Norddakōta

[752] Norddakōta (North Dakota, abgekürzt N. D.), Staat der nordamerikan. Union (s. Karte »Vereinigte Staaten«), zwischen 45°55´-49° nördl. Br. und 96°40´-106° westl. L., wird umgrenzt von Kanada (Manitoba und Alberta im Norden), Minnesota (im O.), Süddakota (im S.), Montana (im W.) und ist 183,350 qkm groß. Das Gebiet fällt nur mit seinem kleinern Ostteile, dem Red River-Tal (250 m ü. M.), in dem die Schlammablagerungen des quartären Lake Agassiz einen sehr fruchtbaren Boden abgeben, in die anbaufähige Prärie. Der viel ausgedehntere Westteil ist steppen- und wüstenhafte Hochprärie, die zwischen dem James und Souris River einerseits und dem Missouri anderseits das »Coteau du Missouri« (s. d.) bildet, im W. einen großen Teil der Bad Lands umschließt und im SO. bis 825 m aufsteigt. Cretazeïsche (Dakotasandstein) und tertiäre Schichten, die im ganzen Nordosten von Gletscherschutt überlagert sind, setzen hier den Boden zusammen, mit spärlichen, vielfach alkalischen Quellen. Von den Flüssen ist auch der Missouri (s. d.), der auf der Grenze den Yellowstone und dann den Little Missouri aufnimmt, nur schlecht schiffbar, noch mehr der James und Souris, der Red River dagegen, der die Ostgrenze bildet, dient in beträchtlichem Umfange der Getreideverschiffung und soll durch künstliche Nachhilfe bis zum Red Lake (635 km weit) schiffbar gemacht werden. Unter den zahlreichen Seen ist der salzige Devils Lake (1200 qkm) der größte. Sehr ausgedehnt sind zwar die tertiären Braunkohlenfelder (etwa 70,000 qkm), doch lieferten sie 1902 erst 204,000 metr. Ton. Brennstoff. Das Klima ist im Sommer heiß, im Winter aber sehr kalt, mit schlimmen Frühjahrsfrösten bis in die erste Juniwoche und Herbstfrösten von der zweiten Septemberwoche an, öfters auch mit furchtbaren Schneestürmen. Bismarck hat 4,2° Jahresmittel, 20° im Juli, -15,3° im Januar, 41° höchste und 36° niedrigste Temperatur, dazu 444 mm Niederschläge. Die wichtigste Hilfsquelle des Staates liegt im Ackerbau. 1900 gab es 45,332 Farmen mit 3,86 Mill. Hektar Kulturland und 2,24 Mill. Hektar Getreide-, davon 1,8 Mill. Weizenfläche, während die Ernte an Weizen 59,888,810 Bushels (abgesehen von Minnesota, mehr als in jedem andern Unionsstaat), an Hafer 22,125,331 Bushels, an Mais 1,284,870 Bushels betrug. Dabei kommt aber die größere Hälfte der Getreideproduktion auf die sechs östlichen Grafschaften. Obstbau ist durch das Klima fast ausgeschlossen. Der Viehbestand betrug 1900: 376,062 Pferde, 667,087 Rinder, 682,391 Schafe, 194,814 Schweine. Die Industrie ist unbedeutend und beschränkt sich auf den örtlichen Bedarf. Eine Ausnahme macht nur die Müllerei mit 1900: 97 Betrieben und 4,134,023 Doll. Produktionswert. Die Great Northern- und die Northern Pacific-Eisenbahn durchziehen den Staat von O. nach W., andre Linien in nordsüdlicher Richtung; die Gesamtlänge aller Linien betrug 1902: 4520 km. Die Bevölkerung zählte 1890: 182,719, 1900: 319,146 Köpfe, davon 177,493 männlich, 141,653 weiblich, 113,091 im Ausland (11,546 in Deutschland, 30,206 in Norwegen, 14,979 in Rußland) Geborne, 286 Neger und 6968 Indianer vom Stamm der Sioux, Mandanen, Grosventres, Arickari und Chippewa, die auf drei große Reservationen verteilt sind. Die öffentlichen Schulen zählten 1903: 4844 Lehrer und 90,157 eingetragene Kinder, die drei höhern Schulen 56 Dozenten und 309 männliche und 153 weibliche Studierende, darunter die Staatsuniversität zu Grand Forks. Es erscheinen 233 Zeitungen. Der Gouverneur wird auf zwei, die 50 Mitglieder des Senats werden auf vier, die 140 Mitglieder des Abgeordnetenhauses auf zwei Jahre gewählt. In den Unionskongreß sendet N. 2 Senatoren und 2 Repräsentanten, bei der Präsidentenwahl hat es 3 Stimmen. Das steuerbare Eigentum bewertete sich 1902 auf 117,204,485, die öffentliche Schuld auf 1,006,393 Doll. Der Staat wird in 39 Grafschaften eingeteilt. Hauptstadt ist Bismarck. – N. bildete bis 1889 einen Teil des Territoriums Dakota, das damals in N. und Süddakota geteilt wurde, die beide als Staaten Aufnahme in die Union fanden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 752.
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