Cervantes-Saavēdra

[830] Cervantes-Saavēdra, Miguel de C., geb. am 9. Oct. 1547 in Alcala de Henares, dichtete Elegien, Romanzen, Sonette u. den Schäferroman Filena. Dürftigkeit nöthigte ihn, sein Vaterland zu verlassen; 1569 trat er in Italien als Kammerdiener bei dem Grafen Aquaviva in Dienste, nahm 1570 Kriegsdienste als Offizier gegen die Türken, erhielt bei Lepanto eine Kugel in den Arm, wodurch dieser steif wurde, machte dann die Züge gegen Navarin, Tunis u. in der Lombardei mit, wurde 1575 bei der Rückkehr nach Spanien von einem algierischen Corsaren gefangen u. erst 1580 losgekauft; er trat bis 1583 wieder in sein Regiment u. machte mit diesem einen Feldzug nach den Azoren, dann privatisirte er, mit seiner Dichtung beschäftigt; 1588–99 lebte er zu Sevilla, ein kleines Amt bekleidend. Nachdem er in seinen letzten Jahren an dem Grafen von Lemos einen Gönner gefunden hatte, st. er 23. April 1616 in Madrid, wo ihm 1835 ein Denkmal gesetzt wurde. Er schr. außer obigen den Schäferroman Galatea, Madr. 1584, u. Aufl., ebd. 1788, 2 Bde. (deutsch von Mylius. Berl. 1787); an 20 Dramen, von den das Trauerspiel Numancia, deutsch von Fouques (1810) übersetzt wurde, viele aber verloren waren u. erst in neuster Zeit wieder gefunden sind (z.B. die Galeere von Algier, die Seeschlacht, das Haus der Eifersüchtigen, Entretenida, die Verwirrte, Jerusalem, die einzige u. seltsame Arcinde, Amaranthe, der Liebeswald, die große Sultanin), ferner 9 Zwischenspiele. 1615. wurden 8 Lustspiele (Comedias) u. 8 Zwischenspiele (Entremeses) gedruckt. Sein berühmtestes Werk ist der komische Ritterroman: Don Quixotedela Mancha (s.d.), Madr. 1605–15, 2 Thle., u. Aufl., 9 Bde., Madr. 1798, mit Diccionario español-alem.. v. Benecke, Lpz. 1800–7, 6 Bde.; Berl. 1805, 6 Bde.; Paris 1814, 7 Bde.; Madr. 1819, 5 Bde. mit Commentar von Clemencin, Madr. 1833–39, 6 Bde:, in alle lebende europäische Sprachen übersetzt (deutsch, Erf. 1669, Basel 1683, 2 Bde., von Bertuch, Weim. 1775–77 u. 1780, 6 Bde.; von Tieck, Berl. 1799–1801, 4 Bde., 3. Aufl. 1831; billige Ausg., Berl. 1852, 2 Thle.; von Soltau, Königsb. 1801–6, 6 Bde., u. Aufl., Lpz. 1837, mit dem Leben des C. nach Viardot u. einer Einleitung von H. Heine, Pforzh. 1837–39, 2 Bde.). Da C. den 2. Theil des Don Quixote so lange verzögerte, so setzte Alfons Fernandez von Avellaneda diese Geschichte fort als Segundo tomo del ingenioso Don Quixote de la Mancha, Tarragona 1614. Wahrscheinlich ist Avellaneda ein Pseudonym, u. man hat darunter einen Geistlichen od. ein Mitglied der Inquisition vermuthet, der vom Herzog von Lerma, Philipps III. Premierminister, der mehrere Stellen in C-s Don Quixote auf sich bezogen hatte, zu dieser Fortsetzung angestellt war. C. machte sich in seiner eigenen Fortsetzung des Don Quixote (1615) über die des Avellaneda lustig. Außerdem hat C. 12 sehr geschätzte Novellen (Novelas, theils ernsten, theils komischen Inhalts, 1613), die Reise nach dem Parnaß (Viage ai Parnaso, in Versen, über den Verfall der spanischen Dichtkunst zur Zeit des C., 1614; dazu ein Anhang, Adjunta al Parnaso, zur Empfehlung seiner Schauspiele, u. Aufl., 1829); einen Roman, Persiles u. Sigismunda (Trabajos de Persiles y Sigismunda), 1617 (deutsch von Butenschön, Heidelb. 1798, Lpz. 1837, 2 Bde., 1800–1, 3 Bde.) geschrieben. Werke: Madr. 1782, u. Aufl. 1804, 16 Bde., darin Lebensbeschreibung von Don Vincente de las Rios, Par. 1840 f.; Auswahl von A. Garcia de Arrieta, Par. 1826–32, 2 Bde.; eine Übersetzung seiner sämmtlichen Werke lieferte Förster, Quedlinb. 1825, 12 Bdchn.; Keller u. Notter, Stuttg. 1840–42, 10 Bde., 1840, 5 Bde.; Pforzh. 1839 ff.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 830.
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