Deutsche Orientgesellschaft

[724] Deutsche Orientgesellschaft, ein am 24. Jan. 1898 gegründeter Verein mit dem Sitz in Berlin, der sich nach den am 7. Mai 1902 errichteten Satzungen die Aufgabe gestellt hat, »das Studium des orientalischen Altertums im allgemeinen, im besondern die Erforschung der alten Kulturstätten in Assyrien, Babylonien, Mesopotamien und andern westasiatischen Ländern sowie in Ägypten zu fördern; die auf die Erwerbung orientalischer Altertümer, Denkmäler der Kunst und allgemeiner Kultur gerichteten Bestrebungen der königlichen Museen zu Berlin sowie andrer öffentlicher Sammlungen im Deutschen Reiche zu unterstützen; die Kenntnis von den Ergebnissen der Forschungen über das orientalische Altertum in geeigneter Weise zu verbreiten und das Interesse an diesen Teilen ältester menschlicher Kultur zu beleben«. Dieser Zweck soll »durch Veranstaltung oder Subvention wissenschaftlicher Untersuchungen in bisher ungenügend bekannten Gebieten, durch Veranstaltung oder Subvention von Vorarbeiten auf solchen Plätzen, die für Ausgrabungen Erfolg zu versprechen scheinen, durch Entsendung oder Subvention deutscher Expeditionen und Ausgrabungen und durch Veranstaltung oder Subvention von Publikationen« erreicht werden. Die Mittel dazu werden durch die Jahresbeiträge der Mitglieder (mindestens 20 Mk.), durch Schenkungen des Kaisers, der am 20. März 1901 das Protektorat des Vereins übernahm (bisher jährlich 15,000 Mk. u. 20,000 Mk.), und durch Subvention der Staatsregierung zusammengebracht. Bis jetzt (1903) hat der Verein Ausgrabungen in Babylon und den angrenzenden Ruinenstätten (im Verein mit der Generalverwaltung der königlichen Museen unter Leitung von R. Koldewey seit 1899) und in Abusir bei Kairo (seit Januar 1902 unter Leitung von L. Borchardt) veranstaltet, über die in den in zwanglosen Heften erscheinenden »Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft« berichtet wird. Ein Teil der Ergebnisse der Ausgrabungen ist den königlichen Museen in Berlin zugeführt worden. 1903 sollen Ausgrabungen auf der Stätte des alten Assur und in Palästina unternommen werden. Andre Publikationen des Vereins sind die »Wissenschaftlichen Veröffentlichungen« und die »Sendschriften der Deutschen Orient-Gesellschaft«. Der Vorstand besteht aus mindestens zehn und höchstens 50 Personen. Er konstituiert aus seiner Mitte einen aus sieben Personen bestehenden[724] Arbeitsausschuß. Erster Vorsitzender des Arbeitsausschusses ist zurzeit Prinz Heinrich zu Schönaich-Carolath, zweiter Admiral Hollmann, Schriftführer L. Güterbock. Mitgliederzahl 1903: 800.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 724-725.
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