Hurōnische Formation

[665] Hurōnische Formation (von Logau 1812 von der Laurentischen Formation unterschieden und nach dem Huronensee in Nordamerika benannt, auch Formation der kristallinischen Schiefer, Urschieferformation), obere Abteilung der archäischen Formationsgruppe, besteht aus einer an 8000 m mächtigen, meist stark ausgerichteten und gefalteten Schichtenreihe von vorherrschenden Glimmerschiefern und Tonglimmerschiefern (oder Phylliten). In der tiefern Region herrschen die Glimmerschiefer mit ein gelagerten Amphiboliten und Quarziten (unter andern auch Diamant führendem Itakolumit) sowie Talk- und Chloritschiefern, in einer obern Region die Phyllite mit ähnlichen Gesteinseinlagerungen, besonders aber mit Sericit führenden Gesteinen (Sericitschiefer, Sericitgneis etc.), Kalkglimmerschiefern, Dach schiefern sowie Ottrelith- und Chiastolithschiefern. In beiden Abteilungen sind Graphitschiefer ziemlich häufig, ebenso körnige Kalke (Marmor) und Dolomite, auch Eisenerze (Eisenglimmerschiefer, Roteisenerz und Magneteisen). Konglomeratbänke, die scharfumrandete Gerölle von Gneis, Granit, Quarzit und Marmor durch ein kristallinisches Bindemittel verkittet enthalten, sind mehrfach, z. B. im Erzgebirge, in der huronischen Formation beobachtet worden. Deutliche Organismen haben sich noch nicht gefunden. Von Eruptivgesteinen ist Granit, Syenit, Diorit und Olivinfels (Serpentin) zu erwähnen, die sowohl in Massiven als lager- und gangförmig in die Sedimentgesteine eingedrungen sind. Die geographische Verbreitung der huronischen Formation schließt sich derjenigen der Laurentischen Formation (s. d.) an. ist aber nicht ganz so groß. In Europa seien die Alpen, das böhmisch-bayrische Grenzgebirge, das Fichtelgebirge, Erzgebirge, die schottischen und skandinavischen Gebirge, die Sierra Nevada in Spanien als Territorien typischer Entwickelung genannt; in Amerika ist die Formation in den atlantischen Staaten, ferner in den Anden, in Venezuela und Brasilien verbreitet. Reich ist die Formation an technisch wichtigen Substanzen. Eisenglanz und Roteisensteine (Michigan, Wisconsin, Elba etc.), Magneteisen (Erzgebirge, Dannemora etc. in Schweden), Spateisenstein (Hüttenberg etc. in Kärnten) und Kupfererze (Tennessee) sind in Lager- oder Stockform den Gesteinen eingeschaltet und bald an das Auftreten von körnigem Kalk, bald mehr an die Nähe von Eruptivgesteinen geknüpft, zu welch letztern auch die Zinnerze von Geyer und Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge etc. in enger Beziehung stehen. Die reichen Silber-, Blei-, Kupfer-, Kobalt- und Wismutgänge des Sächsischen Erzgebirges und von Kupferberg in Schlesien dürften ebenfalls der huronischen Formation angehören.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 665.
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