Fackel

[65] Fackel, ein mit großer Flamme brennendes Licht; man hat: a) Holzfackeln, aus zusammengebundenen Spänen von trockenem, harzigem Fichtenholze, od. aus einem Stab von Birkenholz, welcher mit einem Hammer faserig geschlagen gst; b) Wachsfackeln, aus 4 mit einander verbundenen langen Wachskerzen bestehend; das Wachs wird bei schlechtern F-n dieser Art mit Colophonium u. Terpentin versetzt; c) Pechfackeln, vom Seiler, theilen sich in Dochtfackeln, bestehend aus einem dichten, gesponnenen Docht, der in geschmolzenes, schwarzes Pech od. in eine Mischung von Colophonium, Terpentin u. geringes Wachs getaucht wird; u. Stockfackeln, auf gleiche Art verfertigt, nur daß statt des Dochtes ein fichtner od. föhrner Holzstock genommen u. mit Werg umwickelt wird. Wenn die F-n so weit abgebrannt sind, daß man sie nicht mehr in der Hand halten kann, so werden sie in den Fackelschuh (Fackelträger), ein Holz, oben mit Blech beschlagen u. mit einer Vertiefung, gesteckt. – F-n wurden von den Alten bei Leichenbegängnissen, selbst am Tage, gebraucht, so wie bei Hochzeiten. Als Attribut war die F. beigelegt der Ilithyia, Proserpina, Demeter u. Athene. Auch feierten die Griechen ein 3tägiges Fackelfest, von den dabei brennenden F-n so genannt; am ersten Tage erinnerte man sich der Geburt des Apollon u. der Schmerzen der Leto; der zweite war dem Andenken an die Geburt Glykons gewidmet, der dritte dem an die Vermählung des Podalirios u. der Mutter Alexanders. Ein anderes F-fest (Pyrson Heorte) wurde zu Argos der Hypermnestra zu Ehren gefeiert, welche allein unter den Danaiden ihren Bräutigam Lynkeus verschonte, der durch das Fenster entkam u. verabredeter Maßen ihr durch eine F. sein Entkommen verkündete. Die Athener hielten an den Festen der Feuergötter, z.B. Hephästos, Prometheus etc. einen Fackellauf (Lampadodromia), ein Wettrennen mit brennenden Wachsfackeln, die an den Schildern der Wettläufer auf einem Lichtträger angebracht waren; es kam darauf an, daß man am schnellsten lief u. seine F. bis ans Ziel brennend erhielt. In Athen waren 5 eingeführt; zu Sokrates Zeit wurde ein solcher F-lauf zu Pferde gemacht. Das Einüben u. Aufführen des F-laufs (Lampadarchia) war eine bedeutende Liturgie. Jene F-feste waren nicht selten mit Fackeltänzen gefeiert. Letztere waren auch an Constantins d. Gr. Hofe, dann an andern Höfen, bes. im Mittelalter, gewöhnlich u. haben sich noch bis jetzt an einigen Höfen (wie in Preußen) bei Vermählungen erhalten. Das Ceremoniel dabei ist dies: Zuerst hält unter Vortritt des Obermarschalls, mit dem großen Marschallstab, u. der dazu berufenen wirklichen Geheimen Räthe u. Staatsminister, welche paarweise mit weißen Wachsfackeln u. unter entsprechender Musik gehen, das neuvermählte Paar einen Umgang im Saal, dann die Braut mit dem König u. den Prinzen nach der Reihe unter demselben Vorgang einen gleichen Umgang u. zuletzt der Bräutigam mit der Königin u. mit den Prinzessinnen in gleicher Weise. Zuletzt folgt die Austheilung des Strumpfbandes der Braut durch die Oberhofmeisterin. In der alten christlichen Kirche deuteten Fackelzüge am heiligen Ostersonnabend an, daß auch in der tiefsten Trauer das Licht der Hoffnung u. des Lebens nicht ganz erloschen sei. In neuerer Zeit werden F-züge auch als Feierlichkeit zu Ehren einer Person od. zum Andenken an ein wichtiges Ereigniß aufgeführt. Namentlich ist es in Deutschland ein studentischer Gebrauch, auf diese Weise einem akademischen Lehrer eine Ehrenbezeugung zu erweisen. Der Fackelzug bewegt sich dabei unter Musik durch die Straßen der Stadt nach der Wohnung dessen, dem die Huldigung zugedacht ist, die Fackelträger machen hier Halt u. geben ihrer Absicht in Worten u. im Gesange einen Ausdruck. Die Ceremonie endigt gewöhnlich mit dem Verbrennen der F-n auf einem öffentlichen Platze. Als Emblem ist die aufgerichtete F. Zeichen des Lebens, die niedergesenkte Zeichen des Todes.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 65.
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