Saffĭan

[412] Saffĭan (von der Stadt Saffi in Marokko, Marokkoleder, Maroquin), lohgares, sehr seines und weiches, auf der Narbenseite gefärbtes Ziegenleder, das vielfach ersetzt wird durch ähnlich zubereitetes Schaf- und Kalbleder (unechter S.), für Buchbinder- und Portefeuillearbeiten und seines Schuhwerk (besonders im Orient). Die Felle werden durch Kalk enthaart, mit dem Streicheisen behandelt, im Walkfaß gewalkt, durch Beizen und Schwellen vom Kalk befreit und dann in der Regel mit Sumach gegerbt. Dabei taucht man die Felle unter fortwährender Bewegung in immer stärkere Brühen oder näht sie zu Beuteln zusammen, füllt diese mit Sumachbrühe und bringt sie in einen Kessel, der mit solcher Brühe gefüllt ist. Das gare Leder wird gefärbt (nur das rote färbt man vor dem Gerben), nach dem Trocknen auf der Narbenseite mit etwas Leinöl eingerieben, auf der Glänzmaschine bearbeitet und schließlich mit künstlicher Narbe versehen. Die Fabrikation des Saffians war schon den alten Ägyptern bekannt, sie blieb auch lange Zeit eine dem Orient eigentümliche Gerbmethode, und noch jetzt werden in Marokko, in der Türkei, in Ägypten und Persien beträchtliche Mengen davon angefertigt. 1749 wurde die erste Saffianfabrik im Elsaß und 1797 in Paris angelegt, und seitdem hat sich diese Industrie in England, Deutschland und Frankreich zu hoher Blüte entwickelt. Aus dem Orient wird nur noch gegerbtes Leder (Meschinleder) nach Europa gebracht, um hier gefärbt und appretiert zu werden. Für die europäische Fabrikation liefert die Schweiz gute Felle.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 412.
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