Indianerterritorium

[793] Indianerterritorium (Indian Territory), Gebiet der nordamerikan. Union (s. Karte »Vereinigte Staaten«), im W. des Mississippi, zwischen 33°35´-37° nördl. Br. und 94°20´-103° westl. L., von Arkansas, Kansas und Texas begrenzt, enthält 81,320 qkm und gehört mit seiner größern Südhälfte dem Ozarkberglande, mit der kleinern Nordwesthälfte dem südlichen Prärietafelland an. In ersterer erheben sich der Sugarloaf und andre wilde Berge bis 780 m ü. M., während die mittlere Höhe des Gebiets gegen 400 m beträgt. Bis auf einen schmalen Streifen im S., entlang dem Red River, wo cretazische Bildungen herrschen, ist der Boden aus Schichten der Steinkohlenformation zusammengesetzt, auf einer Fläche von über 50,000 qkm mit abbauwürdigen Flözen. Von den zahlreichen Flüssen durchzieht der Arkansas den Nordosten und nimmt hier den Canadian auf, dem die Südgrenze bildenden Red River geht der Washita zu. Das heiße und trockne Klima ist dem Ackerbau weniger günstig als der Viehzucht, und infolge von Dürren sind Mißernten häufig. Bewohnt wird das Gebiet ((900) von 392,060 Menschen (5 auf 1 qkm), darunter 52,500 Indianer, 302,680 Weiße und 36,853 Neger und Negermischlinge. Obgleich das Gebiet den Indianern von der Unionsregierung 1837 »für alle Zeiten« überwiesen wurde, sind doch, besonders seit 1880, die andern Rassen in großer Zahl eingedrungen, um sich eines beträchtlichen Teiles der besten Hilfsquellen zu bemächtigen; 1889 hat man auch das 101,080 qkm große Gebiet von Oklahoma (s. d.) abgetrennt. Von den Indianern gehören die meisten zu den fünf zivilisierten und seßhaften Stämmen (nations) der Tscherokesen (26,000), Tschickasa (6000), Tschokta (10,000), Krik (8000) und Seminolen (1700), die übrigen, die der Quapaw-Agentur untergestellt sind, zu den Stämmen der Quapaw, Seneka, Wyandotte, Peoria, Ottawa, Modok, Miami, und Shawnee. Jeder Stamm wohnt in einem abgegrenzten Gebiet und bildet einen eignen Staat mit einer Verfassung nach dem Muster jener der amerikanischen Bundesstaaten. Die Regierung der Vereinigten Staaten begnügt sich mit der Besetzung des Forts Gibson und der Bestallung von neun Agenten, durch die den Indianern ihre Renten für die abgetretenen Ländereien in andern Staaten ausgezahlt werden. Die Mission (Presbyterianer, Baptisten, Mennoniten) arbeitet mit gutem Erfolg, viele Gemeinden unterhalten Schulen zur Heranbildung von Geistlichen; es bestehen 317 Kirchen mit über 3200 Sonntagsschülern. Schulkinder zählte man 1902: 22,121, Lehrer 618, höhere Schulen 2. Der Ackerbau, an dem sich die Indianer lebhaft beteiligen, erzielte 1899: 30,709,420 Bushels Mais, 2,203,780 Bushels Weizen, 4,423,810 Bushels Hafer, 632,465 Bushels Kartoffeln, 80,364 Bushels Bataten und 77,864,522 Pfd. Baumwolle. Etwa 1,2 Mill. Hektar waren Kulturland (improved farm land), 1 Mill. Hektar Getreide- und 175,000 Hektar Baumwollenland. Noch bedeutender ist die Viehzucht (237,000 Pferde, 60,146 Maulesel, 1,519,259 Rinder, 17,343 Schafe, 674,209 Schweine), die Kohlenförderung betrug 1902: 2,7 Mill. Ton., auch etwas Wollweberei wird betrieben. Gegen die Verträge und ohne die Indianer für das ihnen genommene Land zu entschädigen, sind auch mehrere Eisenbahnen (bis 1902: 2395 km) gebaut worden. Drei Linien durchschneiden das Territorium in seiner ganzen Breite von N. nach S., ebenso werden der Südosten und Nordwesten von Bahnen durchzogen. Hauptort der Tscherokesenlande, im östlichsten Teil, am Illinois, ist Talequah mit Kapitol und 1200 Einw. Andre nennenswerte Plätze sind hier der Bahnknotenpunkt Vinita (1200 Einw.) und Fort Gibson, im Gebiete der Krik: Tulsa und Ockmulgee. Im südlich davon gelegenen Gebiete der Tschokta haben Atoka, Lehigh und Mac Allister, an der Missouri-Kansas-Texasbahn, im Tschickasa gebiet Ardmore, an der Colorado-Santa Fé-Bahn, höhere Bedeutung durch Kohlengruben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 793.
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