Kraft [2]

[552] Kraft, 1) Adam, Bildhauer der Nürnberger Schule, geb. um 1440, wahrscheinlich in Nürnberg, gest. 1507, angeblich im Spital zu Schwabach. Über seinen Lehrmeister, seine Wanderjahre und seine Schicksale wissen wir nichts. Seine uns bekannte Tätigkeit beginnt in Nürnberg 1490 mit den von Martin Ketzel gestifteten sieben Stationsbildern in Relief, die früher auf dem Wege nach dem Johanniskirchhofe standen, jetzt aber nach dem Germanischen Museum überführt und an ihrem frühern Orte durch Sandsteinkopien ersetzt worden sind (s. Tafel »Bildhauerkunst VIII«, Fig. 8). Daran schließen sich verschiedene Grabmäler: das für Sebald Schreyer, Kirchenmeister der St. Sebalduskirche, von 1492; ein Relief am Chor der Sebalduskirche, das in fast lebensgroßen Figuren drei Szenen aus der Leidensgeschichte Christi darstellt; das für die Familie Pergensdorfer, jetzt in der Frauenkirche; das für die Familie Landauer, jetzt in einer Kapelle neben der Ägidienkirche; dann einige Reliefs in der Sebalduskirche und (sein letztes Werk) die große Grablegung Christi, bestehend aus 15 lebensgroßen Statuen, in der Holzschuherschen Grabkapelle auf dem Johanniskirchhof (1507). Auch fertigte er verschiedene kleinere Arbeiten zum Schmuck öffentlicher und privater Gebäude, wie das Relief über dem Portal des Wagehauses (1497), ein Relief (St. Georg) an einem Haus in der Theresienstraße, mehrere Madonnenbilder, z. B. jenes am »gläsernen Himmel« in der Bindergasse, und verschiedene Arbeiten mehr dekorativer Art, wie Wappen u. dgl. Sein Hauptwerk ist das auf Kosten des Hans Imhof in den Jahren 1493–1500 ausgeführte, 19 m hohe, in den reichsten gotischen Formen gehaltene und mit zahlreichen Figuren besetzte Sakramentshäuschen in der Lorenzkirche, wofür er 770 Gulden erhielt. Sein Bildnis in lebensgroßer Figur hat er am Fuß angebracht. Seinen Stil kennzeichnen große Energie der Darstellung, Tiefe der Empfindung und lebendige Charakteristik, bauschige Gewandung und derbe Figuren. Vgl. Wanderer, Adam K. und seine Schule (Nürnb. 1869, mit 30 Tafeln); Bergau in Dohmes »Kunst und Künstler«, Heft 28 (Leipz. 1877); Dann, Adam K. und die Künstler seiner Zeit (Berl. 1897) und Peter Vischer und Adam K. (Bielef. 1905).

2) Gustav, Forstmann, geb. 18. Aug. 1823 in Klausthal, gest. 9. Jan. 1898 in Hannover, studierte 1845–47 auf der Forstschule in Münden, 1850 und 1851 in Göttingen, war 1852–65 Hilfsarbeiter der hannoverschen Zentralforstverwaltung, sodann Oberförster in Bovenden bei Göttingen, Forstmeister in Dassel am Solling, später in Hannover, wurde dort 1885 zum Oberforstmeister ernannt und 1892 in den Ruhestand versetzt. Er schrieb: »Beiträge zur forstlichen Wasserbaukunde« (Hannov. 1863); »Anfangsgründe der Theodolitmessung und der ebenen Polygonometrie« (das. 1865; 3. Aufl. von Schering, 1895); »Zur Praxis der Waldwertrechnung und forstlichen Statik« (das. 1882); »Beiträge zur Lehre von den Durchforstungen, Schlagstellungen und Lichtungshieben« (das. 1884); »Beiträge zur forstlichen Zuwachsrechnung und zur Lehre vom Weiserprozent« (das. 1885); »Beiträge zur forstlichen Statik und Waldwertrechnung« (das. 1887); »Beiträge zur Durchforstungs- und Lichtungsfrage« (das. 1889); »Über die Beziehungen des Bodenerwartungswertes und der Forsteinrichtungen zur Reinertragslehre« (das. 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 552.
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