Narvāez

[682] Narvāez (spr. Narwaes), 1) Pamphilede N., geb. in Valladolid, diente 1510 in Westindien unter Esquibal, Gouverneur von Jamaica, wecher ihn mit Hülfstruppen nach Cuba sandte, errarb sich dort das Zutrauen des Gouverneurs Diev de Velasques u. wurde von diesem 1518 zu Gesandtschaften an den spanischen Hof gebraucht; er hielt[682] den Oberbefehl über eine Flotte gegen Cortez, wurde aber geschlagen, von den Seinigen verlassen u. von Cortez gefangen, welcher ihn jedoch frei nach Vera-Cruz geleiten ließ; er ging von da nach Cuba zurück u. wollte in Florida eine Niederlassung begründen, entdeckte auch auf dem Zuge dahin die Bai von Pensacola, fiel jedoch in einen Hinterhalt der Indianer, welche ihn mit allen Seinigen erschlugen. 2) Don Ramon Maria, Herzog von Valencia, geb. 1800 zu Jaen in Andalusien, trat im Spanischen Befreiungskriege in spanische Kriegsdienste, stieg bald zu höheren Chargen u. war bereits 1833, als der Krieg zwischen den Christinos u. Carlisten ausbrach, Oberst, wurde dann Brigadier u. verfolgte den carlistischen General Gomez durch ganz Spanien. Als er 1840 mit Espartero zerfiel, schloß er sich ganz der christinischen Camarilla an u. lebte, nachdem sein Plan, von Gibraltar aus Cadix wegzunehmen, im Oct. 1841 gescheitert war, erst in Paris, von wo aus er im December d.i. gegen die Vormundschaft Arguelles über die Königin protestirte, dann 1842 in Perpignan. Im Juni 1843 ging er über die Grenze, begab sich nach Valencia, stellte sich als Militärchef an die Spitze des vom Ministerium Lopez erregien Aufstandes u. leitete die Militärbewegungen, welche den Regenten Espartero vertrieben. Er wurde darauf zum Granden von Spanien ernannt, stellte sich sogleich an die Spitze der Camarilla der Königin, stürzte den Minister Olozaga u. wurde selbst Präsident des neuen Ministeriums. Im Nov. machte man einen Mordversuch auf ihn, als er ausfuhr, doch blieb er persönlich unverletzt; im Novbr. 1845 wurde er zum Herzog von Valencia ernannt. Am 13. Febr. 1846 wurde sein Ministerium gestürzt, u. es schien, als habe er die Sache Christinens, welche gegen seinen Willen die Königin Isabella an Franz von Assis verheirathet hatte, verlassen. 1847 wurde er als spanischer Botschafter nach Paris gesandt, aber sehr bald wieder zurückberufen u. an die Spitze des Ministeriums vom 4. Oct. 1847 gestellt. Als N. aber die Kinder der Königin Christine aus ihrer zweiten Ehe nicht nach den mütterlichen Wünschen bedenken wollte, so entzog ihm dieselbe ihre Gunst, u. in Folge einer erfahrenen Geringschätzung von Seiten Christinens legte er am 10. Jan. 1851 sein Ministerium nieder, ging erst einige Zeit nach Frankreich, lebte dann auf seinem Gute bei Loja in Andalusien u. trat an die Spitze der gemäßigten Opposition gegen das neue Ministerium Bravo Murillo. Anfang December 1852 nach Madrid gekommen, um an den Cortessitzungen Theil zu nehmen, erhielt er am 9. Dec. den Befehl, binnen 24 Stunden die Stadt zu verlassen u. sich nach Wien zu begeben, um von dort aus über das österreichische Militärwesen zu berichten. Er reiste zwar nach Bayonne ab, blieb aber, ohne nach Wien zu gehen, in Bayonne u. erklärte sich von da aus auch gegen die Julirevolution 1854, bot aber vergebens der Königin seine Dienste an. Erst nachdem Espartero wieder aus dem Cabinet getreten war u. auch O'Donnel das Vertrauen der Königin zu verlieren anfing, kehrte N. am 5. Oct. 1856 nach Madrid zurück u. trat am 12. Oct. als Präsident an die Spitze des neuen Cabinets, ohne selbst ein Portefeuille zu übernehmen. Am 4. Oct. 1857 trat er wieder zurück. Dieser N. ist nicht zu verwechseln mit 3) Don Juan N., welcher in Diensten Don Carlos stand u. als einer der geschicktesten Diplomaten für ihn wirkte.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 682-683.
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