Besançon

[745] Besançon (spr. bēsangßóng), Hauptstadt des franz. Depart. Doubs, liegt 251 m ü. M. auf einem vom Doubs umflossenen Plateau, das nur südöstlich durch einen schmalen, das Flußniveau um 120 m überragenden Felsenisthmus mit dem Lande zusammenhängt, ist Knotenpunkt der Lyoner Bahn und Festung erster Klasse. Abgesehen von der auf dem erwähnten Felsen gelegenen, die Halbinsel südöstlich sperrenden Zitadelle, einem Werke Vaubans, und der Umwallung der Stadt wird B. durch 16 detachierte Forts und 7 Batterien verteidigt, die im 19. Jahrh. angelegt sind. Wegen des beschränkten Raumes auf der Halbinsel haben sich am jenseitigen (rechten) Flußufer neue Stadtteile entwickelt. Der Rhone-Rheinkanal, der oberhalb und unterhalb der Stadt dem Laufe des Doubs folgt, schneidet die Kurbe um die Stadt durch einen 400 m langen Tunnel unter der Zitadelle ab. B. hat mehrere Plätze mit Fontänen und Statuen (darunter die des Marquis Jouffroy, Erfinders auf dem Gebiete der Dampfschiffahrt), schöne Promenaden und eine Wasserleitung. Von den römischen Bauten (des alten Vesontio) sind insbes. ein jetzt als Tor (Porte Noire) dienender Triumphbogen, die in den Felsen gehauene Porte Taillée, Reste einer Brücke, eines Theaters etc. zu erwähnen. Unter den Gebäuden ragen hervor: die gotische Kathedrale St.-Jean (teilweise aus dem 11. Jahrh.) mit Gemälden von Fra Bartolommeo u. a.; das Präfekturgebäude; der erzbischöfliche Palast; der Justizpalast (aus dem 16. Jahrh.); der ehemalige Palast des Kardinals Granvella (von 1534, jetzt Sitz der gelehrten Gesellschafken); das Theater. Die Stadt zählt (1901) 48,329 (als Gemeinde 55,362) Einw., hat zahlreiche Fabriken, darunter Eisenwerke, Maschinenfabriken und Brettsägen, und ist namentlich Mittelpunkt der Uhrenindustrie des Departements, die über 13,000 Arbeiter beschäftigt und jährlich 400,000 Uhren (darunter ca. 110,000 goldene) liefert. Der Handel erstreckt sich insbes. auf Wein, Eisen, Holz. B. ist der Sitz des Generalkommandos des 7. Armeekorps, eines Erzbischofs (seit dem 3. Jahrh.), eines Appellhofs und Handelsgerichts; es hat zwei Fakultäten (der Natur- und der schönen Wissenschaften), eine medizinische Vorbereitungsschule, ein Lyzeum, ein geistliches Seminar und Seminare für Lehrer und Lehrerinnen, ein Collège, eine Artillerieschule, eine Zeichen- und eine Uhrmacherschule; ferner eine Bibliothek von 130,000 Bänden und 1850 Handschriften, ein Museum mit Gemälden, Zeichnungen etc., ein Naturalienkabinett, eine Irren- und eine Taubstummenanstalt. – B., Geburtsort ausgezeichneter Männer (des Kardinals Granvella, Victor Hugos, Nodiers, Proudhons), hieß im Altertum Vesontio und war die Hauptstadt der Sequaner. Von Cäsar 58 v. Chr. erobert, wurde B. zu einem bedeutenden Waffenplatz erhoben und verschönert. Es blieb trotz Verheerungen durch die Burgunder im 5. Jahrh., durch Attila 451 und durch die Ungarn im 10. Jahrh. eine wichtige Stadt und wurde 1184 vom Kaiser Friedrich I. zur Reichsstadt erhoben. Mit der Franche-Comté trat B. seit 1363 unter burgundischen, seit 1555 unter spanischen Schutz; der Westfälische Friede trat es dann förmlich an Spanien ab (1648). Schon 1668 und 1674 von den Franzosen erobert, ward es 1679 im Frieden von Nimwegen mit der Franche-Comté von Spanien an Frankreich abgetreten, und Ludwig XIV. ließ es durch Vauban befestigen. Auch erhielt es ein Parlament und eine Universität. 1814 ward B. durch die Österreicher ergebnislos belagert. Vgl. Guénard, B., description historique (Besançon 1860); Castan, B. et ses environs (2. Aufl., das. 1887); Loye, Histoire de l'Église de B. (das. 1901–1902, 4 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 745.
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