Schäfer sprach: »Eine Stunde weit; denn vor einer Stunde war ich noch ein armer Schäfer, nun aber bin ich Bischof.« »So sollst Du es auch bleiben,« sagte der König, »und wer Schäfer ist, soll Schäfer bleiben.« Und so ist es auch geschehen. – Vgl. Bürger's bekanntes Gedicht und die zu Grunde liegende englische Erzählung: »der König Johann und der Abt von Canterbury« in den altschottischen und altenglischen Balladen, bearbeitet von W. Doenniges, 1852, S. 152 ff.


29. Hans und die Königstochter. Mündlich aus dem würtembergischen Oberlande. Hier nimmt Hans für kurze Zeit wie der Sohn des Kohlenbrenners Nr. 25, die Stelle eines männlichen Aschenputtel oder Aschenbrödel ein. Der Zug, daß sich der wirkliche Sieger durch die abgeschnittene Zunge ausweist, kommt öfters vor. Vgl. Nr. 58. Hans trennt sich von der Königstochter wie Sigurd, der Drachentödter von der befreiten Brynhild. Ebenso Nr. 58. – Verwandt ist bei Wolf, S. 369, der Hinkelhirt (Hühnerhirt) der auf drei verschiedenen Pferden eine Prinzessin von einem dreiköpfigen Drachen erlöst, dann dreimal in einem Ringstechen siegt und zuletzt an einer Wunde erkannt wird, wie bei mir in Nr. 1, der Schäfer und die drei Riesen. Vgl. bei Grimm Nr. 60. die zwei Brüder. Eine zweite Erzählung aus Bühl hat manches Eigenthümliche:

Ein reicher Bauer hatte drei Söhne; von denen giengen zwei oft in's Wirthshaus; so oft sie aber etwas sagen wollten, hieß es immer: was wißt denn ihr? ihr seid ja noch nie hinter euers Vaters Brodtisch weggekommen. Darüber ärgerten sie sich so, daß sie endlich ihren Vater baten, er möge sie reisen laßen. Der Vater erlaubt es. Da will auch Hans, der jüngste, mit, obwohl er sonst nie aus dem Hause gekommen war. Sie ziehen mit einander aus, verstecken ihre Rohrstöcke und machen aus, wer zuerst heimkomme, der solle die Stöcke mitnehmen. Die Brüder ziehen zur Rechten und zur Linken, der Hans aber grad aus und kommt durch zwei Königreiche; in dem letztern findet er Arbeit und kriegt die Schaafe des Königs zu hüten. Das verstand[306] er aber so gut, daß er die Schaafe exerciren ließ. Als er nun gegen Abend heimkam und die Schaafe alle aufrecht auf den Hinterbeinen giengen und im Schritt und Takt: »Eins, zwei!« aufmarschirten, da mußte der König und Alles, was im Schloße war, laut lachen. Der König läßt ihn kommen und fragt ihn, wie er heiße? »Grad so wie mein Vater,« sagt der Hans. »Wie heißt denn dein Vater?« fragt der König. »Grad so wie ich,« sagt Hans, so daß der König lachte und ihn gehen ließ. Nun verbot ihm aber der König einen Garten, darin seien drei Riesen, die würden ihn freßen. Das reizte aber den Hans, daß er gleich am andern Morgen mit seinen Schaafen dorthin marschirte. »Ich bin der Hans-fürcht-di-nit, so g'schieht-dir-nichts! und will doch sehen, wer mir da was thun könnte,« sagte er. Aber Mittags kam ein großer Riese; Hans stellt sich auf einen Steinhaufen, läßt den Riesen nah kommen und ersticht ihn dann mit seinem kleinen Schwerte und schneidet ihm die Zunge ab. Ebenso macht er es noch zwei andern Riesen, die aber noch größer waren, als der erste. Der letzte hatte ein Bund Schlüßel bei sich; das nimmt Hans und sieht ein Schloß und hört Holz hauen und sägen und arbeiten um das Schloß herum. Das waren die Sclaven der Riesen. In dem Schloß trifft er die Tochter des Königs, die er erlöst hat, schickt die Sclaven nach Haus bis auf einen, der ihm das Schloß hüten muß. Ebenso entläßt er die Prinzeß zu ihrem Vater, während er mit seinen Schaafen heimkehrt. Indes zwingt der Mundschenk die Prinzessin, die er unterwegs trifft, zu sagen, daß er die Riesen erlegt habe. Nun läßt der König bekannt machen, wer in einem Ringstechen Sieger werde, der solle die Prinzessin zur Frau bekommen. Allein Niemand kann es. Hans, der Morgens mit seinen Schaafen exercirend ausgerückt war, geht in das befreite Schloß, läßt von dem Diener sich ein schönes Pferd und einen weißen Anzug bringen und reitet hin und siegt und geht unerkannt wieder fort. Ebenso das zweite Mal in einem blauen Anzuge und das dritte Mal in einem königlichen Kleide. Dann geht er in seiner Schäfertracht zu seinem Vater und muß dort die Gänse hüten. – Eines Abends, wie er mit den Gänsen heimzieht und auf einer Gais wie gewöhnlich hinter drein reitet, kommt der älteste Bruder in einem schönen Wagen daher gefahren. Hans erkennt ihn und grüßt ihn vergnügt; er aber sagt: »Ich habe keinen Gänsehirten zum Bruder,« und will nichts von ihm wißen. Da ruft Hans: »Hettelse, Hettelse!« (so lockt man gewöhnlich die Gais oder Hettel,) worauf alle Gänse sich erheben[307] und vor den Wagen fliegen, so daß der stolze Bruder nun langsam bis an sein elterliches Haus hinter den Gänsen her fahren muß, während Hans ganz lustig auf seiner Gais reitet. Ebenso machte er es bald darauf auch dem zweiten Bruder, der aus der Fremde heimkehrte und sich viel vornehmer dünkte, als Hans, der Gänsehirt.

