Cantabrisches Gebirge

[642] Cantabrisches Gebirge, westliche Fortsetzung der Pyrenäen durch das nördliche Spanien; es beginnt an den Quellen des Anezo, eines Zuflusses des Oria, am Gorrity-Paß, bildet in seiner Längenerstreckung die Grenzscheide zwischen Navarra nebst Alava u. Biscaya, zwischen Burgos nebst Palenzia u. Santander, zwischen Leon u. Asturien u. verzweigt sich in Galicia so, daß es gegen W. in dem Cap Finisterre, gegen NW. im Cap Ortegal in den Atlantischen Ocean tritt. Die Abdachung nach Norden ist kurz u. steil, das Gebirge stößt überall nahe an das Meer, u. so gibt es auf der ganzen Nordküste beinahe keinen Strand, Landungsplätze sehr wenige, u. es ist keine Küste Spaniens so arm an Strandbildungen als diese nördliche od. cantabrische Küste; die Flüsse hier sind unbedeutend u. haben einen kurzen Lauf u. jähen Fall zu dem Meere. Die Flüsse der Südseite, die eine breitere Abdachung hat, fließen im O. dem Ebro, sonst dem Duero zu; die der WSeite, wie der Minho u. Tambre, nach dem Atlantischen Meere das hier sehr zerrissene Küsten bildet. Das Gebirge besteht größtentheils aus weicher Gesteinmasse, gelbem Sandstein u. Kalk, in Galicien aus Granit. Das Klima des Gebirges ist im Allgemeinen gemäßigt u. feucht, die Thäler fruchtbar, eigenthümlich aber der europäische Charakter der Vegetation, so daß einige es geradezu das Europäische Gebirge genannt haben; die Erzeugnisse sind übereinstimmend mit denen in Britannien, Cornwallis u. selbst Wales. Das Gebirge selbst ist mit dichter Eichenwaldung (Quercus ilex) bis über 4200 Fuß Höhe hinauf bedeckt, u. darin hausen z.B. noch Bären; Wein, Südfrüchte gedeihen bei der Unbeständigkeit des Wetters nicht, sondern nur Getreide, Gerste, Hanf u. Flachs. Das Gebirge führt in den verschiedenen Provinzen auch verschiedene Namen, u. die wichtigsten davon sind von O. nach Westen: die Sierra de Aralar an 5500 Fuß, Sierra de Altube an 6000 Fuß, Sierra Angana, dann das Asturische Gebirge, der größte Theil mit dem Paß von Pajares, an 6000–7000 Fuß, dann im äußersten Westen das Galicische Gebirge wieder mit einzelnen Sierren, worin der Pic de Guina noch 7000 Fuß hoch ist. Zweige laufen aus nach Norden von kurzer Ausdehnung u. steilem Kamm, das Maribi-, Villa-Mayor- u. Aramo-Gebirge, die nach Süden sind länger u. zahlreicher u. höher, als die Sierra de Cilleros, Santa Catalina an 3000 Fuß, Sierra Maraõ an 4000 Fuß, Sierra de Montezinho an 7000 Fuß hoch.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 642.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: