Gālen

[852] Gālen, eine der katholischen Confession folgende Grafenfamilie, welche zuerst in Westfalen Besitzungen hatte, von da im 16. Jahrh. nach Kur- u. Livland übersiedelte u. jetzt in Westfalen, wo sie das Erbkämmereramt des Fürstenthums Münster hat, in Hannover und Oldenburg angesessen und seit 1809 in den Grafenstand erhoben ist. Bemerkenswerth sind: 1) Heinrich, 1552–57 Großmeister des Schwertordens in Livland, s.d. 2) Freiherr Christoph Bernhard, Sohn des Freiherrn Dietrich, geb. 15. Oct. 1600 zu Besping in Westfalen, wurde als Kind Canonikus in Münster u. 1650 Bischof daselbst; in einem Streite mit der Stadt, sperrte ihm dieselbe die Thore, u. erst nach längerer Belagerung eroberte er sie 1661; er wurde 1662 auch zum Administrator der Abtei Korvei u. 1664 mit dem Markgrafen Friedrich von Baden zum Director der Reichsarmee gegen die Türken gewählt u. begab sich selbst auf den Kriegsschauplatz; dann führte er gegen die Niederlande Krieg, erst 1665 mit England, dann 1672 mit Frankreich verbündet. Er trat später dem Bunde Brandenburgs u. Dänemarks gegen Schweden bei u. erhielt in Folge davon das Herzogthum Bremen. Er st. 19. Septbr. 1678 zu Ahaus. 3) Freiherr Johann Heinrich, Bruder des Vor., hatte zwei Söhne, von denen 4) Christoph Heinrich, der jüngere, K. K. Kämmerer u. Reichshofrath war, 1702 von Kaiser Leopold I. in den Reichsgrafenstand erhoben wurde u. sich in Österreich Besitzungen erwarb; er war vermählt mit Maria Susanna geb. Gräfin von Saurau, hinterließ aber keine männlichen Nachkommen, so daß schon mit ihm diese österreichische Linie wieder ausstarb. Die jetzt noch in Westfalen blühende Linie stammt von 5) Franz Wilhelm, älterem Bruder des Vor., ihre Glieder wurden 1804 als Erbkämmerer des Fürstenthums Münster in den Grafenstand erhoben; jetziger Chef ist: 6) Graf Matthias, geb. 12. September 1800, ist seit 1825 vermählt mit Anna Maria geb. von Kettler (geb. 1803); sein ältester Sohn Friedrich, geb. 1828, ist Caplan an der St. Lamberti-Pfarrkirche in Coesfeld. 7) Graf Ferdinand, geb. 1803, Bruder des Vorigen, studirte in Heidelberg u. Göttingen die Rechte, ging dann auf Reisen u. wurde Attaché der preußischen Gesandtschaft in Brüssel, dann Legationssecretär am schwedischen, darauf am russischen Hofe, wo er[852] 1831 in Abwesenheit des Gesandten interimistischer Geschäftsträger war; er ging von hier als Geschäftsträger nach Darmstadt u. darauf an den belgischen Hof; im November 1837 trat er von seinem Posten zurück, da er die Maßregeln seines Hofes gegen den Erzbischof von Köln in Brüssel nicht rechtfertigen wollte. Im Januar 1843 wurde er Gesandter in Stockholm, 1845 in Kassel, von 1850–52 in Dresden u. dann in Madrid. Er ist seit 1835 vermählt mit Anna Isabella, geb. Gräfin von Bocholtz-Asseburg; sein Sohn Clemens ist 1838 geboren.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 852-853.
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