Baraguay d'Hilliers

[364] Baraguay d'Hilliers (spr. -gä diljē), 1) Louis, franz. General, geb. 13. Aug. 1764 in Paris, gest. im Dezember 1812 in Berlin, ward 1784 Leutnant, focht als Brigadegeneral und Souschef des Stabes Custines 1793 in der Pfalz und vor Mainz, wurde jedoch in den Sturz Custines verwickelt, eingekerkert und erst nach Robespierres Fall befreit. 1796 kommandierte er in Paris gegen die Insurgenten der Vorstadt St.-Antoine und kam später zum Westheer unter Hoche und dann nach Italien. 1798 schloß er sich als Divisionsgeneral der ägyptischen Expedition an, fiel, mit der Siegesbeute von Malta zurückgeschickt, in englische Gefangenschaft, wurde nach seiner Befreiung 1799 als Chef des Stabes zur Rheinarmee gesendet und operierte dann unter Macdonald in Graubünden. Im Feldzuge von 1805 führte er die Reservekavallerie und zeichnete sich bei Austerlitz aus. 1809 tat er sich unter dem Vizekönig Eugen in der Schlacht bei Raab (14. Juni) hervor. 1810 sandte ihn Napoleon I. nach Oberkatalonien. Im russischen Feldzuge 1812 mußte ein Teil seiner Division sich 9. Nov. den Russen ergeben, weshalb er bei Napoleon in Ungnade fiel. Aus Gram darüber starb er.

2) Achille, Graf, franz. Marschall, Sohn des vorigen, geb. 6. Sept. 1795 in Paris, gest. 6. Juni 1878 in Amélie-les-Bains, machte schon den Feldzug von 1812 mit und verlor 1813 bei Möckern durch eine Kanonenkugel die linke Hand. Er zog 1823 mit nach Spanien, wo er bis 1825 blieb, und wurde 1830 nach der Eroberung Algiers Oberst. 1832 ward er Untergouverneur, 1836 Gouverneur der Militärschule von St.-Cyr. In Algerien avancierte er im August 1843 zum Divisionsgeneral, ward aber nach der Februarrevolution 1848 als kommandierender General nach Besançon geschickt. Hier wurde er in die Nationalversammlung gewählt, in der er zu den Häuptern der Ordnungspartei gehörte. Nach dem Staatsstreich wurde er im Mai 1854 mit dem Oberbefehl über das nach der Ostsee bestimmte Expeditionskorps betraut und nach der Einnahme von Bomarsund (18. Aug.) zum Marschall und zum Senator ernannt. Später ward er Vizepräsident des Senats. Im italienischen Feldzug (1859) nahm er als Korpskommandant 24. Juni den Schlüssel der feindlichen Stellung, das Dorf Solferino. 1870 wurde er Gouverneur von Paris, aber schon 12. Aug. durch General Trochu ersetzt. Nach der Wiederherstellung des Friedens berief ihn Thiers zum Präsidenten der Untersuchungskommission über die Ursachen der militärischen Unglücksfälle.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 364.
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