Saturnīnus

[948] Saturnīnus, 1) Lucius Appulejus Sat., war 102 v. Chr. Volkstribun, wo er den marianischen Soldaten Ländereien in Gallien zu verschaffen sich bemühete; nachdem sein Amtsjahr abgelaufen u. er darauf aus dem Senat gestoßen worden war, rächte er sich in seinem zweiten Tribunat, 101, an dem Censor Metellus, welcher seine Ausstoßung bewirkt hatte, dadurch, daß er dessen Verbannung durchsetzte. Er schloß sich nun eng an Marius an u. erneuerte die Gracchischen, Gesetze. 100 zum dritten Mal zum Volkstribunen erwählt, ermordete er, um dem C. Servilius Glaucia das Consulat zu verschaffen, den C. Memmius, welcher sich ebenfalls darum bewarb. Diese Greuelthaten machten ihn selbst seiner Partei verhaßt, u. auch Marius gab ihn auf; vom Senat geächtet, floh er mit Glaucia auf das Capitol; hier von Marius belagert u. zur Übergabe gezwungen, wurden sie von dem Volke ermordet, s.u. Rom (Gesch.) S. 282. 2) Cajus Sentius Sat., wurde 19 v. Chr. Consul u. unterdrückte die Egnatianischen Streitigkeiten (s. Rom S. 286); 10 v. Chr. wurde er Statthalter von Syrien; 4 u. 5 n. Chr. commandirte er unter Tiberius in Deutschland, s.d. (Gesch.) S. 21. 3) Aponius Sat., römischer Senator, welchem, weil er bei einer vom Kaiser Caligula angestellten Versteigerung schlafend nickte, ohne sein Wissen 13 Gladiatoren für 90,000 Sesterzien zugeschlagen wurden. 4) Marcus Aponius Sat., des Vor. Sohn; erfocht, als Statthalter von Mösien unter Otho, einen Sieg über die Roxolaner; er entdeckte dem Vitellius den Abfall einer Legion, weswegen ihn diese zu flüchten nöthigte, u. diente zuletzt unter Vespasian. 5) Publius Sempronius Sat., hatte sich durch viele Siege ausgezeichnet u. stieg zu den höchsten militärischen Ehrenstellen. 263 n. Chr. bekleideten ihn seine Legionen, wahrscheinlich in Pontos, mit dem Purpur, u. er wurde so einer von den 30 Tyrannen (s.d.). Weil er sich aber bemühte, eine strenge Kriegszucht einzuführen, wurde er von seinen Leuten 267 getödtet. 6) Sextus Julius Sat., stammte aus Gallien u. studirte in Carthago Rhetorik; von Aurelian zu hohen Militärstellen erhoben, bemühte er sich Gallien u. Spanien zu beruhigen u. wurde dann Statthalter im Orient; Probus berief ihn nach Afrika, um die Mauren zu demüthigen; kaum war er 280 in Alexandria angekommen, so nöthigten ihn dessen Bewohner zur Annahme des Kaisertitels. Indeß bald wieder von den Seinigen verlassen, floh er nach Apamea, wo er von den Prätorianern getödtet wurde. 7) S., christlicher Gnostiker aus Antiochien, lebte unter Hadrian; er schuf sich größtentheils sein eigenes System. Nach seiner Lehre ist der höchste u. unsichtbare Gott ewig u. unbekannt; aus ihm emanirten mehre Reihen von Äonen (Engel, Mächte), die unterste derselben bilden die Geister der 7 Planeten, unter ihnen der Judengott, welche die Welt u. den Menschen schufen, dem Menschen aber gab der höchste Gott eine göttliche Seele (pneumatische Menschen); der Satan, ein gefallener Engel, schuf auch Menschen, welche aber der göttlichen Seele entbehren u. böse sind (hyelische Menschen). Um die Weltgeister zu beseitigen u. die pneumatischen Menschen von dem Einflusse u. der Umgebung des Bösen zu befreien, schickte der höchste Gott den Nus, den ungezeugten u. unkörperlichen Äon, in einem Scheinkörper als Erlöser in die Welt. Das A. T. ist nach seiner Ansicht zum Theil ein Werk des Satans, daher zu verwerfen. Seine Anhänger (Saturninianer), welche nur im 2. Jahrh. erwähnt werden, waren übrigens sehr streng; sie verwarfen den Ehestand u. das Fleischessen, um nicht mit dem Satan in Berührung zu kommen. 8) S. Kylhenas, aus Kylhäön auf Kreta, Skeptiker der späteren (empirischen) Schule, lebte im 3. Jahrh. u. war Arzt u. Schüler des Sextus Empiricus. Er war der Letzte dieser Schule. 9) St. S., geb. zu Anfang des 3. Jahrh. in Italien, wurde um 245 vom Papst Fabian mit sechs andern, zu Bischöfen geweiheten Geistlichen zur Befestigung u. Verbreitung des Christenthums nach Gallien geschickt. S. nahm seinen Sitz in Toulouse u. gewann viele Gläubige; deshalb reizten die heidnischen Priester das Volk gegen ihn, u. er wurde zwischen 250 u. 260 aus dem Tempel der Citadelle, an die Fersen eines Opferstieres gebunden, zu Tode geschleift; sein Tag ist der 29. November.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 948.
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