Mittlerweile hatte die Prinzessin sich aufgemacht, um ihren Erretter selbst aufzusuchen und zog von Land zu Land, bis daß sie endlich auch zu Hans kam. Beide erkannten sich sogleich, und die Prinzessin merkte wohl, daß er nur vor den Leuten sich so verstellte und lachte daher über die Maßen bei all den Thorheiten und Tollheiten, die er machte. So warf er mehrmals die Eßschüßeln, die er auftragen sollte, auf den Boden. Als er zur Strafe dafür in den Gänsestall gesperrt wird, schlachtet er alle Gänse; als er darauf in den Keller geworfen wird, öffnet er alle Weinfäßer und läßt sie auslaufen. Dafür bekommt er von den Brüdern einen Buckelvoll Schläge, tröstet sich aber, daß er die Nacht bei der Prinzessin schlafen dürfe. Am andern Morgen erscheint er in seinem königlichen Anzuge, gibt seinem Vater 200 Mann Einquartirung, läßt seinen Brüdern die Schläge heimgeben und zieht dann mit seiner Prinzessin fort und bekommt mit ihr zugleich ein ganzes Königthum.

Die exercirenden Schaafe kommen auch in einem Märchen bei Wolf. S. 327 vor.


30. Die Brautschau. Mündlich aus Derendingen. Ebenso in Grimm's Kinder-Märchen: die Brautschau. Vgl. Müllenhoff's Sagen, Märchen u.s.w.S. 413 und 586.


31. Das Schiff, das zu Waßer und zu Lande geht. Mündlich aus dem würtembergischen Oberlande. Durch die vier wunderbar begabten Gesellen: den Schützen, den Langohr, den Schnell-Läufer und den Zapfenmann oder Vielfraß hat es Verwandtschaft mit den vier Brüdern in Nr. 8. – Dasselbe Märchen ist im Ditmarschen bekannt, wie Müllenhoff, a.a.O.S. 357 Not. bemerkt. Verwandt ist ebenda Rinroth, S. 453 ff. Vgl. Grimm's Märchen, Nr. 64. Noch näher entspricht eine Erzählung in Wolf's deutschen Märchen und Sagen, Nr. 25. und im Norwegischen bei Asbjörnsen und Moe 1. Bd. Nr. 24. Hier bekommt Lillekort ein Schiff, das über Süßwaßer und Salzwaßer, über Berg' und tiefe Thäler fährt. – Der altnordische Gott Freir, deutsch Fro (der erfreuende), der Gott der Fruchtbarkeit, des Friedens u.s.w. erhielt ebenso von kunstfertigen Zwergen ein[308] wunderbares Schiff, das sich wie ein Tuch zusammenfalten ließ. Vgl. Grimm's deutsche Mythologie I.S. 197.


32. Die zwölf Geister im Schloße. Mündlich aus Tübingen.


33. Der angeführte Teufel. Mündlich aus Derendingen.


34. Der Schneider und die Sündflut. Mündlich aus Wurmlingen.


35. Der Schneider im Himmel. Mündlich aus Wurmlingen. Verwandt ist in Grimm's Kinder-Märchen Nr. 35, der Schneider im Himmel. Vgl. Wolf's deutsche Sagen und Märchen Nr. 16, Jan im Himmel. – Nach heidnischer Vorstellung hatte Odhin einen Thron, von dem aus er Alles sehen und hören konnte, was auf Erden vorgieng. Dieser Thron heißt Hlid-skialf, d.i. Thürbank. Grimm's Mythologie, S. 124 ff.


36. Die Tochter des Armen und das schwarze Männlein. Mündlich aus Derendingen. Verwandt ist in Grimm's Kinder-Märchen Nr. 3, das Marienkind, besonders die Erzählung in den Anmerkungen. In den norwegischen Volksmärchen von Asbjörnsen und Moe 1. Bd. Nr. 8, die Jungfrau Maria als Gevatterin. Hier wird das Mädchen aus dem Himmel verstoßen und wird stumm, weil sie drei verbotene Thüren geöffnet und einen Stern nebst Sonne und Mond hatte herausschlüpfen laßen. Wegen ihrer Schönheit heirathet sie ein Prinz. Ihre drei Kinder holt aber die Gevatterin. Doch als sie deshalb verbrannt werden soll, gibt Maria ihr die Kinder nebst der Sprache wieder.


37. Das tapfere Schneiderlein. Mündlich aus Heubach. Mehrfach abweichend und ausführlicher in den Märchen der Brüder Grimm, Nr. 20. In Kuhn's märkischen Sagen das 11te Märchen.


