Senkenberg

[846] Senkenberg, 1) Heinrich Christian, Freiherr von S, geb. 1704 in Frankfurt a. M.; studirte in Gießen, Halle u. Leipzig die Rechte, prakticirte in seiner Vaterstadt, kam als erster Rath nach Dhaun in rheingräfliche Dienste, wurde 1735 Professor der Rechte in Göttingen, 1738 Regierungsrath in Gießen, 1749 nassau-oranischer Geheimer Justizrath in Frankfurt a. M., 1750 Reichshofrath in Wien, wurde geadelt u.st. 1768 daselbst; er schr.: Selecta juris et historiarum, Frankf. 1734–42, 6 Thle.; Anfangsgründe der deutschen gemeinen Rechtsgelehrsamkeit, Gött. 1737; Corpus juris feudalis germ., Gießen 1740; Meditationes de universo jure et historia, ebd, 1740; Sammlung von ungedruckten u. raren Schriften[846] zur Erläuterung des Staats- u. gemeinen bürgerlichen u. Kirchenrechts, wie auch der Geschichte von Deutschland, Frankf. 1745–57, 4 Thle.; Corpus juris germ. publici, ebd. 1760–65, 2 Thle.; Visiones diversae de collectionibus legum germanicarum earumque usu, Lpz. 1765; De jure primarum precum regum Germaniae, Frankf. 1789. 2) Johann Christ., Bruder des Vorigen, geb. 1717 in Frankfurt a. M.; praktischer Arzt daselbst mit dem Titel als Hofmedicus von Hessen-Darmstadt. Er gründete ein Bürgerhospital (Senkenbergische Stiftung, Senkenbergisches Institut, s. Frankfurt a. M. S. 481) mit Anatomischem Theater, Physikalischem Cabinet, Chemischem Laboratorium u. Botanischem Garten, mit welchem die 1817 gegründete Gelehrte Gesellschaft (ihm zu Ehren Senkenbergische Naturforschende Gesellschaft genannt) ihr Museum (Senkenbergisches Museum, s. ebd.) vereinigt hat. Er st. 1772 an den Folgen eines Falles, welchen er that, als er auf den Sparren des Neubaues herumging, u. wurde in dem Garten des Hospitals begraben. 3) Renatus Karl, Freiherr von S., Sohn von S. 1), geb. 1751 in Wien; studirte 1763–71 in Tübingen, Göttingen u. Strasburg u. ging dann nach Wetzlar, um sich praktisch zu bilden; er reiste 1773 nach Rom, wo er unter dem Namen Polydorus Nemäusin die Arkadische Gesellschaft aufgenommen ward, u. wurde später in Gießen Regierungsrath. 1778 lieferte er aus dem Nachlasse seines Vaters die beglaubigte Abschrift einer Urkunde, welche den österreichischen Ansprüchen im Baierischen Erbfolgekriege nachtheilig war, an das baierische Ministerium aus, reiste aber dessen ungeachtet nach Wien; er wurde hier verhaftet, jedoch bald entlassen, aber aus Österreich verwiesen. 1784 legte er sein Amt in Gießen nieder, privatisirte daselbst u.st. 1800; er vermachte der Universität sein Haus u. seine Bibliothek u. zur Vermehrung derselben 10,000 Fl. Er schr.: Nachträge zu Lipenius Bibliotheca juridica, Lpz. 1787–89; Fortsetzung der deutschen Reichsgeschichte von Häberlin, Frankf. 1798 f., 21–27. Bd.; Carmina, 1785; Gedichte eines Christen, 1787; Charlotte Corday (Drama), Frankf. 1797.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 846-847.
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