Hoche

[396] Hoche (spr. osch'), Lazare, franz. General, geb. 25. Juni 1768 in Montreuil bei Versailles als Sohn eines Invaliden, gest. 18. Sept. 1797, trat im 16. Jahr in das Regiment der französischen Garden und ward Sergeant. Von regem Wissensdurst erfüllt, las er nicht nur kriegswissenschaftliche Werke, sondern auch die Rousseauschen Schriften, die ihn bei Ausbruch der Revolution für die Sache der Freiheit begeisterten; als Leutnant tat er sich bei der Verteidigung von Diedenhofen (1792) so hervor, daß ihn der General Leveneur zu seinem Adjutanten wählte. Bei der Verteidigung Dünkirchens gegen die Engländer zeichnete er sich derart aus, daß er sofort zum Brigade- und bald zum Divisionsgeneral ernannt wurde und das Oberkommando über die desorganisierte Moselarmee erhielt, mit der er 28.–30. Nov. 1793 die Preußen unter dem Herzog von Braunschweig in den Linien von Kaiserslautern, freilich vergeblich, angriff. Dagegen schlug er die Österreicher unter General Wurmser 23. Dez. 1793 bei Wörth, befreite Landau und nötigte den Feind, das Elsaß zu verlassen. Saint-Just ließ ihn jedoch verhaften, und erst der Sturz Robespierres (im Juli 1794) setzte ihn wieder in Freiheit. 1795 vom Konvent gegen die Royalisten in die westlichen Provinzen gesandt, wußte H. diese durch geschickte Mischung von Tatkraft und Milde zum Niederlegen der Waffen zu bringen. Als im Juni 1795 die Emigrierten in Quiberon gelandet waren, marschierte H. sogleich auf Auray, schloß jene ein, schlug 16. Juli den Grafen von Hervilly, erstürmte am 21. das Fort Penthièvre, drängte die Royalisten aus Meer und zwang sie, sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Er, der ungebildete Mann, zeigte bei aller republikanischen Begeisterung ebensoviel staatsmännischen Takt wie strategisches Geschick, besetzte alle wichtigen Punkte der Vendée und der benachbarten Provinzen und stellte weniger durch Gewalt als durch kluge Maßregeln die Ruhe wieder her, wofür er den Namen »Pacificateur de la Vendée« erhielt. Um den Bürgerkrieg in Feindesland zu tragen, ging er 15. Dez. 1796 mit 20,000 Mann in Brest nach Irland unter Segel; indes ein Sturm vereitelte dieses Unternehmen. Darauf ward er zum Oberanführer der 80,000 Mann starken Sambre- und Maasarmee ernannt, mit der er den Feldzug von 1797 durch den kühnen Rheinübergang bei Neuwied 18. April eröffnete. Er gewann über die Österreicher drei Schlachten und fünf Treffen und drang bis Wetzlar vor, als ihn die Nachricht von dem von Bonaparte geschlossenen Waffenstillstand von Leoben aufhielt. Er starb in seinem Hauptquartier zu Wetzlar an einer Unterleibskrankheit. H. war ein stattlicher, feuriger Mann und nicht bloß ein ausgezeichneter Feldherr, sondern auch an Charakter eine der edelsten Erscheinungen der Revolutionszeit und wird noch heute von der republikanischen Partei in Frankreich als einer ihrer Helden gefeiert (auch auf die Bühne gebracht durch Déroulède in dem fünfaktigen Drama »La mort de H.«, 1897). Bei Weißenthurm am Rhein und in Versailles wurden ihm Denkmäler errichtet. Vgl. Rousselin de Saint-Albin, Vie de Lazare H. et sa correspondance administrative (Par. an VI, 1798); Bergounioux, Essai sur la vie de Laz. H. (Le Mans 1852); Desprez, L. H. d'aprés sa corre [396] spondance (Par. 1858); Escande, H.en Irlande (das. 1888); Font-Reaulx, Le général H. (das. 1890); E. Cunéo d'Ornano, H., sa vie, sa correspondance (das. 1892); Sorel, Bonaparte et H.en 1797 (das. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 396-397.
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