Chasseur

[880] Chasseur (fr., spr. Schassöhr), 1) Jäger; 2) bei den Franzosen leichter Infanterist. Chasseurs à cheval, (spr. Sch. a schwal), die Reiterregimenter, welche neben den Husaren die leichte Reiterei ausmachen. Sie kommen zuerst 1741 als Carabiniers zu Pferde vor; später erhielt jedes der 24 Dragonerregimenter eine Escadron Ch., welche bes. zum Vorpostendienste verwendet wurde. Schon nach einigen Jahren bildete man jedoch aus diesen Schwadronen 6 Ch-regimenter, die 1788 auf 12 u. unter Napoleon noch mehr vermehrt wurden, so daß ihre Zahl 181434 Regimenter betrug. Unter der Restauration wieder vermindert u. mannichfachen Veränderungen unterworfen, ist man endlich zu der gegenwärtigen Organisation gelangt, nach welcher wieder 12 Regimenter à 6 Schwadronen u. 198 Mann mit 193 Pferden bestehen, so daß die Gesammtzahl der Ch. à cheval, mit Ausnahme der Regimentsstäbe u. der Depots, 13,896 Combattanten beträgt. Uniform: rothe Reithosen, grüne mit Schnüren besetzte Spencer, die verschiedenfarbige Kragen haben, u. kleine niedrige Pelzmützen mit Kolpacks mit Fangschnuren; Waffen: Säbel u. Karabiner. Ch. d'Afrique (spr. Sch. d'Africk), leichte Reiterregimenter, welche kurz nach der Eroberung Algiers, durch Freiwillige aus allen französischen Cavallerieregimentern gebildet wurden, um ausschließlich in Afrika verwendet zu werden. Sie bilden 4 Regimenter zu 6 Schwadronen u. haben eine Stärke von etwa 4100 Mann; die Ergänzung erfolgt aus schon länger gedienten Soldaten anderer Regimenter; beritten sind sie mit Berberpferden. Uniform: hellblaue Litewke mit gelbem Kragen, rothe Mütze u. Pantalons, weißer Mantel; Waffen: Säbel u. Carabiner. Sie waren zum Theil 1855 nach der Krim übergeführt u. haben sich dort sehr bewährt. Ch. à pied (spr. Sch. a piëh), die durch den Herzog von Orleans (daher sonst auch Ch. d'Orleans, spr. Sch. d'Orleang) u. General d'Houdetot ins Leben gerufenen Jäger. Als der Herzog von Orleans von seiner Reise nach Wien u. Berlin zurückgekehrt war, wurden zuerst nach dem Muster der Tyroler Schützen u. preußischen Jäger in Vincennes (daher auch Ch. de Vincennes, spr. Sch. de Vengsang), einige Corps dieser Ch. errichtet u. bei den. Kämpfen in Algerien verwendet, nach u. nach auf 10 Bataillone vermehrt u. zu einer Elite der Armee gemacht. Jedes Bataillon hatte ursprünglich 8 Compagnien à 100 Mann, von denen eine die Carabiuiercompagnie hieß, weil sie mit einer Gattung schwerer Büchsen bewaffnet war. Später wurde jedem Bataillon noch eine 9. Compagnie hinzugefügt u. jede Compagnie auf die Stärke von 3 Offizieren u. 119 Mann gebracht. 1853 wurden 10 neue Bataillone hinzugefügt u. jedes Bataillon um eine 10. Compagnie verstärkt, so daß das ganze Corps nun aus 25,200 Mann besteht u. in 20 Bataillonen zu 1260 Mann so formirt ist, daß 8 Compagnien jedes Bataillons in das Feld rücken, 2 im Depot bleiben sollen. Recrutirt wird diese Truppe bes. aus den Gebirgsbewohnern der Auvergne, der Vogesen, Ardennen, Alpen u. Pyrenäen, sowie aus Corsica. Uniform: wie die der übrigen Infanterie, nur stahlgraue statt der rothen Pantalons mit gelben Passepoils; Waffen: leichte Büchsen nach dem System Thouvenins (Carabine à tige) mit einem Haubayonnet, das in einer Stahlscheide um den Leib getragen wird; auf dem Czakot ein kleiner Busch von Hahnfedern. Neben der Sicherheit u. Schnelligkeit im Schießen, sowie Gewandtheit im Tirailliren, wird an ihnen noch bes. der Pas gymnastique gerühmt, ein Laufschritt, mittels dessen sie zu großer Beweglichkeit u. der verhältnißmäßig schnellen Zurücklegung großer [880] Strecken Weges befähigt sind. Außer den obigen 20 Bataillonen befindet sich noch 1 Bataillon Ch. bei der neuerrichteten Garde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 880-881.
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