[307] Seismomēter (griech., Erdbebenmesser), Apparate, die entweder nur anzeigen, daß zu einer Zeit ein Erdbeben stattgefunden hat (Seismoskope), oder Eintrittszeit, Dauer und Richtung der Schwingungen registrieren, die das Erdbeben ausmachen (Seismograph). Staatlich eingerichtete Beobachtungsstationen (Vesuvobservatorium unter Palmieris Leitung, das seismologische Institut in Japan, die kaiserliche Zentralstation für Erdbebenforschung in Straßburg und die seit 1903 in Deutschland eingerichteten Erdbebenstationen 1. und 2. Ordnung etc.) sind mit seinen, meist photographischen Registrierapparaten ausgerüstet. Zu den einfachen Instrumenten, zunächst zur Registrierung der Stoßrichtung, gehört das von Cacciatore erfundene und von Lepsius verbesserte S., ein rundes, etwa 20 cm großes Gefäß aus Glas oder Ton, in dessen Mitte sich eine größere, mit Quecksilber vollkommen ausgefüllte Vertiefung befindet, umgeben von 16 kleinen peripherisch angeordneten Vertiefungen. Beim Eintritt eines Stoßes fließt ein Teil des Quecksilbers durch die Neigung in eins oder auch (bei einem Stoß mittlerer Richtung) zwei der peripherischen Näpfchen. Die Menge des ausgeflossenen Quecksilbers entspricht der Stärke des Stoßes.
Ferner hat man schon lange nach allen Seiten schwingbare Pendel (Pendelseismometer) benutzt, bei denen ein am Ende angebrachter Pinsel oder Stift die Richtung und die Stärke des Stoßes in untergestreutem seinen Sand auszeichnet. In neuerer Zeit verwendet man aber viel feinere Apparate, besonders sogen. Horizontalpendel (s. d.). Zu derselben Gruppe gehören die konischen Pendelseismographen. Das Instrument besteht aus zwei Pendeln, die in rechtwinklig zueinander stehenden Ebenen aufgehängt sind. Das Gewicht eines jeden [307] Pendels ist in geringer Entfernung von dem einen Ende eines Hebels angebracht, dessen kürzeres Ende gegen einen Pfosten ruht, um den sich derselbe in Angeln drehen kann, während das längere Ende den Registrierzeiger trägt. Das Gewicht hängt an einem Drahte, dessen andres Ende an einer Schraube senkrecht über der Angel des Hebels befestigt ist. Pendel- und Angelseismographen verzeichnen nur die horizontale Komponente eines Erdbebenstoßes; um auch die vertikale kennen zu lernen, gebraucht man meistens eine durch ein Gewicht beschwerte Feder, welche die vertikalen Verschiebungen notiert, Trifilargravimeter, die photographisch registrieren, und mechanisch registrierende Mikroseismographen nach Vicentini mit Vertikal- und Horizontalkomponenten. So wurde von dem Erdbeben, das am 31. Jan. 1906 an der pazifischen Küste von Kolumbien stattfand, durch das S. in Leipzig die Ostwestkomponente in Form des auf S. 307 stehenden Diagramms registriert. Aus demselben geht hervor, daß das Erdbeben wesentlich aus drei Phasen bestand: mit geringerer Erschütterung setzte ein Vorbeben ein, nach etwa 11 Minuten erreichte dieses einen größern Umfang, um nach 20 Minuten in das eigentliche Hauptbeben mit rasch aufeinanderfolgenden Wellen von großer Amplitüde überzugehen; diesem folgte nach etwa 24 Minuten ein nur kurze Zeit andauerndes, schwaches Nachbeben. Ähnliche Erscheinungen zeigen, wie die Untersuchung mittels der S. ergeben hat, auch andre Erdbeben; auch sie bestehen durchweg aus drei Phasen (Vor-, Haupt- und Nachbeben); die Dauer des Vorbebens hängt mit der Entfernung vom Epizentrum zusammen, so daß man aus der erstern mit ziemlicher Sicherheit auf die letztere schließen kann. Zu einer exakten Zeitbestimmung des Eintritts eines Stoßes dient der Seismochronograph. Bei dem von v. Lasaulx konstruierten, an Pendeluhren anzubringenden Instrument wird bei eintretendem Stoß ein Gewicht ausgelöst, und ein infolgedessen vorspringender Hebel arretiert die Uhr. Das v. Seebachsche Instrument ist eine in gewöhnlichem Zustand arretierte Pendeluhr, die durch die Erdbebenstöße in Bewegung gesetzt wird. Weit zuverlässiger ist der von Milne beschriebene Apparat, der die Stellung der Enden von Stunden-, Minuten- und Sekundenzeiger im Augenblick des Eintreffens eines Erdstoßes mechanisch registriert. Vgl. Ehlert, Die wichtigsten S. (in den »Beiträgen zur Geophysik«, Bd. 3, Leipz. 1898); Gerland, Die Kaiserliche Hauptstation für Erdbebenforschung in Straßburg (ebenda, Bd. 4, 1900).
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