Montāna

[88] Montāna (abgekürzt Mta.), einer der westlichen Vereinigten Staaten von Nordamerika, im O. von Dakota, im S. von Wyoming, im W. von Idaho, im N. von Kanada begrenzt, zwischen 44°10´-49° nördl. Br. und 101–116° west. L., enthält 378,330 qkm. Die größere Westhälfte ist Felsengebirgsland, in dem die Bitterroot- und Coeur d'Alène Mountains, an der Grenze gegen Idaho, 2500 m, die Belt Mountains 2620 m, die Lewiskette an der kanadischen Grenze im Mount Cleveland 3182 m, die Crazy Mountains 3400 m und die Absaroka Mountains an der Nordostseite des Yellowstoneparkes 3445 m erreichen, während am Missoula und Flathead River (zum Clarke's Fork) sowie am Missouri und Yellowstone ausgedehnte Tal- und Hügellandschaften nur zwischen 900 und 1600 m hoch sind (der Flatheadsee 860 m). Paläozoische und kristallinische sowie (in den Absaroka- und Crazy Mountains etc.) vulkanische Gesteinsarten setzen die Gebirge zusammen. Deutliche Spuren einer einstigen starken Vergletscherung sind allenthalben vorhanden, gegenwärtig sind aber nur noch kleine Gletscher (der größte in der Lewiskette 8 qkm) vorhanden. Die Hänge sind bis 2900 m mit dichten Waldungen von Nadelholz (Pinus ponderosa und P. murrayana, Picea alba, Abies Douglasii, A. grandis etc.) bedeckt. Dem Bergland entströmen der Missouri mit zahlreichen Nebenflüssen (Milk River, Marias oder Bear, Musselshell, Yellowstone), deren Täler auf weiten Strecken canonartig eingegraben sind. Der östliche Teil ist eine ebene oder flachhügelige Hochprärie, die 600–1500 m ü. M. liegt und aus Schichten der Kreideformation besteht. Das Klima ist im W. unter dem Einfluß des Chinook, eines föhnartigen Windes, milder und feuchter als im O., die Winter sind aber im allgemeinen sehr kalt, die Sommer ziemlich heiß. Helena hat 6,6° mittlere Jahrestemperatur, 19,6° Julitemperatur und -8,3° Januartemperatur, und das Thermometer ist daselbst schon auf -42,8°, in Poplar River (im O.) aber sogar auf -52,8° gesunken. Längs der Flüsse wachsen Balsampappeln, Erlen und Weiden. Wilde Tiere (Bären, Wölfe, Luchse, Wildkatzen) sind in den Bergen noch häufig. Der Ackerbau erstreckte sich 1900 auf 460,000 Hektar (d.h. 1, 2 Proz. der Landfläche), wovon 302,000 Hektar künstlich bewässert werden müssen. Am namhaftesten ist der Haferbau, der 1904: 6,303,704 Bushels ergab, demnächst der Weizenbau (2,596,731 Bushels) und Kartoffelbau, während der Maisbau (86,624 Bushels) und Obstbau geringfügig sind. Hervorragender ist M. als Viehzüchterstaat. Mit seinem Bestande an Schafen (1900: 6,170,580 Stück) steht es sämtlichen Unionsstaaten vorauf, und auch der Bestand an Rindern (974,845) und Pferden (347,247) ist sehr ansehnlich. Die Haupthilfsquelle hat aber bisher in den reichen Erzlagerstätten bestanden. 1902 ergab der Betrieb der vorhandenen 281 Gruben eine Gesamtförderung von 28,285,085 Doll., die großartige Kupferförderung (27 Gruben mit 6388 Arbeitern, darunter die berühmte Anaconda-Grube), durch die M. alle Unionsstaaten ebenso wie alle Staaten der Erde überragt, bewertete sich allein auf 20,563,353 Doll. (128,975 Ton.). Die Gold- und Silberausbeute, die früher bedeutender war und von 1860–1902 insgesamt 580 Mill. Doll. ergab, wertete 1902 noch mit 4,688,536 Doll. Wichtig ist auch die Kohlenproduktion der Felder bei Bozeman (1902: 1,416,000 metr. Ton.), bemerkenswert ferner die Edelsteingewinnung bei Helena (Saphire) und die Kalk- und Sandsteingewinnung. Die Industrie förderte 1900 aus 10,080 Betrieben mit 10,117 Arbeitern für 57,075,824 Doll. Erzeugnisse, beschränkt sich aber im wesentlichen auf die metallurgischen Zweige (7 Kupferschmelzwerke mit 4290 Arbeitern und 36,387,063 Doll., 3 Bleischmelzwerke mit 563 Arbeitern und 5,264,253 Doll.) und auf die Sägeholzbereitung (2,949,992 Doll.). Dem Handel und Verkehr dienen beinahe ausschließlich die Eisenbahnen (1903: 4875 km), vor allem die Nordpacificbahn und die Great Northern-Bahn, die das Land von O. nach W. durchschneiden. Die Schiffahrt auf dem Missouri und Yellowstone ist der großen natürlichen Schwierigkeiten halber sehr geringfügig. Die Bevölkerung betrug 1870 erst 20,595,1900 aber 243,329 Seelen, worunter 149,842 männlich, 93,487 weiblich, 67,067 im Ausland (7162 in Deutschland) Geborne, 1523 Neger und Mulatten, 1739 Chinesen, 2441 Japaner, 11,343 Indianer. Letztere leben in mehreren großen Reservationen, die von sechs Agenturen aus verwaltet werden, und gehören vorwiegend den Stämmen der Sioux (Crow, Assiniboine, Yanktonais), Algonkin (Blackfeet, Cheyenne, Grosventre, Piegan) und Selish (Flathead, Kalispelm) an. Die öffentlichen Schulen zählten 1903: 1268 Lehrer und 44,881 eingetragene Schüler, die 1895 begründete Staatsuniversität zu [88] Missoula 1904: 22 Dozenten und 360 Studierende. Es erscheinen 99 Zeitungen. Die Staatslegislatur besteht aus einem Senat von 26 Mitgliedern, die ebenso wie der Governor auf 4 Jahre, und aus einem Haus aus 72 Mitgliedern, die auf 2 Jahre gewählt werden. In den Unionskongreß sendet M. 2 Senatoren und einen Abgeordneten; bei der Präsidentenwahl hat es 3 Stimmen. Eingeteilt wird es in 26 Grafschaften. Hauptstadt ist Helena. M. wurde 1864 als Territorium organisiert und 8. Nov. 1889 als Staat in die Union aufgenommen. Vgl. H. Bancroft, History of M. (San Francisco 1890); Smead, Land of the Flatheads (Missoula 1905). S. Karte »Vereinigte Staaten«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 88-89.
Lizenz:
Faksimiles:
88 | 89
Kategorien: