Richmond [3]

[902] Richmond, Städte in der nordamerikan. Union: 1) Hauptstadt und größte Stadt des Staates Virginia, liegt malerisch auf sieben Hügeln am linken Ufer des bis hierher schiffbaren James, unmittelbar unterhalb seiner Stromschnellen, die starke Wasserkraft gewähren, unter 37°32' nördl. Br. und 77°26' westl. L., hat auf dem Shockoe Hill ein Kapitol mit Standbild Washingtons und Bibliothek, ein Reiterstandbild Washingtons und Standbilder Henry Clays, Lees und Stonewall Jacksons und das stattliche, 1894 vollendete Rathaus. Andre nennenswerte Bauten sind: Postgebäude, Zollhaus, Tabakbörse, Zuchthaus, Irrenhaus, Theater. Die Stadt ist Sitz eines deutschen Konsuls, hat eine medizinische Schule, ein geistliches Seminar für Neger und (1900) 85,050 Einw., darunter 32,230 Farbige und nur 1181 in Deutschland Geborne. Die schnell wachsende Industrie erzeugte 1900 in 763 Betrieben mit 16,692 Arbeitern Waren im Werte von 28,900,616 Doll., darunter 49 Tabak- und Zigarrenfabriken (für 10,537,803 Doll.), ferner große Maschinenbau- und Lokomotivenwerke, Sägemühlen, Kornmühlen, Fabriken von Ackergeräten, Düngmitteln, Eisen- und Stahlwerke etc. Schiffe von 3 m Tiefgang können zu den Docks gelangen, und Dampfer verkehren regelmäßig mit Norfolk, Baltimore, Philadelphia und New York. Den innern Verkehr vermitteln 39 km Straßenbahnen. Sechs Brücken verbinden R. mit seiner Vorstadt Manchester (s. d. 2, S. 204). Im W. liegt der schöne Friedhof Hollywood mit einem 27 m hohen Denkmal für die hier begrabenen 12,000 konföderierten Soldaten. Das steuerpflichtige Einkommen betrug 1904: 82,124,221, die städtische Schuld 7,200,000 Doll. – R. wurde 1737 gegründet und 1779 zum Sitz der Regierung von Virginia erhoben. Wichtige politische Konvente wurden hier 1788, 1829, 1850 und 1861 abgehalten. Von 1861–65 war R. Sitz der Regierung der konföderierten Südstaaten. Während dieser Zeit wurde es stark befestigt, fiel aber nach einer dreitägigen Schlacht 3. April 1865 in die Hände der Unionsarmee, wodurch der Bürgerkrieg beendigt ward. Die großen Warenhäuser und die Brücken wurden von den abziehenden Konföderierten in Asche gelegt, sind aber wiederhergestellt worden. Eins der Tabaklager wurde während des Krieges als Gefängnis benutzt und gewann als Libby Prison eine traurige Berühmtheit. – 2) Hauptstadt der Grafschaft Wayne in Indiana, nahe der Ostgrenze, am Ostarm des Whitewater River, inmitten eines reichen Ackerbaubezirks, an mehreren Bahnen, hat durch die Wasserkraft des Flusses getriebene Sägemühlen, Fabriken für Ackerbaumaschinen, Mehl, Papier etc., eine große Irrenanstalt und 18,226 Einw., darunter zahlreiche Quäker, die hier das Earlham College und die Friends Academy unterhalten. – 3) Hauptort der Grafschaft Madison in Kentucky, im Blaugrasdistrikte des Staates, Bahnknotenpunkt, hat Pferde- und Tabakhandel, mehrere Mineralquellen und (1900) 4653 Ein w. – 4) Stadt in Maine, am Kennebec River, mit Sägemühlen, Baumwollfabriken und (1900) 2049 Einw. – 5) Stadt in Missouri, nördlich vom Missourifluß, an der Santa Fé-Bahn, hat Kohlengruben, Fabriken und (1900) 3478 Einw. – 6) Vorort von New York, auf Staten Island, seit 1897 als besonderer Bezirk (borough), mit (1900) 67,021 Einw., zu New York geschlagen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 902.
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