Lagerlöf

[49] Lagerlöf, Selma, schwed. Schriftstellerin, geb. 20. Nov. 1858 auf dem alten, abgelegenen Gut Mårbacka in Wärmland, wo sie ihre Jugend verbrachte, bis sie mit 22 Jahren in Stockholm in ein Lehrerinnenseminar eintrat. 1885–95 war sie als Lehrerin in Landskrona tätig. 1891 erschien ihr erstes Werk: »Gösta Berlings Saga« (6. Aufl. 1904), die Epopöe ihrer Heimat, zusammengeflochten aus Märchen, Geschichten und Kindheitserinnerungen. Diese phantasiereiche Schöpfung war nach der realistischen Problemliteratur der 1880er Jahre von großer Wirkung: die über alle Wirklichkeit des Lebens hinwegtäuschende Romantik eroberte alle Herzen. Mit gleicher Freude wurde der folgende Novellenband: »Unsichtbare Bande« (1894, 3. Aufl. 1904), entgegengenommen, der wahre Perlen idyllischer Schilderung enthält. 1895 unternahm L. mit Sophie Elkan (s. d.) eine Reise nach Deutschland, der Schweiz, Italien, Belgien und verbringt seitdem ihre meiste Zeit auf Reisen, die sie bis nach Ägypten und Palästina geführt haben. Ergebnisse dieser Reisen sind unter anderm die Geschichten aus Sizilien: »Wunder des Antichrist« (1897, 3. Aufl. 1904), in Romanform ein Lobgesang auf den Süden, und die große Bauernschilderung »Jerusalem« (1901 und 1902, 2 Bde.; 4. Aufl. 1903), in der L. mit genialem Instinkt das Sektenwesen als das Charakteristische im Bauernleben des Nordens darstellt. Verfällt sie in den vorher genannten Werken, in »Königinnen in Kungahälla« (1899), der »Herrenhofssage« (1899, 3. Aufl. 1903), den »Christuslegenden« (1904) und »Herrn Arnes Schatz« (1905) manchmal in Weitschweifigkeit und romanhafte Ausschmückung, so ist sie hier durchweg großzügig, ruhig, sicher. Alle ihre Bücher sind deutsch erschienen (besonders im Langenschen Verlag in München); die meisten wurden auch in andre Sprachen übersetzt. Vgl. Levertin, Selma L. (deutsch, Berl. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 49.
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