Tilgner

[552] Tilgner, Viktor, Bildhauer, geb. 25. Okt. 1841 in Preßburg, gest. 16. April 1896 in Wien, bildete sich auf der Akademie in Wien und bei den Professoren Bauer, Gasser und Schönthaler und erhielt[552] noch während seiner Studienzeit den Auftrag, die Büste des Komponisten Bellini für das Opernhaus und die Statue des Herzogs Leopold VI. für das Arsenal auszuführen. Durch den Einfluß des französischen Bildhauers Deloye, der 1873 eine Zeitlang in Wien tätig war, wurde er auf den Stil der Barock- und Rokokoplastik geführt, in dessen Formensprache er sich fortan bewegte. Von seinen durch höchste Lebendigkeit, feinste Individualisierung und originelle Komposition ausgezeichneten Porträtstatuen und -Büsten sind die hervorragendsten: Charlotte Wolter (1873, s. Tafel »Bildhauerkunst XVII«, Fig. 12), Kaiser Franz Joseph, Kronprinz Rudolf, die Maler Führich, Schönn und Leopold Müller, H. Laube, Bauernfeld, Rubens (für das Künstlerhaus in Wien), Fr. v. Schmidt; von seinen dekorativen Arbeiten: die Figuren der Phädra und des Falstaff für das neue Opernhaus, Triton und Najade (Brunnengruppe in Erz im Volksgarten zu Wien), Brunnen- und Bassinsgruppen für die kaiserlichen Villen in Ischl und im Tiergarten bei Wien, für den Hochstrahlbrunnen beim Palais Schwarzenberg in Wien (1887) und für Preßburg (1888). Für Preßburg hat T. ein Denkmal des Komponisten Hummel, für Wien das Denkmal Makarts und das kurz nach seinem Tod enthüllte Mozartdenkmal (beide s. Tafel »Wiener Denkmäler II«), für Hamburg das Denkmal des Bürgermeisters Petersen (1898 enthüllt) geschaffen. Auch hat er an Porträtbüsten und Genrestatuetten glückliche Versuche in der Polychromie gemacht. Er war Professor an der Wiener Kunstakademie. »Ausgewählte Werke« von T. (72 Lichtdrucke mit Text von Hevesi) erschienen Wien 1897.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 552-553.
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