38. König Blaubart. Mündlich aus dem würtembergischen Oberlande. Verwandt ist der Räuberhauptmann und die drei Müllerstöchter Nr. 63. Dasselbe Märchen im Französischen bei Perrault, le barbe bleue. – Das Verbot eines Zimmers oder auch mehrer, kommt öfters vor, z.B. bei Grimm im Marienkind, wo die 13te Himmelsthür verboten wird; ferner im treuen Johannes. Ebenso in 1001 Nacht, in der Erzählung des dritten Kalenders von dem Magnetberge, Nacht 57-66 bei Habicht und v.d. Hagen. Zuweilen sollte durch diese Enthaltsamkeit wohl wie in Nr. 36 eine Erlösung bewirkt werden. Ursprünglich aber läßt sich in der verbotenen Zimmerthür Odhin's Hochsitz nicht verkennen. Das »rothe« Gold der Märchen, das hier in einem Keßel kocht und von dem Finger, der es berührt hat, nicht wegzubringen ist,[309] entspricht ganz dem rothen, unvertilgbaren Blut der Räubergeschichten. – Die Pfeife, deren Schall die Wälder bewegt und die entfernten Brüder zum Beistande aufruft, mahnt an Heimdalls Giallarhorn, dessen Klang in allen Welten gehört wird und die Götter zum letzten Kampfe zusammenbläst.


39. Der Engel auf Erden. Mündlich aus Kusterdingen. Es erinnert an die Wanderungen der Götter wie folgende Erzählung.


40. Der Arme und der Reiche. Mündlich aus Bühl. In Grimm's Märchen entspricht Nr. 87, wo der Reiche ebenfalls drei Wünsche thun darf, die aber alle zu seinem Nachtheil ausschlagen, wie in der andern schwäbischen Erzählung Nr. 65. Vgl. auch bei Hebel: »drei Wünsche.« Christus, für den sonst auch der liebe Gott genannt wird, vertritt hier die Stelle Wuotans, des Wunsch-Gottes.


41. Der Müller Hillenbrand. Mündlich aus Derendingen. Vollständiger bei Grimm: der alte Hildebrand.


42. Der Sohn des Kaufmanns. Mündlich aus dem Oberlande. Bei Wolf entspricht des Todten Dank, S. 243. Eine entfernte Verwandtschaft hat der »Dummling« in den Nächten des Strapparola. Vgl. die Kinder-Märchen der Brüder Grimm, Bd. 3. S. 275.


43. Eschenfidle. Mündlich aus Heubach; es ist nur eine andre Ausführung von Aschengrittel Nr. 4. (Für den Ausdruck: Eschenfidle d.i. Aschenarsch, vgl. Abersel, Abärschel für einen Aschenbrödel.) In den norwegischen Volksmärchen von Asbjörnsen und Moe entspricht im 1. Bde. Nr. 19, Kari Trästak (d.i. Holzrock). Der Baum unsers Märchens erinnert an die fünf Bäume in Indra's himmlischem Paradiese, die jeden Wunsch gewährten.


44. Der erlöste Kapuziner. Mündlich aus Bühl.


45. Der Klosterbarbier. Mündlich aus Bühl. Musäus hat ein ähnliches Märchen in die Erzählung: »Stumme Liebe« verflochten.


46. Die schwarzen Männlein. Mündlich aus Tübingen. Vgl. Mone's Anzeiger, 1839. S. 183.


47. Wie ein Schneider von Einer Elle Tuch fünf Viertel gestohlen. Mündlich aus Dußlingen.


48. Die junge Gräfin und die Waßerfrau. Mündlich aus Heubach. Verwandt ist in Grimm's Märchen Nr. 65, Allerlei-Rauch. Im Norwegischen bei Asbjörnsen und Moe 1. Bd. Nr. 19, Kari Trästak. Im Pentamerone II, 6. die Bärin. Vgl. auch Aschengrittel und Eschenfidle.


[310] 49. Die drei Raben. Mündlich aus Bühl. Bei Grimm entsprechen: die sieben Raben, Nr. 25. Die zwölf Brüder, Nr. 49, und die sechs Schwäne Nr. 9. In den märkischen Sagen von Kuhn, das Märchen Nr. 10: vom Mädchen, das seine Brüder sucht. Ferner Sagen, Märchen u.s.w. aus Sachsen und Thüringen von E. Sommer, Nr. 11, die beiden Raben. Im Norwegischen bei Asbjörnsen und Moe Bd. 2, Nr. 3, die zwölf wilden Enten. Im Pentamerone Nr. 38, die sieben Tauben.


50. Der Schatz im Keller. Mündlich aus Derendingen. Verwandt sind die zwölf Geister im Schloß Nr. 32. Der erlöste Kapuziner Nr. 44. und der Klosterbarbier Nr. 45.


51. Der faule Frieder. Mündlich aus Dußlingen.


52. Hans holt sich eine Frau. Mündlich aus Bühl. In Grimm's Märchen entspricht Nr. 32, der gescheidte Hans.


53. Simson, thu dich auf. Mündlich aus Pfullingen. Leider unvollständig. Die Bedeutung der Königin, wer sie eigentlich gewesen u.s.w., war der Erzählerin nicht mehr klar. In Grimm's Märchen entspricht der Simeliberg, worin 12 Räuber hausen. Das Märchen scheint aus einer deutschen Zwergsage entstanden zu sein, jedoch wohl nicht ohne Einwirkung der arabischen Erzählung von den 40 Räubern. Der Name »Semsi« (bei Grimm) und Simson erinnern zu stark an den arabischen Felsen Sesam. Vgl. 1001 Nacht, 374-368.


54. Der lustige Ferdinand, oder der Goldhirsch. Mündlich aus Bühl. In Wolf's deutschen Hausmärchen stimmt damit überein »der goldene Hirsch.« Wahrscheinlich liegt ein alter Göttermythus zu Grunde, dessen Deutung ich im Folgenden kurz versuchen will.

