Dietrich [2]

[898] Dietrich (in älterer gotischer Form Theoderich), altberühmter Mannesname, soviel wie Volksfürst. Bemerkenswerte Regenten: 1) Fürst von Anhalt-Dessau, dritter Sohn des Fürsten Leopold I., geb. 2. Aug. 1702 in Dessau, gest. 2. Dez. 1769, trat 1716 in holländische, 1718 in preußische Kriegsdienste. Im ersten und zweiten Schlesischen Krieg an den Schlachten bei Mollwitz und Hohenfriedberg beteiligt, ward er nach der letztern von Friedrich d. Gr. zum General der Infanterie, 1747 zum Generalfeldmarschall ernannt. Krankheitshalber trat er 1750 zurück und führte nach dem Tode seines Bruders Leopold Maximilian 1751–58 die Regierung des Landes und die Vormundschaft über seine Neffen und Nichten.

2) D., mit dem Beinamen Kagelwit (Kogelwut, nach der Kapuze, die er als Mönch getragen), Erzbischof von Magdeburg, geb. um 1300 in Stendal, Sohn eines Tuchmachers, gest. 17. Dez. 1367, trat in den Cistercienserorden, ward Schaffner in dem Kloster Lehnin in der Mark Brandenburg und 1329 Protonotar und Hofmeister des Bischofs Ludwig von Brandenburg. Kaiser Karl IV., dem er namentlich bei der Erwerbung der Mark Brandenburg treffliche Dienste leistete, ernannte ihn 1353 zum Bischof von Minden, Propst von Wyschehrad und Kanzler von Böhmen und 1361 zum Erzbischof von Magdeburg. Sein Vermögen verwendete er zur Rückerwerbung verpfändeten erzstiftischen Besitzes und wirkte im Sinne seines Gönners als friedlicher Kulturförderer.[898]

3) D. der Bedrängte, Markgraf von Meißen, Sohn Ottos des Reichen (s.d.), geb. 1162, gest. 17. Febr. 1221, mit seinem ältern Bruder, Albrecht dem Stolzen, durch das Testament des Vaters entzweit, das D. die Mark Meißen und Albrecht nur die Grafschaft Weißenfels zuwies, und von seinem Schwiegervater, Landgrafen Hermann I. von Thüringen, unterstützt, schlug seinen Bruder 1194 bei Reveningen, geriet aber dadurch, daß Kaiser Heinrich VI. nach des kinderlosen Albrecht Tod die Mark Meißen als erledigtes Reichslehen einzog, in Gefahr, dieses Land ganz zu verlieren. Nach seiner Rückkehr von einer Palästinafahrt und des Kaisers Tod gelangte er 1197 doch in den Besitz der Mark. Im Kampfe der Gegenkönige Philipp und Otto hielt D. zu Philipp, nach dessen Ermordung schwankte er zwischen Otto und Friedrich II. Während seiner Regierung wurde Leipzig endgültig der markgräflichen Landesherrschaft unterworfen.

4) D. der jüngere, s. Diezmann.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 898-899.
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