Gladbach

[875] Gladbach, 1) München-G. (M'Gladbach), Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regbez. Düsseldorf,[875] 42–80 m ü. M., hat eine evangelische und 10 kath. Kirchen (unter den letztern die herrliche, restaurierte Münsterkirche mit gotischem Chor von 1250, romanischem Schiff aus dem Anfang des 12. Jahrh. und einer Krypte aus dem 8. Jahrh.), eine Synagoge, Denkmäler der Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. und Bismarcks sowie ein Kriegerdenkmal, einen schönen Park (Kaiserpark) und einen großen Volksgarten. Die Zahl der Einwohner beträgt (1900) 58,023, davon 9225 Evangelische und 631 Juden. G. ist das Hauptzentrum der rheinischen Baumwollindustrie und Sitz der Rheinisch-Westfälischen Textil-Berufsgenossenschaft, mit Stühlen für Seiden-, Halbseiden-, Woll-, Halbwoll- u. Baumwollwaren, Färbereien, Druckereien, Appreturanstalten, Zwirnereien etc. Außerdem hat die Stadt Eisengießereien, Maschinen-, Dampfkesselarmaturen- u. Maschinenölfabriken, bedeutende Buchbinderei, Fabrikation von Papierhülsen, Dachpappe, Papier, Seife, Strumpf- u. Schuhwaren, Geschäftsbüchern, Wagen, Zigarren, Webschützen, Bürsten, Schokolade, Zuckerwaren etc., ferner lithographische Anstalten, Gerberei, Seilerei, Bleicherei, Bierbrauerei, Ziegelbrennerei, Wasser- und Farbholzmühlen.

Wappen von M'Gladbach.
Wappen von M'Gladbach.

Dem Handel dient eine Handelskammer, eine Reichsbanknebenstelle, die Bergisch-Märkische Bank, die Gladbacher Bank und andre Geldinstitute, auch haben in G. ihren Sitz die Gladbacher Feuerversicherungs-, die Gladbacher Rückversicherungs-, die Rheinisch-Westfälische Transportversicherungs- (Lloyd) und die Rheinisch-Westfälische Rückversicherungsgesellschaft. G. hat drei Bahnhöfe und ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien G.-Ruhrort, Rheydt-Neuß, G.-Stolberg und Krefeld-Rheydt. Den Verkehr in der Stadt und mit dem benachbarten Rheydt vermittelt eine elektrische Straßenbahn. An Bildungs- und andern öffentlichen Anstalten hat G. ein Gymnasium und eine Oberrealschule, eine Fachschule für Textilindustrie, eine Heil- und Pflegeanstalt für blödsinnige Kinder (Hephata), eine Pflegeanstalt für Irrsinnige männlichen Geschlechts (Alexianerstift) etc. Die Stadt ist Sitz eines Amtsgerichts mit Strafkammer und Kammer für Handelssachen und eines Gewerbegerichts; die städtischen Behörden zählen 6 Magistratsmitglieder und 30 Stadtverordnete. In Verbindung mit der 793 gegründeten, 1802 aufgehobenen Benediktinerabtei wird die »Villa Gladebach« häufig genannt; seit dem 14. Jahrh. führt der Ort den Namen München-G., als Stadt wird er zuerst 1336 genannt. Zu Ende des 18. Jahrh. wurde die Baumwollweberei und 1807 die Baumwollspinnerei eingeführt. G. gehörte bis 1801 zum Herzogtum Jülich, dann bis 1815 zu Frankreich, worauf es an Preußen fiel. Vgl. Strauß, Geschichte der Stadt M.-G. (M.-Gladb. 1895). – 2) Bergisch-G., Stadt im preuß. Regbez. Köln, Kreis Mülheim a. Rh., an der Staatsbahnlinie Mülheim a. Rh. – Immekeppel, hat eine evangelische und 4 kath. Kirchen, Progymnasium, 4 bedeutende Papierfabriken (1200 Arbeiter), Fabriken für Herstellung von Maschinen, Pulver, Zigarren, Kokosmatten, feuerfesten Steinen und Treibriemen, Wollspinnerei, Zinkhütte, Dampfmahl-, -Säge- und -Farbholzmühlen, Dampfziegeleien, Kalkbrennerei, ein Eisensteinbergwerk und (1900) 11,435 meist kath. Einwohner. Bergisch-G. besteht aus 146 besonders benannten Wohnplätzen; es ist seit 1856 Stadt. Vgl. Rehse, Geschichte der evangelischen Gemeinde G. (1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 875-876.
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