Der goldene Hirsch wäre wohl mit dem goldborstigen Eber zu vergleichen, den der nordische Freir, der deutsche Fro, besitzt, zumal auch sonst der Hirsch, wie es scheint, dem Freir als dem Gott der Jagd heilig war. Dieser Gott, heißt es in der Edda: »herrscht über Regen und Sonnenschein und über das Wachsthum der Erde; ihn soll man anrufen um Fruchtbarkeit und Frieden.« Freir ist nicht eigentlich Sonnengott, obwohl er in inniger Beziehung zur Sonne steht. Er ist vielmehr die in den Erdschooß herabstrahlende, die Winterriesen besiegende und die Erde befruchtende Sonnenkraft; oder, er ist die die Erde durchdringende Zeugungskraft der Sonne, eine Anschauung, welche der goldborstige, erdwühlende Eber trefflich symbolisirt. Seine Gemahlin Gerda, deren[311] Bruder Beli er erschlagen, erscheint als eines Riesen Tochter, die von ihren Verwandten zurückgehalten wird (vgl. Skirnirs Fahrt Str. 12) und nur gezwungen dem über mächtigen Gotte sich verspricht und dann in dem Hain Barri, d.i. dem grünenden (also im Frühling) ihre Vermählung mit ihm feiert. Vgl. die Edda, übersetzt von Simrock, S. 348 ff. Gerda ist wohl nur eine andre Form der mütterlichen Erde überhaupt, der Nerthus bei Tacitus, die schon ihrem Namen nach mit Freir's Vater, Niördr, identisch ist. – (Niördr beherrscht den Gang des Windes, stillt Meer und Feuer. Schiffer und Fischer rufen ihn besonders an. Das Wort entspricht genau dem sanskritischen Nritu, Tänzer, Stürmer, in den Veda's ein häufiges Beiwort Indra's und der Maruts, der verheerenden Winde. Auch Nritû (Nominativ Nritûs) als Erde kommt im Wörterbuch bei Wilson vor und stimmt vollkommen zu Nerthus, obwohl das Wort als männlich bezeichnet ist.) – Zu beachten ist für die Deutung jenes Mythus die schwedische Sitte, daß Freir's verhüllter Wagen (hier wohl sein Hochzeitswagen) im Frühjahr durch das Land gezogen wurde, ganz wie es Tacitus von der terra mater erzählt. So erklärt sich nun die große Schönheit der Geliebten des Freir, indem die Luft und alle Waßer vom Scheine ihrer weißen Arme widerstrahlen, wobei wir gewiß nicht an den »Nordschein,« sondern eher an den glänzenden Blüthenschmuck des Frühlings zu denken haben. – Das schöne Eddalied, Skirnisför, stellt die glückliche Werbung Freir's um die schöne Riesentochter durch seinen Diener Skîrnir dar. Dasselbe Thema enthält wahrscheinlich auch das räthselhafte Lied von Fiölswidr. Ein Fremdling, Swipdagr, (d.i. Schnelltag) der Sohn Solbiarts (des Sonnenglänzenden) kommt unter dem Namen Windkaldr (der Windkalte) zu der hohen, von zwei Hunden gehüteten festen Burg, wo in einem von Flammen (d.i. von Gold vgl. Str. 5) umschlungenen Saale seine Verlobte Menglada (die Schmuckfrohe) wohnt (vgl. Skirnirs Fahrt Str. 8. 9. 11.). – Der Wächter der Burg, Fiölswidr (Vielwißer) beantwortet all seine Fragen und meldet ihn dann bei seiner Herrin. Er entspricht Freir's Diener Skirnir. – Die Hunde schmeicheln dem Gaste, die Thüren thun sich ihm auf und die Geliebte, die lang seine Rückkehr erwartet hat, erkennt und empfängt ihn mit offenen Armen. Während das andre Lied Freir's erste Verbindung mit Gerda feiert, scheint dieß zweite seine Rückkehr und erneute Vermählung mit der im Winter verlaßenen Gattin darzustellen, wobei die einzelnen Nebenzüge minder wesentlich sind und[312] wohl nur eine entfernte Beziehung zu dem ursprünglichen Naturmythus haben.

Hier sei nur noch kurz angemerkt, daß unser Märchen die Elemente des eddischen Mythus, wie es scheint, vollständig enthält. Der goldborstige Eber wie der goldene Hirsch mit seinem Geweih werden die strahlende Sonnenkraft des Freir oder überhaupt den Gott der Fruchtbarkeit vorstellen. Die Königstochter wird gehütet und abgesperrt wie Gerda in ihren umflammten, umzäunten und von wüthenden Hunden bewachten Saale; aber der in dem Goldhirsch verborgene fröhliche Soldat findet den Weg zu ihrem Herzen und Schooße und befruchtet sie. Zu beachten ist, daß der lustige Ferdinand gerade ein ganzes Jahr gebraucht, aber 6 Monate lang sich um die Prinzessin nicht kümmert, was vielleicht eine Beziehung auf den natürlichen Verlauf der beiden großen Jahreshälften hat. Auch der Zug, daß der Goldhirsch Musik macht, ist wohl bedeutsam und würde, wenn die obige Deutung richtig ist, an uralte Sagen von dem Klang der auf- und untergehenden Sonne erinnern. Tacitus Germ. 45. Grimm's Mythologie 703.

