Shrewsbury [2]

[410] Shrewsbury (spr. schrūs- oder schrṓsbĕrĭ), engl. Adelstitel, den seit 1442 das seit dem 11. Jahrh. in England nachweisbare Haus Talbot führt. Die namhaftesten Träger des Titels sind:

1) John Talbot, erster Graf von, engl. Feldherr, geb. um 1373, gest. 17. Juli 1453, trat 1410 in das Parlament und mußte seine Opposition gegen das Haus Lancaster 1413 bei dem Regierungsantritt Heinrichs V. im Tower büßen, ward aber dann zum Lord-Lieutenant von Irland ernannt. Seit 1417 nahm er an den Kriegen Englands gegen Frankreich teil, in denen er wiederholt den Oberbefehl über die englischen Heere führte. In 47 Kämpfen trug er den Sieg davon, und seine Tapferkeit erwarb ihm den Namen des britischen Achilles. Auch in Irland, dessen Statthalterschaft er 1444 zum zweitenmal übernahm, zeichnete er sich in vielen Schlachten aus. Heinrich V. ernannte ihn 1442 zum Grafen von S., bald darauf zum Seneschall des Königreichs und 1446 zum Grafen von Waterford und Wexford. 1449 ging er abermals als Befehlshaber nach Frankreich, erlitt aber bei Rouen eine entscheidende Niederlage und mußte sich zur Bekräftigung der abgeschlossenen Kapitulation als Geisel stellen. 1452 zum Gouverneur von Guienne ernannt, das von Karl VII. besetzt war, eroberte er eine Menge Städte, namentlich Bordeaux, fiel aber mit seinem Sohn bei Castillon.

2) George Talbot, sechster Graf von, gest. 1590, wurde im Januar 1569 von der Königin Elisabeth mit der Obhut der in England gefangen gehaltenen Königin Maria Stuart betraut, die er bis zum Dezember 1584 auf seinen Schlössern zu Tutbury, Wingfield, Sheffield u. a. mit aller Sorgfalt bewachte, aber, soweit es seine Instruktionen gestatteten, mit Achtung und Rücksicht behandelte. 1572 führte er den Vorsitz in dem Prozeß des Herzogs von Norfolk und wurde nach dessen Hinrichtung zum Earl Marshal von England ernannt.

3) Charles Talbot, zwölfter Graf und erster Herzog von, geb. 24. Juli 1660, gest. 1718, trat unter Karl II. 1681 zum Protestantismus über und wurde deshalb nach Jakobs II. Thronbesteigung seiner Stelle als Oberst der Kavallerie entsetzt. Er gehörte zu den Führern der whiggistischen Partei, die 1688 Wilhelm von Oranien nach England zu kommen aufforderten, und wurde nach dessen Thronbesteigung zum Staatssekretär und 1694 zum Marquis von Alton und Herzog von S. ernannt. 1697 nahm er, nicht ohne Grund beschuldigt, mit dem geflohenen König Jakob II. Verbindungen angeknüpft zu haben, seine Entlassung, wurde aber später wieder zum Oberkammerherrn Wilhelms III. ernannt. Das gleiche Amt bekleidete er seit 1710 unter Königin Anna, war dann Lord-Statthalter von Irland und wurde 1714 kurz vor Annas Tode als Lord Großschatzmeister an die Spitze des Ministeriums gestellt, welche Ernennung wesentlich dazu beitrug, die friedliche Thronbesteigung Georgs I. zu sichern. Da S. kinderlos war, erlosch nach seinem Tode der Herzogstitel. Den Grafentitel erbte eine Seitenlinie; seit 1877 führt ihn Charles Henry John Talbot, zwanzigster Graf von S. und Talbot, geb. 13. Nov. 1860.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 410.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: