Sagan [1]

[415] Sagan, preuß. Lehnsfürstentum und Standesherrschaft in Niederschlesien mit Virilstimme auf dem schlesischen Provinziallandtag, war früher ein Teil des Herzogtums Glogau, von dem es durch Erbteilung der Söhne des Herzogs Heinrich VIII. 1397 getrennt ward. Es fiel 1475 an Kursachsen, 1549 an Böhmen, und 1627 verkaufte es Kaiser Ferdinand II. an Wallenstein. Nach dessen Ermordung eingezogen, kam S. 1646 an das fürstliche Haus Lobkowitz, von dem es 1787 Herzog Peter von Kurland (gest. 1800) kaufte. Von diesem erbte es seine Tochter, Prinzessin Katharine Wilhelmine von Biron-S., zuletzt vermählt mit Graf Karl Rudolf von der Schulenburg. Als sie 1839 starb, fiel S. an ihre jüngere Schwester, Fürstin Pauline von Hohenzollern-Hechingen, und nach deren Tod (1845) an die dritte Schwester, Dorothea. Diese (geb. 21. Aug. 1793, gest. 19. Sept. 1862), eine Nichte der Elisa von der Recke (s. Recke 1), war seit 1809 unglücklich vermählt mit einem Neffen Talleyrands (s. d.), dem Herzog Edmund von Talleyrand-Périgord-Dino, und hatte zur Zeit Napoleons I. und der Restauration am französischen Hof eine einflußreiche Rolle gespielt. Paris hatte sie 1838 verlassen, erbte 1845 die Standesherrschaft S., deren Besitzern Friedrich Wilhelm IV. 19. Juni 1846 den Titel »Herzog von S.« nach dem Rechte der Erstgeburt verlieh. Vgl. v. Reumont, Aus König Friedrich Wilhelms IV. gesunden und kranken Tagen (Leipz. 1885). Gegenwärtig besitzt das Fürstentum, das einen Flächenraum von 1211 qkm (22 QM.) mit 65,000 Einw. umfaßt und sich ziemlich mit dem gleichnamigen Kreis des preuß. Regbez. Liegnitz deckt, ihr Enkel Boson, Herzog von Talleyrand-Périgord-S. (geb. 16. Mai 1832). Literatur s. den folgenden Artikel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 415.
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