Einen andern Zug aus dem Eddaliede über Freir's Brautwerbung enthält, wie Wolf (Beiträge zur deutschen Mythologie S. 102 f.) richtig hervorgehoben das Märchen vom getreuen Johannes, bei Grimm Nr. 6. Hier erblickt der Königssohn in einem verbotenen Zimmer das Bild »der Königstochter vom goldenen Dache« und wird von heftiger Liebe zu ihr ergriffen, ganz wie Freir von Odhins Hochsitze aus die schöne Jungfrau in dem Riesenlande erblickt und in leidenschaftlicher Liebe zu ihr entbrennt. – Wir sind zu diesen Erklärungen jener Märchen um so mehr berechtigt, da sich auch sonst bestimmte Erinnerungen an Freir oder Fro erhalten haben. Namentlich ist in schwäbischen Sagen von weißen Schweinen, die zu Weihnachten umgehen, Freir's Eber nicht zu verkennen. Vgl. auch Nr. 31, das Schiff, das zu Waßer und zu Lande geht, und die Anmerkung dazu.


55. Der kluge Martin. Mündlich aus Owen. Verwandt ist der Meisterdieb in den norwegischen Volksmärchen von Asbjörnsen und Moe, Bd. 2. Nr. 4; und in Wolf's Hausmärchen der Räuberhauptmann Hans Kühstock S. 397.


56. Die gescheidte Ziege. Mündlich aus dem Schwarzwalde.


57. Drei Rosen auf einem Stiel. Mündlich aus Tübingen. Verwandt ist bei Grimm das Löweneckerchen, Nr. 88, und weiter auch[313] im Allgemeinen: Hans mein Igel und das Eselein. Im Pentamerone entspricht das Zauberkästchen II, 9.


58. Der Drachentödter. Mündlich aus Bühl. Der Erzähler hatte dieß leider nicht ganz vollständige Märchen vor 30 Jahren in der Schweiz gehört. Vgl. Nr. 1. und 29. In Grimm's Märchen entspricht Nr. 60, die zwei Brüder.


59. Der langnasige Riese und der Schloßergesell. Mündlich aus Owen. Vgl. Wolf's Märchen: Hans ohne Furcht, S. 328, wo ebenfalls die Nase eines Riesen in den Schraubenstock geklemmt wird. Dasselbe geschieht dem Teufel bei Wolf in dem Märchen: »Fürchten lernen.« S. 408.


60. Die Schlange und das Kind. Mündlich aus Derendingen und sonst in vielen Sagen. Der letzte Zug mit dem Kranze war der Erzählerin nicht mehr ganz treu im Gedächtnis geblieben.


61. Das Nebelmännle. Mündlich aus Engen. In diesem Nebelmännle wie sonst im Graumännle, Graale, ist Wuotan, Odhin, der nur von Wein lebt, nicht zu verkennen. Das christliche Läuten verscheucht die heidnischen Götter. Auch das Entrücken durch die Luft führt auf Wuotan.


62. Bruder Lustig. Mündlich aus Derendingen. Bei Grimm Nr. 81. Dem Märchen liegen alte Mythen zu Grunde. Die Wanderer sind zwei Götter, wobei Petrus wie gewöhnlich an die Stelle Donars, des Donner-und Regengottes getreten ist. Der Bruder Lustig aber, wie J. Grimm bemerkt, entspricht schon wegen des Herzeßens dem listigen Loki, dem auch die Edda eben diese Dieberei zuschreibt. Wir haben hier deutlich den Mythus, wie Thor und Loki auszogen, bei einem Bauer über Nacht blieben, Thor seine Böcke schlachtete und verzehren ließ, die Knochen dann zusammenlegte und wieder belebte. – Den Bock vertritt hier das Lamm; die Belebung aber wird nicht an dem Thier, sondern an den abgekochten Beinen einer Jungfrau vorgenommen. – Das Schwellenlaßen des Stroms passt gut für den Regengott. Vgl. weiter Grimm deutsche Mythologie XXXVI. ff. und Wolf, Beiträge zur deutschen Mythologie S. 88. 142. – In unserm Märchen haben sich auch noch andre Züge dem Mythus angehängt. So verleiht die Wunschdinge sonst Wuotan, während der Schmid, der auf den Teufel im Ranzen loshämmern muß, Donar ist. Ebenso führt das Spiel um Seelen in der Hölle auf Wuotan, dem Erfinder des Würfelspiels. Vgl. das Fabliau: Saint Pierre et le jongleur, worin[314] erzählt wird, wie Petrus vom Himmel in die Hölle steigt, um einem verstorbenen Spieler die Seelen, die er daselbst bewachen muß, abzugewinnen.


63. Der Räuberhauptmann und die Müllerstöchter. Mündlich aus Derendingen und Bühl. In der Erzählung aus Bühl fehlen die Eier, welche die Frauen tragen sollen. Bei der ersten will die Thür nicht wieder zu; die zweite verräth sich durch ihre Verwirrung. Die dritte veranlaßt ihren Mann, nachdem sie die entsetzliche Entdeckung gemacht hat, ihre Eltern zu besuchen. Dort wird ein großes Fest veranstaltet. Die Frau läßt die Köpfe ihrer Schwestern gebraten auf den Tisch bringen und fragt den Räuber: was dem Mann gebühre, der zwei Schwestern umgebracht. Er spricht sich selbst sein Urtheil und wird hingerichtet. Damit schließt die Erzählung aus Bühl. – Dieß Märchen soll einzeln gedruckt in Schwaben ziemlich verbreitet sein. Ich habe aber ein derartiges fliegendes Blatt nicht erhalten und nicht vergleichen können, wie weit es auf die obige Erzählung eingewirkt haben mag. Meine Erzählerin so wie der Erzähler, ein Blinder, kannten sie nur durch mündliche Ueberlieferung. Verwandt ist der König Blaubart, Nr. 36. s.d. Anmerk. dazu, und bei Grimm Nr. 40, der Räuberbräutigam und Nr. 46, Fitchers Vogel.


