Montez

[423] Montez, Lola, die uneheliche Tochter eines schottischen Offiziers, Namens Gilbert, u. einer Creolin, geb. 1820 zu Montrose in Schottland, kam mit ihren Eltern nach Indien u. in ihrem 9. Jahre kam sie nach England in ein Pensionat in Bath, wurde in ihrem 14. Jahre von dem englischen Offizier Thomas James entführt, welcher sich mit ihr in Irland trauen ließ u. nach Calcutta begab, wo sein Regiment stand. Schon 1840 verließ sie ihren Gemahl u. kehrte allein nach Europa zurück. In Irland angekommen, führte sie ein sehr freies Leben, trat als Tänzerin beim französischen Theater auf u. machte Ausflüge nach Paris, wo sie, wie in Warschau u. Petersburg, als spanische Tänzerin Vorstellungen gab. Sie erregte als emancipirte Frau häufig Anstoß u. erfuhr dagegen manche Unannehmlichkeit, namentlich im October 1843 in Berlin, wo sie wegen Mißhandlung eines Gendarmen u. Mißachtung einer Gerichtsladung zu mehrjähriger Festungsstrafe verurtheilt, aber von dem König begnadigt wurde. Sie ging von hier über Leipzig, Dresden, Prag u. Wien nach Italien, dann abermals nach Paris u. von hier nach Madrid. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland aus Baden-Baden verwiesen, kam sie im September 1846 nach München, wo sie sich der Gunst des Königs erfreute u. sogar zur Gräfin von Landsfeld, mit der Ertheilung des baierischen Indigenats, erhoben wurde, weshalb das Ministerium Abel im Februar 1847 seine Entlassung gab. In Folge der Unruhen 1848 verließ sie München, ging[423] nach England zurück u. heirathete hier im Juli 1849 den Gardelieutenant Heald. Damals kam es zur Sprache, daß sie von ihrem Gemahl James noch gar nicht geschieden sei, doch entzog sie sich den Folgen einer Anklage wegen Bigamie dadurch, daß sie England mit Heald verließ u. nach dem Continent u. zunächst nach Paris reiste. Aber sie entzweiten sich in Barcelona im Oct. 1849, u. nachdem Heald sie in Cadix zurückgelassen u. ihr ein Jahrgeld ausgesetzt hatte, kehrte er nach England zurück. Die M. lebte 1850 in Paris, wo ihre in ihrem Namen geschriebenen Memoiren das Pariser Journal Le Pays erkaufte u. dieselben seit Anfang 1851 in seinem Feuilleton erscheinen ließ, sie wurden (u.a. von Dietzmann, Lpz. 1851), auch ins Deutsche übersetzt. Im Sept. 1851 trat sie wieder als Ballettänzerin auf, u. zwar zuerst auf den Theatern von Boulogne u. Valenciennes, dann in Brüssel, u. ging im Nov. d. J. von England nach Nordamerika, um da ebenfalls Vorstellungen im Kunsttanz zu geben; sie erregte dort, namentlich in New Orleans, durch ihre theatralischen Darstellungen abermals arge Scandale, ging 1853 nach Californien, wo sie in San Francisco großes Furore mit ihren Tanzvorstellungen machte; aber nachdem sie den Zeitungsredacteur Hull geheirathet hatte, zog sie sich in die Stille nach Nevada-City, am Fuß der Sierra Nevada in Californien, zurück. Bald trennte sich Hull wieder von ihr, u. mit einem deutschen Arzt verbunden, wurde sie eine leidenschaftliche Jägerin. Aber auch diesen Freund verlor sie bald durch den Tod, worauf sie nach New York ging u. dort öffentliche Vorlesungen über politische u. sociale Gegenstände hielt. 1855 ging sie nach Australien, wo sie wieder theatralische Vorstellungen gab; dann trat sie von 1856–58 wieder in den Vereinigten Staaten auf, ging 1859 auf einige Zeit nach England u. hielt in London Vorlesungen, kehrte darauf nach Amerika zurück, wurde 30. Juni 1860 in New York von einem Schlaganfall getroffen (ohne jedoch zu sterben) u. nach Astoria gebracht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 423-424.
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