Hildesheimer Silberfund

[329] Hildesheimer Silberfund, eine Anzahl antiker silberner Gefäße und Gerätschaften, die am 9. Okt. 1868 am Galgenberg bei Hildesheim in einer Tiefe von ca. 3 m von einigen mit Erdarbeiten beschäftigten Soldaten im Boden gefunden wurden.

Stücke des Hildesheimer Silberfundes (Berlin, Kunstgewerbemuseum). 1. Mischkrug (Krater), 2. Salzfaß, 3. Schale.
Stücke des Hildesheimer Silberfundes (Berlin, Kunstgewerbemuseum). 1. Mischkrug (Krater), 2. Salzfaß, 3. Schale.

Der Fund enthält die fast vollständige Ausrüstung der Tafel eines vornehmen Romers für drei Personen, als Teller, Schüsseln, Schalen, Mischgefäße, Trinkbecher, Tiegel, einen Dreifuß, ein Salzfaß (Fig. 2) etc., im ganzen 74 Stücke, z. T. von bedeutender Größe und einem Gesamtgewicht von über 107 Pfd. Silber. Nach der sorgfältigen Technik wie nach dem Stil der darauf angebrachten bildlichen Verzierungen zu schlief;en, stammt der Schatz aus der besten Zeit des römischen Kunsthandwerks, der Zeit der Julischen Kaiser. Der Fund wurde wohl von den Deutschen, die ihn erbeutet, aus unbekannten Gründen hier (die Römer sind nie in der Gegend von Hildesheim gewesen) in der Erde[329] verborgen. Die erwähnten Verzierungen sind meist Reliefs in getriebener Arbeit (aus dünnem, auf das Gefäß aufgelötetem Silberblech); an manchen Stücken findet sich auch Arbeit in Email und in Niello. Die künstlerisch bedeutendsten Stücke des früher im alten Museum, seit 1902 im Kunstgewerbemuseum in Berlin befindlichen Schatzes sind: ein großer, glockenförmiger Mischkrug (Krater), außen mit Arabesken und Kinderfiguren reich und anmutig geschmückt (Fig. 1); eine prachtvolle Schale, deren innerer Boden eine auf einem Felsstück sitzende vergoldete Minerva in Hochrelief zeigt; eine andre mit dem jungen Herkules als Schlangentöter ebenso (Fig. 3), noch andre mit den Büsten der Kybele und des Gottes Men; ferner zwei Trinkbecher, der eine mit zwei Henkeln, der andre henkellos, beide mit Masken und allerlei auf den Kult des Bacchus bezüglichen Symbolen und Bildwerken geschmückt. Vgl. Wieseler, Der H. S. (1. Teil, Götting. 1869); Holzer, Der Hildesheimer antike Silberfund (Hildesh. 1871); Pernice und Winter, Der H. S. der königlichen Museen zu Berlin (Berl. 1901, mit 46 Lichtdrucktafeln).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 329-330.
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