64. Die drei Handwerksburschen. Mündlich aus Lustnau. Bei Grimm entspricht das vollständigere und im Einzelnen abweichende Märchen: die drei Handwerksburschen. Vgl. Müllenhoff a.a.O.S. 150, der betrügerische Wirth, und S. 457, die drei gelernten Königssöhne.


65. Die drei Wünsche. Mündlich aus Rotenburg a. Neckar. Vgl. der Arme und der Reiche, Nr. 40, und dazu die Anmerk.


66. Die Geschichte von einer Metzelsuppe. Mündlich aus Lustnau und Bühl.


67. Ei so beiß. Mündlich aus Derendingen, Bühl, und sonst sehr bekannt.


68. Die fünf Handwerksburschen auf Reisen. Mündlich aus Bühl. Ebenso aus Schleswig-Holstein bei Müllenhoff a.a.O. Nr. 111, von den Büsumern.


69. Die drei todten Schwestern. Wörtlich so aus Heubach. Es ist eine in Prosa aufgelöste Ballade, die unvollständig auch im Schwäbischen noch vorkommt. Vgl. Müllenhoff a.a.O.S. 496 f.


[315] 70. Der Rathsherr und das Büble. Mündlich aus Brackenheim und Neuffen.


71. Der Tod des Hühnchens. Mündlich aus Tübingen.


72. Der König Auffahrer des Meers. Mündlich aus Bühl. Die goldenen Kreuze, die sonst auf der Stirne stehen, sind Zeichen edler Abkunft. Das Aussetzen der Kinder mahnt an uralte Sagen. Vgl. Mose; Siegfried (Sigurd) nach der Wilkina-Sage. Eine merkwürdige Verwandtschaft hat die Erzählung in 1001 Nacht: von den beiden auf ihre jüngste Schwester neidischen Schwestern. Nacht 426-436 in der Breslauer Uebersetzung. In Wolf's Hausmärchen: die drei Königskinder, S. 168 ff. stimmen ganz zu der arabischen Erzählung: der Baum mit goldenen Früchten (statt des singenden Baums), der sprechende Vogel und das springende (tanzende) Waßer, das sich als Waßer des Lebens erweist. Zwei Kinder sehen sich um, als sie diese Dinge auf Anreizung der böslichen Großmutter holen wollen und werden in Salzsäulen verwandelt. Der jüngsten Schwester gelingt's, zugleich erweckt sie mit dem Waßer die Salzsäulen. Im Arabischen steht dafür ein schwarzer Stein. Statt der drei Hunde der schwäbischen Erzählung hat die arabische: einen Hund, eine Katze und ein Stück Holz, die als drei verschiedene Misgeburten angegeben werden. Bei Grimm entspricht Nr. 96: »de drei Vügelkens.« Vgl. besonders die Anmerkungen dazu. In den Nächten des Strapparola: »die drei Königskinder.« Nr. 44 in der Uebers. von Schmidt.


73. Die drei Federn des Drachen. Mündlich aus Bühl. Verwandt ist Nr. 79, die Reise zum Vogel Strauß, und bei Grimm Nr. 29, der Teufel mit den drei goldenen Haaren. In Wolf's deutschen Märchen und Sagen Nr. 28, des Teufels drei Federn; in Wolf's Hausmärchen: die fünf Fragen S. 184.


74. Der Knabe, der zehn Jahr in der Hölle diente. Mündlich aus Rotenburg a. Neckar. Verwandt ist bei Grimm: des Teufels rußiger Bruder.


75. Der Hahn mit den Goldfedern. Aus Nördlingen.


76. Ein Lügenmärchen. Mündlich.


77. Die zwei Mädchen und der Engel. Mündlich aus Bühl. Verwandt mit dieser dürftigen Erzählung ist die weit reichere bei Grimm Nr. 24, Frau Holle, womit namentlich die in den Anmerkungen mitgetheilten Variationen zu vergleichen sind. Bei Kuhn, norddeutsche Sagen u.s.w. das 9. Märchen. Im Norwegischen bei Asbjörnsen[316] und Moe, I. Nr. 15, die Tochter des Mannes und der Frau. Im Pentamerone IV, 7, die zwei Kuchen.


78. Hui in mein'n Sack. Mündlich aus Kiebingen. Verwandt ist der Bruder Lustig, Nr. 62. Hans und der Teufel, Nr. 10; auch der Arme und der Reiche, Nr. 40.


79. Die Reise zum Vogel Strauß. Mündlich aus Bühl. Verwandt ist Nr. 73, die drei Federn des Drachen. – Der Vogel Strauß steht hier statt des Greifen oder Drachen. – In Wolf's deutschen Hausmärchen entspricht: der Jüngling im Feuer und die drei goldenen Federn S. 312. Im Norwegischen bei Asbjörnsen und Moe I. Nr. 5, der reiche Peter Krämer. Hier findet sich dieselbe Einleitung wie in der schwäbischen Erzählung und stimmt zu der Sage vom Kaiser Heinrich III, der in der Mühle zu Hirschau (Hirsau) geboren sein soll.


80. Hähnle und Hühnle. Mündlich aus Derendingen. Vgl. bei Grimm Nr. 80, von dem Tod des Hühnchens, und des Knaben Wunderhorn Bd. 3. Anhang S. 23. (1. Ausgabe.)


