Hagenbach

[618] Hagenbach, 1) Peter von H. (Schloß und Dorf H. unweit Altkirch im Oberelsaß), aus einem elsässischen Adelsgeschlecht, Kammerherr des Herzogs Johann von Kleve, trat 1462 als Rat und Hofmeister in die Dienste Karls des Kühnen von Burgund. Als der letztere vom Herzog Siegmund von Tirol die habsburgischen Herrschaften und Rechte im Elsaß, Breisgau und in der Schweiz pfandweise an sich brachte, wurde H. 1469 Landvogt derselben, nahm seinen Amtssitz in Breisach und war wegen seiner Härte gefürchtet. Es gelang ihm nicht, die oberrheinischen Städte dem burgundischen Herzog zu unterwerfen, ward 1474 durch eine Empörung dieser gestürzt und 11. April gefangen, von einem in Breisach versammelten Gericht verurteilt und 9. Mai 1474 enthauptet. Gleich darauf begann Karl der Kühne seinen Krieg gegen die Schweiz und die elsässischen Städte. Die Schicksale Hagenbachs gaben Anlaß zu einem historischen Reimwerk, das Mone (in der »Quellensammlung«, Bd. 3, Karlsr. 1863) herausgegeben hat.

2) Karl Rudolf, Theolog, namhafter Vertreter der sogen. Vermittelungstheologie, geb. 4. März 1801 in Basel, gest. daselbst 7. Juni 1874, studierte in Bonn und Berlin, wo er sich der Schleiermacherschen Schule anschloß, habilitierte sich 1823 bei der neuorganisierten Hochschule seiner Vaterstadt und wurde hier 1828 ordentlicher Professor. Unter seinen Schriften sind außer »Predigten« (Basel 1830–75, 9 Bde.) zu nennen: »Enzyklopädie und Methodologie der theologischen Wissenschaften« (Leipz. 1833, 12. Aufl. 1889); »Lehrbuch der Dogmengeschichte« (das. 1840, 2 Bde.; 6. Aufl. 1888); »Grundlinien der Liturgik und Homiletik« (das. 1863); »Ökolampad und Mykonius« (Elbers. 1859, in dem von ihm mitbegründeten Sammelwerk »Leben und ausgewählte Schriften der Väter und Begründer der reformierten Kirche«); »Die theologische Schule Basels und ihre Lehrer von 1460–1849« (Basel 1860); »Martin Leberecht de Wette« (das. 1850); »Leitfaden zum christlichen Religionsunterricht an höhern Gymnasien« (8. Aufl., Leipz. 1899) u. a. Von seinen in einzelnen Teilen mehrfach ausgelegten »Vorlesungen über die Kirchengeschichte von der ältesten Zeit bis zum 19. Jahrhundert« (Leipz. 1834–61) erschien 1868–72 eine Gesamtausgabe in 7 Bänden (Bd. 1–3 in neuer Ausg. 1885 bis 1887). Als Dichter machte sich H. bekannt in den Sammlungen: »Luther und seine Zeit« (Frauens. 1838) und »Gedichte« (Basel 1846, 2 Bde.; 2. Aufl. 1863). Vgl. Stähelin, Karl Rudolf H. (Basel 1875).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 618.
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