Dinka

[20] Dinka (Denka, Dyanke), Negervolk am Bahr el Abiad, zwischen 12 und 6° nördl. Br., das sein Gebiet jedes Jahr durch Eroberungen vergrößert, sich bereits am Oberlauf des Sobat festgesetzt hat und jetzt die Grenzen der Bari berührt. Die zwischen ihnen wohnenden Schilluk und Nuër werden von ihnen als Erbfeinde betrachtet. Die D. zerfallen in viele Stämme (Tuitsch, Bor, Elyab, Kyatsch) und schließen sich physisch den Fundschvölkern an. Sie sind von hoher Statur (1,8 m ist ein gewöhnliches Maß), haben einen an den Seiten zusammengedrückten Schädel mit hervorragender Stirn, gelenken, kräftigen Gliederbau; zwei Schneidezähne des Unterkiefers werden ausgeschlagen, das Haar ist in viele kleine Strähne geteilt oder wird abrasiert; die Farbe ist schwarz mit einem Stich ins Bläulichgraue. Die Männer tragen ein Ziegenfell, gehen aber meist nackt wie auch die jungen Mädchen; die verheirateten Weiber tragen Lederschürzen und als Zierat schwere Ringe von Eisen. Die Vermögendern leben in Polygamie. Als Waffen haben sie Lanzen, Holzkeulen und schildähnliche Fausthölzer. Ihre Lehmhütten (Toguls) sind sorgfältig gebaut; gepflanzt werden Hirse, Bohnen, Kürbisse, Sesam, Tabak; sie züchten Rinder, Ziegen, Hühner und halten kleine Hunde. Ihre Nahrung ist Milch, Butter, Durra- und Dochnbrei, seltener Fleuch, da sie nur Ziegen schlachten. Als Getränk haben sie ein aus Moorhirse hergestelltes Bier. Alle Gefäße werden mit Rinderharn ausgewaschen. Die D. haben eine unklare Vorstellung von einem Schöpfer der Dinge, Deng-Dhet; allgemein ist der Schlangenkultus, und eine große Rolle spielen Zauberdoktoren und Regenmacher (Tiit). Politisch bilden sie keine Gemeinschaft; sie leben in Dörfern unter Häuptlingen mit ererbten Vorrechten, aber geringer Macht. Ihre Sprache, dargestellt von Mitterrutzner (Brixen 1866), ist am nächsten verwandt mit dem benachbarten Bari und andern Nilsprachen (s. d.), hat aber auch mit den Bantusprachen Südafrikas die Präfixbildung gemein. Vgl. Kaufmann, Schilderungen aus Zentralafrika (Brixen 1862); Hartmann, Naturgeschichtlich-medizinische Skizze der Nilländer (Berl. 1865); Marno, Reisen im Gebiet des Blauen und Weißen Nil (Wien 1874); Beltrame, Il Fiume Bianco e i Denka (Verona 1881). S. Karte »Ägypten«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 20.
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