Gützlaff

[800] Gützlaff (chines. Gaihan), Karl, geb. den 8. Juli 1803 in Pyritz in Pommern, erlernte in Stettin das Gürtlerhandwerk, trat 1820 in Jänickes Missionsanstalt in Berlin u. 1823 in die zu Rotterdam. Ende 1826 ging er nach Batavia, 1627 nach der Insel Riow, einer der Molukken, wo er mit dem englischen Missionär Tomlin thätig für das Evangelium unter den Chinesen war, u. 1826 nach Bangkok, wo er das Siamesische lernte u. die Bibel in diese Sprache übersetzte. 1831 wandte er sich nach Macao zu Morrison u. wurde von englischen Kaufleuten gewonnen, um als Dolmetscher auf ihren Schmuggelschiffen zwischen China u. den Lieukieuinseln zu dienen. Diese Stellung benutzte er, um Bibeln u. Tractate zu vertheilen; 1837 wollte er nach Japan gehen, aber die Landung wurde nicht gestattet. 1838 wurde er chinesischer Secretär des englischen Consulats in Kanton u. betrieb dabei das Bekehrungsgeschäft unter den Chinesen fort. In Folge des Krieges zwischen den Engländern u. Chinesen mußte er Macao verlassen u. flüchtete nach den Philippinen. Zurückgekehrt, wurde er nach der Eroberung von Ningpo daselbst Regent bis 1841. In dem wieder ausgebrochenen Kriege begleitete er das englische Heer u. war bei dem Friedensschluß vom 29. Mai 1842 in Nangkin betheiligt. Als dadurch den Engländern China geöffnet wurde, begann G. sein Missionswerk systematisch zu betreiben; er selbst nahm seinen Sitz in Hongkong, die Erziehungsanstalt für junge Chinesen wurde von Malakka nach Victoria verlegt, u. durch ihn u. Roberts ein christlicher Verein zur Verbreitung des Evangeliums von Chinesen selbst gegründet. Der Erfolg war ein günstiger, Gemeinden u. Kirchen wurden gestiftet, da indeß der Mangel an Geld den schnelleren Fortschritten des Christenthums noch hinderlich war, so entschloß sich G. 1849 nach Europa zu reisen u. sich bes. in England u. Deutschland für größere Theilnahme an dem Missionswerke in China zu verwenden, welche sich in der Gründung von Vereinen u. Bildung von Missionspredigern beweisen sollte, da die chinesischen Prediger nicht zuverlässig sind. Er kam im Novbr. nach England u. hielt im Sommer 1850 in Bremen, Königsberg, Danzig, Berlin, Heidelberg, Dresden, Leipzig, Breslau etc. Vorträge u. forderte zu Gründung von Vereinen u. Beiträgen auf, worauf er nach China zurückkehrte. Bald nach seiner Rückkehr st. er am 9. Aug. 1851 in Victoria auf Hongkong. Er übersetzte das N. T. u. die Psalmen siamesisch u. in die Sprache Kambodschas, das N. T. auch ins Laosische, das N. T., die Propheten u. den Anfang der Bücher Mosis ins Chinesische, das N. T. u. das 1. Buch Mosis ins Japanesische; er schr.: China opened, Lond. 1838, 2 Bde; chinesisch: Für u. Gegen, 2 Bde.; Allgemeiner Überblick aller Reiche der alten u. neuen Zeit; Allgemeine Länder- u. Völkerkunde, Ningpo 1843; Geschichte Englands; Geschichte der Juden; Das Leben des Erlösers; Geschichte des Chinesischen Reiches, herausgegeben von Neumann, Stuttgart 1847; The life of Tao-Kuang,[800] Lond. 1851, deutsch Lpz. 1852. Er begann auch ein Englisch-Siamesisches, Englisch-Kambodschanisches, Englisch-Laosisches u. ein Cochinchinesisches Wörterbuch. Seine chinesischen Berichte von 1840 bis Ende 1846, herausgegeben Kassel 1850; auch erschienen: Die Mission in China, 3 Vorträge in Berlin gehalten, Berl. 1850.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 800-801.
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