Smolensk [1]

[554] Smolensk (Ssmolénsk), russ. Gouvernement, zwischen den Gouvernements Pskow, Twer, Moskau, Kaluga, Orel, Tschernigow, Mohilew und Witebsk gelegen, mit einem Areal von 56,042,6 qkm (1017 QM.). Der höchste Teil des Landes ist der Nordosten, wo das Quellgebiet und die Wasserscheide von drei Flußsystemen (Wolga, Dnjepr und Düna) ist. Zum System des erstern gehören die flößbare Wasusa mit dem Gshatj und die Ugra; zur Düna fließen Mesha und Kasplja, zum Dnjepr Wopj, Wjasma, Sosh und Desna. Die Menge der Seen und Sümpfe bewirkt Feuchtigkeit und Rauheit des Klimas (mittlere Jahrestemperatur +4,9°, Juli 18,7°, Januar -6,9°). Trotz der starken Ausrottung der Wälder besitzen die südlichen Teile des Gouvernements noch viel Wald, der besonders aus hohen Tannen, Fichten, Birken, Eschen und Erlen besteht. S. zählt 1897: 1,525,279 Einw. (27 auf 1 qkm), die teils (45 Proz.) Groß-, teils (55 Proz.) Weißrussen sind, und mit über 98 Proz. dem griechisch-orthodoxen Bekenntnis angehören. Das Land besteht aus 38,8 Proz. Wald, 31,2 Ackerland, 18,5 Wiesen und 10,7 Proz. Unland. Die Ernte lieferte 1903: 336,944 Ton. Roggen, 214,299 T. Hafer, 41,246 T. Gerste, 6117 T. Erbsen, 10,660 T. Buchweizen, 457,576 T. Kartoffeln. Sehr ansehnlich ist ferner der Flachsbau; S. liefert von sämtlichen russischen Gouvernements den größten Ertrag (1903: 29,749 T.) an Flachsfaser. Auch der Obst- und Gemüsebau (Kohl u. Gurken) verdient Erwähnung. Die Viehzählung ergab 1903: 430,000 Pferde, 570,000 Rinder, 740,000 Schafe, 250,000 Schweine. Die Industrie ist unbedeutend; man zählte 1900: 1821 Betriebe mit 12,589 Arbeitern und einem Produktionswert von 8,7 Mill. Rubel. Hauptindustrien sind: Weberei, Ölschlägerei, Sägemüllerei, Bierbrauerei und Branntweinbrennerei, Glas- und Kachelfabrikation. Zur Ausfuhr (meist nach Riga) kommen: Leinsaat, Flachs, Holz, Holzgeräte, Hafer, Leder und Öl. S. zerfällt in zwölf Kreise: Bjelyi, Dorogobush, Duchowschtschina, Gshatsk, Juchnow, Jelnja, Krassnyj, Poretschje, Rosslawl, S., Sytschewka und Wjasma. Durch dieses Land führte einst der große Weg der Waräger nach Byzanz, und das Volk der Kriwitschen, der hier ansässige slawische Stamm, stand mit entfernten Völkern in Handelsbeziehungen, was auch die vielen hier aufgefundenen arabischen Münzen des 8., 9. und 10. Jahrh. beweisen. – Seit dem Tode Jaroslaws I. bis 1395 hatte S. seine eignen Fürsten, dann kam es an den litauischen Fürsten Witowt. Während der Kriege zwischen Moskau und Litauen verblieben Land und Städte meistens im Besitz der Litauer, bis sie 1680 bleibend an Rußland kamen. Seit 1796 besteht es als selbständiges Gouvernement.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 554.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: