Montez

[104] Montez, Lola, eine durch ihre Abenteuer bekannte Tänzerin, geb. 1820 zu Montrose in Schottland, gest. 30. Juni 1861 in New York, war die illegitime Tochter eines schottischen Offiziers, namens Gilbert, und einer Kreolin, wurde in Bath erzogen und heiratete 1837 einen Leutnant, namens James, dem sie 1838 nach Ostindien folgte. Im Herbst 1840 verließ sie ihren Gatten, vertauschte in Paris ihren englischen Namen Mrs. James mit dem Namen Lola oder Dolores M. und bereiste als spanische Tänzerin einen großen Teil von Europa. Ihre Konflikte mit der deutschen und russischen Polizei, die zahlreichen Duelle, die um ihretwegen ausgefochten wurden, verschafften ihr einen gewissen Ruf; zuletzt aber wurde sie fast überall ausgewiesen. Als sie 1846 in München als Tänzerin auftrat, gewann sie die Gunst des Königs Ludwig I., reizte aber durch ihr übermütiges, emanzipiertes Betragen die Bevölkerung, und als das ultramontane Ministerium Abel (s. d. 3) sich der Indigenatserteilung an sie widersetzte, bestimmte sie den König zu dessen Entlassung und terrorisierte an der Spitze der Studentenverbindung Alemannia den König und die Beamten. Unter dem neuen Ministerium Öttingen-Wallerstein erhielt sie zwar den bayrischen Indigenat und den Titel und Rang einer Gräfin von Landsfeld; als aber im Februar 1848 durch sie veranlaßte studentische Konflikte zur Schließung der Universität führten, mußte sie der König, um der Gärung im Volke zu steuern, 11. März entfernen. Nach Ludwigs Abdankung ward Lola auch der bayrische Indigenat offiziell entzogen. Sie wandte sich nun nach mancherlei Irrfahrten nach London, wo sie 1849 den Leutnant der Garde Heald heiratete; doch trennte sich[104] dieser 1850 in Spanien von ihr. 1852 betrat sie in Nordamerika wieder die Bühne, veröffentlichte »Memoiren« und spielte sogar in eigens dazu verfaßten Stücken ihre Erlebnisse in Bayern, wobei sie als vom Volk hochgefeierte Befreierin dieses Landes vom ultramontanen Joch erschien. Im Sommer 1853 reiste sie nach Kalifornien und verheiratete sich hier noch zweimal, mit dem Zeitungsredakteur Hull und einem deutschen Arzt. Nach des letztern Tod kehrte sie nach New York zurück, wo sie endlich in großer Dürftigkeit starb. Über die Münchener Zeit vgl. »Graf Otto von Bray-Steinburg. Denkwürdigkeiten aus seinem Leben« (Leipz. 1901). Sonst vgl. Fournier, Lola M. (im Augustheft der »Deutschen Revue« 1902); Fuchs, Ein vormärzliches Tanzidyll. L. M. in der Karikatur (Berl. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 104-105.
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