Curtĭus

[594] Curtĭus. I. Römer. Die Curtia gens war ein patricisches Geschlecht, das mit T. Tatius unter Romulus nach Rom kam; merkw.: 1) C. Mettius, edler Sabiner, kämpfte nach dem Jungfernraube mit seinen Landsleuten gegen die Römer, gerieth dabei in einen Sumpf u. entkam nur mit Mühe; nach dem Frieden war er unter denen, welche nach Rom übersiedelten, u. gründete hier die Curtia gens. 2) Marcus C., Patricier; als 362 v. Chr. die Erde auf dem Forum romanum in Rom einen tiefen Spalt bekommen u. das Orakel gerathen hatte, um den Zorn der Götter zu besänftigen, das hineinzuwerfen, was zu Roms Vergrößerung am Meisten beitrüge, erklärte C. Letzteres als die Tapferkeit, devovirte sich u. stürzte sich in glänzender Waffenrüstung u. zu Roß in die Öffnung; diese schloß sich alsbald, u. nur eine Lache blieb übrig, welche als Curtius lacus noch bis in späte Zeit auf dem Forum romanum gezeigt wurde. Nach Andern soll sich diese Geschichte viel früher, vielleicht mit C. 1) begeben haben. 3) Quintus Curt. Rufus, römischer Historiker, von dessen Leben nichts, nicht einmal die Zeit, wann er schrieb, bekannt ist; Manche setzen ihn unter Vespasianus, Andere viel später. Er beschrieb in romantischem Gewande, aber sehr anziehend, die Thaten Alexanders d. Gr. (De rebus Alexandri M.); die fehlenden beiden ersten Bücher u. einige Capitel aus den übrigen Büchern ergänzten [594] Bruno, Freinsheim u. Cellarius; 1. Ausgabe, Venedig (1470), dann von Freinsheim, Strasb. 1648, Amsterd. 1672 u. 1687, 2 Bde.; von Cellarius, Lpz. 1711; Hauptausgabe von Snakenborg, Leyden 1724; auch von F. Schmieder, Gött. 1804, 2 Bde.; von Zumpt, Berl. 1826, u. Braunschw. 1849; von A. Baumstark, Stuttg. 1829; von A. Huguet, Lpz. 1836, 2 Bde.; von I. Mützell, Berl. 1841, 2 Thle; deutsch von Ostertag (2. Ausg.), Frkf. a. M., 1799, 2 Bde.; von A. v. Rainer, Wien 1806, 2 Bde.; vgl. A. Hirt, Über das Leben des Curt., Berl. 1820; Buttmann, Über das Leben des Curt., ebd. 1820. 4) C., römischer Feldherr, dem 5 Bücher Briefe beigelegt werden; ein ungeschickt gespielter Betrug, herausgeg. (mit C. 3) Vened. 1502, Fol., einzeln von Ugo Ruperius, Reggio 1500, von I. Maurus, Paris 1507, u. von Fabricius in Biblioth. lat., 7 Bde. II. Neuere Gelehrte: 5) Michael Konrad, geb. 1724 zu Techentin im Mecklenburgischen; wurde 1754 Professor an der Ritterakademie zu Lüneburg u. st. 1802 als Professor der Geschichte, Dichtkunst u. Beredsamkeit in Marburg; er schr.: Kritische Abhandlung u. Gedichte, Hann. 1760; De senatu romano sub imperatoribus, Halle 1768; Geschichte u. Statistik der weltlichen kurfürstlichen u. altfürstlichen Häuser in Deutschland, Marb. 1780; Historische u. philosophische Abhandlungen, ebd. 1783; Geschichte u. Statistik von Hessen, ebd. 1793; auch übersetzte er die Dichtkunst des Aristoteles (Hann. 1753) u. den Columella (Hamb. 1769) ins Deutsche. 6) Karl Friedr., geb. 1764 in Leipzig, studirte daselbst, wurde Appellationsrath in Dresden u. st. 1829; er schr.: Handbuch des im Königreich Sachsen gültigen Civilrechts, Lpz. 1797, fortgesetzt von Richter u. Hänel, 1807–1820, 4 Bde., n. Aufl. ebd. 1839 f. 7) Ernst, geb. 1814 in Lübeck, studirte in Bonn, Göttingen u. Berlin Philologie, begleitete 1837 Brandes u. 1840 O. Müller nach Griechenland u. besuchte Italien, wurde 1843 Privatdocent in Berlin, war von 1844, wo er zum Professor ernannt wurde, bis 1850 Lehrer des Prinzen Friedrich Wilhelm, den er auch auf die Universität begleitete, u. wurde 1856 Professor der klassischen Philologie in Göttingen; er schr.: mit Geibel, Klassische Studien, Bonn 1840; Anecdota Delphica, Berl. 1843; Die Akropolis von Athen, Berl. 1844; Naxos, ebd. 1846; Der Peloponnes, Gotha 1851–52, 2 Bde.; Olympia, Berl. 1852; Herakles, der Satyr u. Dreifußräuber, ebd. 1852; Die Ionier vor der ionischen Wanderung, ebd. 1855; Zur Geschichte des Wegebaues bei den Griechen, ebd. 1855; er gab auch heraus: Inscriptiones atticae, 1843. 8) Georg, Bruder des Vor., geb. 1820 in Lübeck, studirte Philologie in Bonn u. Berlin, wurde erst Lehrer an Blochmanns Institut in Dresden, 1845 Privatdocent in Berlin u. 1849 Professor der klassischen Philologie in Prag; er schr.: Die Sprachvergleichung in ihrem Verhältniß zur klassischen Philologie, Dresd. 1845, 2. A. 1848; Sprachvergleichende Beiträge zur griechischen u. lateinischen Grammatik, Berl. 1846; Schulgrammatik der griechischen Sprache, Prag 1852, 2. Aufl. 1855; Andeutungen über den gegenwärtigen Stand der homerischen Frage, Wien 1854.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 594-595.
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