Formes

[768] Formes, 1) Karl Johann, Opernsänger (Baß), geb. 7. Aug. 1810 in Mülheim a. Rh., gest. 15. Dez. 1889 in San Francisco, fungierte als Küster an der katholischen Kirche zu Mülheim a. Rh. und war bereits Familienvater, als er 1841 beschloß, sich der Kunst zu widmen, und unter Gumbert Gesangsstudien begann. Noch in demselben Jahre konnte er daselbst mit Erfolg als Sarastro debütieren. Zwei Jahre danach wurde er in Mannheim angestellt und 1845 an das Hofoperntheater in Wien berufen, wo er sich als ebenso genialer Sänger wie Darsteller die Gunst des Publikums gewann, aber 1848 wegen Teilnahme an der politischen Bewegung flüchten mußte. Er gastierte nun in allen größern Städten Deutschlands, gehörte 1852–57 der Italienischen Oper in London an und bereiste dann auch Nordamerika, wo er das Bürgerrecht erwarb. Noch 1874 erweckte er in Berlin durch seine unverwüstliche Stimme Bewunderung. Der Plumkett in »Martha« und Falstaff in den »Lustigen Weibern von Windsor« sind speziell für F. geschrieben. Seine Erinnerungen: »Aus meinem Bühnenleben« gab W. Koch heraus (Köln 1888).

2) Theodor, Bruder des vorigen und ebenfalls Opernsänger (Tenor), geb. 24. Juni 1826 in Mülheim.[768] gest. 15. Okt. 1874 in Endenich bei Bonn, erhielt seine Ausbildung in Wien, debütierte 1846 in Budapest, hatte sodann Engagements am Kärtnertor-Theater in Wien und in Mannheim und wirkte von 1851 als erster Heldentenor 15 Jahre am Berliner Opernhaus. Später ging er mit seinem Bruder nach Amerika. Nach seiner Rückkehr verlor er die Stimme fast gänzlich. Zwar gelangte er zeitweilig wieder in den Besitz derselben, so daß er nach einem sensationellen Gastspiel an der Krollschen Oper in Berlin wieder als erster Tenor am Opernhaus engagiert wurde. Aber noch im Laufe des ersten Jahres zeigten sich Symptome von Geistesstörung, die endlich seine Überführung nach Endenich nötig machten.

3) Ernst, Komiker, Sohn von F. 1), geb. 30. Jan. 1841 in Mülheim, gest. 2. April 1898 in Berlin, verlebte seine Kindheit in Wien, gesellte sich von Karlsruhe aus, wo er das Polytechnikum besuchen sollte, 1858 gegen den Willen der Eltern einer Schauspielertruppe zu und führte eine Zeitlang ein Wanderleben. Von 1861–62 Mitglied des Stadttheaters zu Breslau, spielte er von 1863–65 unter Direktor Treumann in Wien, 1865–67 am Hoftheater zu Wiesbaden und wurde 1868 in Berlin am Krollschen, später am Wallner-Theater engagiert, wo er schnell die Gunst des Publikums gewann. 1878 ging F. an das Hamburger Thaliatheater und von da 1892 an das Berliner Theater in Berlin. Sein Feld war anfangs die Posse; die Gestalten, die ihm am besten gelangen, waren Gecken, Bonvivants und sogen. Naturburschen; aber auch ernste und gemütvolle Volkscharaktere, die er in den letzten Jahren bevorzugte, fanden in ihm einen vortrefflichen Darsteller.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 768-769.
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