Manitoba

[228] Manitoba, Provinz Kanadas (s. Karte bei Artikel »Kanada«), zwischen 49–52°50' nördl. Br. und 95–101°20' westl. L., begrenzt von den Provinzen Ontario (im SO.) u. Saskatchewan (im W.), dem Distrikt Keewatin (im NO.) und den Vereinigten Staaten (Norddakota u. Minnesota, im S.), 165,925 qkm groß. Den zentralen Hauptteil des Landes bildet der 200 m ü. M. gelegene, außerordentlich fruchtbare Flachboden eines quartären Sees (des Lake Agassiz), von dem der Winnipegsee, der Winnipegosissee und der Manitobasee (s. d.) die Überreste sind. Über ihm liegt im W., jenseit des aus altem Gletscherschutt gebildeten Walles des Riding Mountain (600 m), Duck Mountain (780 m) und Porcupine Mountain (750 m), die 400–600 m hohe Prärietafel, im allgemeinen gut begraft und in weitem Umfang anbaufähig. Der Osten ist felsiges Waldland. Den Süden durchströmt der schiffbare Red River, der von links durch den Assiniboine verstärkt wird und in den Winnigpegsee mündet, den Südosten der schnellenreiche Winnipeg River, aus dem Lake of the Woods. Das Klima ist ausgeprägt kontinental, mit sehr strengen Wintern (Winnipeg bis -47,5°) und heißen Sommern (Winnipeg bis 38°). Verheerende Frühjahrsfröste treten noch nach Mitte Mai, harte Herbstfröste (-12°) vor Ende September auf. Die jährliche Regenhöhe von Winnipeg beträgt 525 mm. Die Winter sind zwar schneearm, aber nicht ohne furchtbare Schneestürme (»Blizzards«). Haupthilfsquellen des Landes bilden Ackerbau und Viehzucht, wobei freilich die Jahreserträge entsprechend den Wechselfällen des Klimas starken Schwankungen unterliegen. Einen besonders hohen Aufschwung nahm der Weizenbau, der 1883 von 140,000 Hektar 2,1 Mill. hl, 1902 aber von 0,8 Mill. Hektar 15,1 Mill. hl (1903 nur 11,4 Mill., 1900 nur 3,7 Mill.) ergab; demnächst der Haferbau (1902 von 290,000 Hektar 10 Mill. hl) und der Gerstenbau (1902 von 132,000 Hektar 3,1 Mill. hl). Kartoffeln erntete man 1903: 1,4 Mill. hl, andre Wurzelfrüchte 1 Mill. bl, Flachssaat 170,000 hl, Erbsen 12,000 hl. Pferde gab es 1901: 163,867, Rinder 349,886 (wovon 141,481 Milchkühe), Schafe 29,464, Schweine 126,459. Auch die Fischerei ist umfangreich. Die Braunkohlenfelder des Staates, am Souris und Assiniboine, die 39,000 qkm einnehmen sollen, lieferten 1903 rund 0,6 Mill. Ton. Brennstoff. Brauneisenstein findet sich am Winnipegsee, Salz am Winnipegosissee, Gips nordöstlich vom Manitobasee. Von Gewerbszweigen ist die Müllerei am besten entwickelt. Der Handel, insbes. der bedeutende Getreideversand, den zahlreiche große Elevatoren entlang den verschiedenen Zweiglinien der Kanadischen Pacificbahn vermitteln, konzentriert sich in Winnipeg (s. d.). Die Bevölkerung betrug 1881 nur 66,954 Seelen, 1901 aber 255,211. 138,332 waren 1901 männlich, 116,615 weiblich, 180,859 in Kanada geboren, 20,036 in England, 8854 in Rußland, 8099 in Schottland, 6922 in den Vereinigten Staaten, 4553 in Schottland, 2285 in [228] Deutschland, 2090 in Skandinavien, 1470 in Frankreich; englischer Abkunft waren aber 64,509, schottischer 51,355, irischer 47,409, deutscher 27,346, französischer 16,040, isländischer 8271, schwedischer 2005. Indianer, die meist in besondern Reservationen leben, zahlte man 1901 nur noch 5906, Indianermischlinge (half breed) 10,371, Besucher der 57 Indianerschulen 1836. Dem Bekenntnis nach waren 65,348 Methodisten, 49,936 Baptisten, 44,922 Anglikaner, 35,672 Katholiken, 16,542 Lutheraner. Analphabeten gab es 1901: 67,833, das sind 26,58 Proz., Schulen 1903. 1584 mit 2094 Lehrern und 57,409 eingetragenen Schulbesuchern; höhere Schulen 4 (darunter ein Lehrerseminar in Winnipeg). Die Verwaltung besorgen ein Statthalter (Lieutenant Governor) mit einem verantwortlichen Ministerium (Executive Council) und einer Kammer (Legislature) aus 40 Mitgliedern. In den Senat von Kanada sendet M. 4, in das Haus der Gemeinen 10 Mitglieder. Die Einkünfte der Provinz betrugen 1903: 1,352,219, die Ausgaben 1,262,292, die Schuld 19,460,962, die Guthaben 19,849,641 Doll. Hauptstadt ist Winnipeg (s. d.). – M. wurde zuerst von dem Grafen Selkirk besiedelt, der schottische Kolonisten heranzog. Die Kolonie gelangte aber bei der geringen Gunst, deren sie sich von seiten der Hudsonbaikompanie erfreute, zu keiner Glüte. Erst als M. 1870 als selbständige Provinz der Dominion of Canada einverleibt wurde (was die französischen Kanadier, die eine Einschränkung ihrer »Freiheiten« befürchteten, zu einem von Sir Garnet Wolseley ohne Blutvergießen unterdrückten Aufstand verleitete), besserten sich die Verhältnisse. Vgl. Bryce, M., its infancy, growth and present condition (Lond. 1882); Legge, Sunny M., its peoples and its in dustries (New York 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 228-229.
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