81. Kätzle und Mäusle. Mündlich aus Brackenheim und Tübingen. Vgl. A. Stöber, Elsäßisches Volksbüchlein, 1842, S. 95: Vom Kätzchen und vom Mäuschen.


82. Jokele. Mündlich aus Derendingen, Tübingen, Wurmlingen und sonst allgemein bekannt. Anstatt des Henkers heißt es in der Mittheilung aus Wurmlingen: »a Teufele,« und die zweite Zeile lautet: »soll das Metzgerle hole.« Der Schluß heißt allemal: »d' Bire weand it (wollen nicht) falle.« – (Bire, vom lat. pira, ist Birne mit unorganischem n.) Vgl. aus Deßau bei Fiedler, Volksreime u.s.w. Nr 36: »der Bauer schickt den Gepel aus,« aber unvollständig, ohne Schluß. Englisch bei Halliwell: The nursery rhymes of England, 2. ed. 1843, p. 219-224, in mehren Versionen, die, wie ähnliche Häufungsreime, uralte Verwandtschaft beurkunden.

Ein sehr ähnliches und dem Thema nach offenbar verwandtes Lied findet sich chaldäisch in den gewöhnlichen jüdischen Hagada's für das Passah; es ist das letzte Stück dieser zusammengestellten Festlieder und Vorträge und wird am Schluß des Osterfestes gesungen. Es beginnt: chad gadjâ, chad gadjâ, dezabbîn abbâ bitrê zuzê, chad gadjâ u.s.w. deutsch:


1.

Ein Böckchen, ein Böckchen,

Das kaufte der Vater für zwei Silberstück,

Ein Böckchen.
[317]

2.

Da kam die Katz und fraß das Böckchen,

Das gekauft der Vater für zwei Silberstück,

Ein Böckchen, ein Böckchen.


3.

Da kam der Hund und biß die Katz,

Die gefreßen das Böckchen,

Das gekauft der Vater für zwei Silberstück,

Ein Böckchen, ein Böckchen.


4.

Da kam der Stock und schlug den Hund,

Der gebißen die Katz,

Die gefreßen das Böckchen,

Das gekauft der Vater für zwei Silberstück,

Ein Böckchen, ein Böckchen.


5.

Da kam das Feur und verbrannte den Stock,

Der geschlagen den Hund,

Der gebißen die Katz,

Die gefreßen das Böckchen,

Das gekauft der Vater für zwei Silberstück,

Ein Böckchen, ein Böckchen.


6.

Da kam das Waßer und löschte das Feuer,

Das verbrannt den Stock,

Der geschlagen den Hund,

Der gebißen die Katz,

Die gefreßen das Böckchen,

Das gekauft der Vater für zwei Silberstück,

Ein Böckchen, ein Böckchen.


7.

Da kam der Stier und trank das Waßer,

Das gelöscht das Feuer,

Das verbrannt den Stock,

Der geschlagen den Hund,

Der gebißen die Katz,

Die gefreßen das Böckchen,

Das gekauft der Vater für zwei Silberstück,

Ein Böckchen, ein Böckchen.


8.

Da kam der Schlächter und schlachtete den Stier,

Der getrunken das Waßer,

Das gelöscht das Feuer,

Das verbrannt den Stock,
[318]

Der geschlagen den Hund,

Der gebißen die Katz,

Die gefreßen das Böckchen,

Das gekauft der Vater für zwei Silberstück,

Ein Böckchen, ein Böckchen.


9.

Da kam der Todesengel und schlachtete den Schlächter,

Der geschlachtet den Stier,

Der getrunken das Waßer,

Das gelöscht das Feuer,

Das verbrannt den Stock,

Der geschlagen den Hund,

Der gebißen die Katz,

Die gefreßen das Böckchen,

Das gekauft der Vater für zwei Silberstück,

Ein Böckchen, ein Böckchen.


10.

Da kam der Heilge, der gesegnet sei! und erschlug den Todesengel,

Der geschlachtet den Schlächter,

Der geschlachtet den Stier;

Der getrunken das Waßer,

Das gelöscht das Feuer,

Das verbrannt den Stock,

Der geschlagen den Hund,

Der gebißen die Katz,

Die gefreßen das Böckchen,

Das gekauft der Vater für zwei Silberstück,

Ein Böckchen, ein Böckchen.


Im Wunderhorn, 3. Bd. Anhang S. 44, steht eine Uebersetzung, wie sie in jüdischen Hagáda's vorkommt. Die Diminutive kennt das Original nicht. Halliwell hat eine historisch-allegorische Deutung beigefügt, wie sie von diesem Liede zuerst P.R. Leberecht, im »Christlichen Reformator,« Leipzig, 1731, vol. XVII. p. 28 aufgestellt haben soll. Danach ist der Vater = Gott; das Böckchen ist das hebräische Volk; die zwei Silberstücke (Drachmen) bezeichnen Mose und Ahron. Dann folgen judenfeindliche Völker von den alten Assyrern bis auf die Türken, deren Macht (d.i. den Todesengel) der Heilige,[319] d.i. Gott selbst, in der messianischen Zeit vernichten wird!! Ein ähnliches englisches Sprechlied steht p. 222:


1.

Dieß ist das Haus, das Haus gebaut.


2.

Dieß ist das Malz,

Das lag im Haus, das Hans gebaut.


3.

Dieß ist die Ratz',

Die fraß das Malz,

Das lag im Haus, das Hans gebaut.


4.

Dieß ist die Katz',

Die tödtete die Ratz',

Die fraß das Malz,

Das lag im Haus, das Hans gebaut.


