Liliencron

[377] Liliencron, eine aus Schleswig-Holstein stammende u. 1673 in den Freiherrnstand erhobene Familie. 1) Freiherr Andreas Paul, war 1654 dänischer Gesandter in Regensburg, wurde dann Generalschultheiß beim Kriegsgericht zu Kopenhagen, später dänischer u. schleswig-holsteinscher wirklicher Rath u. residirender Minister in Wien u. als solcher 1673 vom Kaiser Leopold I. in den Freiherrnstand erhoben; er st. 1700 als Reichsrath u. Kanzler der Herzogthümer Schleswig u. Holstein. Jetziger Chef ist: 2) Freiherr Friedrich, Sohn des 1846 verstorbenen dänischen Kammerherrn u. Oberstlieutenant Freiherrn Ludwig Karl, geb. 1806, wurde nach beendigten Universitätsstudien 1830 Auscultant beim schleswigschen Obergericht, 1834 Assessor der schleswig-holsteinschen Regierung zu Schleswig, 1839 Deputirter (Rath) in der schleswig-holstein-lauenburgschen Kanzlei zu Kopenhagen u. 1846 Oberbeamter der Ämter Gottorff u. Hütten im Herzogthum Schleswig. Nach der Schlacht bei Idstedt im Jahre 1850 von seinen Ämtern entlassen, trat er 1855 als Regierungsrath in preußische Dienste, u. ist seit 1856 sachsen-altenburgischer Consistorialpräsident u. seit 1849 in zweiter Ehe mit Rosa geb. Reichsgräfin von Baudissin vermählt. 3) Freiherr Ferdinand, Bruder des Vorigen, geb. 1807, vermählt seit 1837 mit Henriette geb. Baronin von Broddorff. 4) Freiherr Rochus, Bruder des Vorigen, geb. 1820 zu Plön in Holstein, studirte seit 1840 in Kiel u. Berlin Theologie, wandte sich dann zur Jurisprudenz, gab aber auch diese auf u. beschäftigte sich seit 1843 ausschließlich mit altdeutschen Sprachstudien; er habilliirte sich 1847 als Privatdocent in Bonn, kehrte 1848 beim Ausbruch des Kriegs nach Holstein zurück, trat in ein Freicorps, wurde aber kurz darauf Secretär im Bureau für die auswärtigen Angelegenheiten. Als Bevollmächtigter seiner Regierung nach Berlin geschickt, blieb er bis 1850 dort u. ging 1852 als außerordentlicher Professor der Philosophie nach Jena, von da 1855 als Kammerherr des Herzogs von Sachsen-Meiningen nach Meiningen; er ist seit 1851 mit Luise geb. Tutein vermählt; er schr.: Zur Runenlehre, Halle 1852; Lieder u. Sprüche aus der letzten Zeit des Minnesangs etc., Weim. 1855; Über die Nibelungen handschrift C, ebd. 1856.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 377.
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