Die Katze wird dann vom Hunde zerrißen, der Hund von der Kuh gestoßen, die Kuh von einer Jungfer gemelkt, die Jungfer von einem ganz verlumpten Mann geküßt, beide von einem ganz abgeschabten und geschornen Priester getraut u.s.w.

Genauer entspricht dem »Jokele« im Englischen die prosaische Erzählung von der alten Frau, die beim Auskehren einen halben Schilling findet, dann auf den Markt geht und ein Schwein kauft. Auf dem Heimwege kommt sie an eine Steige; das Schwein will nicht hinüber; sie bittet einen Hund, das Schwein zu beißen; der Hund will nicht. Dann bittet sie weiter einen Stock, den Hund zu schlagen; ein Feuer, den Stock zu brennen; Waßer, das Feuer zu löschen; einen Ochsen, das Waßer auszutrinken; einen Metzger, den Ochsen zu schlachten; einen Strick, den Metzger zu hängen; eine Ratte, den Strick zu zernagen; eine Katze, die Ratte zu tödten. – Die Katze will es, wenn sie ein Schälchen Milch bekommt; die Kuh will die Milch geben für eine Handvoll Heu und gibt sie. Die Katze trinkt sie und will nun die Ratte tödten, da fängt die Ratte an, den Strick zu zernagen u.s.w., bis endlich das Schwein über die Steige springt.

Ebenso in den oldenburgischen Spielen, Reimen und Räthseln »Aus der Kinderstube,« 1851. S. 64; nur endet es hier damit, daß die Katze sich ebenfalls weigert, die »Maus« zu freßen.


83. Wie ein ehrliches Fräulein frühstückt. Mündlich aus Bühl. Dieß Sprechlied erinnert an alte Sagen von vieleßenden Riesentöchtern.[320] Zu vergleichen sind die altdänischen Lieder, wo die Braut ebenfalls wie hier ganze Ochsen verzehrt und dazu aus Tonnen trinkt.


84. Der Birnbaum auf der Haide. Mündlich aus Bühl. Aehnlich bei Fiedler, Volksreime und Volkslieder in Anhalt-Deßau, 1847. Nr. 38. Dasselbe aus dem Oldenburgischen in den Spielen, Reimen und Räthseln »Aus der Kinderstube,« 1851, (von Thöle und Strakerjan) S. 70. Ein plattdeutsches aus Iserlohn bei Woeste: Volksüberlieferungen aus der Grafschaft Mark, 1848, S. 19. Ein verwandtes englisches bei Halliwell: The nursery rhymes of England, 2. ed. Nr. 242: This is the key of the kingdom, in that kingdom there is a city u.s.w.


85. Eine Kinderpredigt. Mündlich aus Wurmlingen. Vgl. A. Stöber, Elsäßisches Volksbüchlein, Nr. 44.


86. Noch eine Predigt. Mündlich aus Wurmlingen. Vgl. Büsching's wöchentliche Nachrichten, I.S. 210. Müllenhoff's Sagen u.s.w.S. 477.


87. Kinder-Märlein. Aus Groß-Heppach, Brackenheim, und sonst sehr bekannt. Vgl. in meinen schwäbischen Kinderreimen die Reiterliedchen Nr. 14. 15. 66; und ähnliche Kindergeschichten daselbst, Nr. 38-40. – In einer schriftlichen Mittheilung aus Stuttgart lautet der Schluß des obigen Märleins:


Fällt a Meßerle oba rab,

Schlägt em Kindle 's Aermle rab;

D' Magd geht zum Balbierer,

's ist Niemand daheim;

D' Katz kehrt d' Stub aus,

D' Vögel traget da Kutter naus,

Sitzt a Täuble auff-em Dach,

Des sich halba kropfig lacht.


88. Was die Gans Alles trägt. Mündlich aus Brackenheim. Vgl. des Knaben Wunderhorn, Bd. 3. Anhang (1. Ausg.) S. 52. ff. Hoffmann v. Fallersleben, Schlesische Volkslieder mit Melod. 1842. S. 80-82, wo drei verschiedene Lesarten um 3, 4 und 5 Strophen länger. Dasselbe aus Deßau bei Fiedler a.a.O. Nr. 37, nur 3 Strophen lang. Hier steht für »Federgans« jedesmal: »Dank sei der Gans,« und dazu am Schluß der Zusatz:
[321]

Dank sei der Gickel-Gackel,

Hinten geht es wickel-wackel,

Vorne geht es Fli-Fla-Flederwisch.


89. Der Brief im Ei. Aus Tübingen, Vgl. bei Fiedler a.a.O. Nr. 46. das Räthsel: »Stangenbohnen«:


Hier en Baum un da en Baum un dort en Baum,

Hier en Nest un da en Nest un dort en Nest;

In das Nest da lak en Ei,

Hier en Ei un da en Ei un dort en Ei.


90. Die schmale Brücke. Mündlich aus Bühl; ein sehr altes Vexir-Märchen. Ein ganz ähnliches trägt Sancho Panza höchst ergötzlich dem Don Quixote vor, I. Kap. 20. Die 300 Ziegen werden in einem kleinen Schiffe, das jedesmal nur Eine Ziege faßen kann, über den Fluß gesetzt. »Jetzt, gnädiger Herr, zählt mir die Ziegen ordentlich, die der Fischer hinüberbringt; denn wenn ihr eine einzige vergeßt, so ist meine Erzählung zu Ende und es ist mir nicht möglich, noch ein Wort davon zu sagen.«[322]

Quelle:
Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Stuttgart 1852, S. 299-323.
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