Simbirsk

[109] Simbirsk, 1) russisches Gouvernement, im Mittelalter ein Theil des Khanats Kasan, kam in der Mitte des 16. Jahrh. mit demselben unter russische Herrschaft u. wurde ein Theil des Gouvernements Kasan, erhielt aber im Jahr 1780 eine eigene Gouvernementsverfassung u. wurde nach seiner vornehmsten Stadt benannt. Es grenzt an die jetzigen russischen Gouvernements Kasan, Samara, Saratow, Pensa u. Nishnij Nowgorod; umfaßt gegenwärtig nach der letzten Gebietsveränderung nur noch 883,28 geogr. QM. u. 1,024,286 Ew. Eintheilung in die 8 Kreise: Alatyr, Ardatow, Buinsk, Karssun, Kurmysch, Sengilei, S. u. Sysran. Die Kreise Stawropol u. Samara sind an Samaja gekommen. S. ist fast durchweg eben, strichweise steppenartig, im Ganzen fruchtbar, wird von der Wolga u. ihren Nebenflüssen, Sura, Swiaja, Ufa, Sysranka, Tscheremtschan, Sok u.a. durchströmt, hat wenige Seen, gute Äcker, Wiesen u. Wälder, wie denn Ackerbau, Viehzucht, Bienenzucht, Fischerei u. Waldbetrieb die Hauptnahrungsquellen der Einw. sind, während die Industrie fast noch in der Kindheit liegt. Von Mineralien hat das Gouvernement nur Gyps, Kalkstein, Alabaster, Bau-, Mühl- u. Schleifsteine, Naphta, Raseneisen u. Schwefel; dagegen fehlt es an Metallen u. Salz gänzlich. An Fabrikanstalten hat S. nur einige Seifen-, Talg-, Leder-, Hut-, Papier-, Baumwoll- u. chemische Fabriken. Die vornehmsten Ausfuhrartikel sind Korn, Hanf, Pferde, Schlachtvieh, Talg, Lämmerfelle (Tulupen), Leder, gefrorne Fische, Äpfel, Mühl- u. Schleifsteine, wozu die Wolga den Haupthandelsweg anweist. Der Haupthandelsplatz ist die Hauptstadt. Die Bevölkerung besteht aus Russen, Kosacken, Kalmyken, Tataren, Tscheremissen, Mordwinen, Tschuwaschen u. fremden Ansiedlern, worunter viele Deutsche sind. Das Wappen ist eine goldene Krone auf einer weißen Säule im blauen Felde. 2) Kreis hier, ziemlich fruchtbar, hat Gestüte, gute Viehzucht; von S. bis Tagai die Spuren eines alten hohen Erdwalles (Wolga-Suräsche Linie) u. Trümmer vieler alten Tatarenstädte; 143,243 Ew. 3) Hauptstadt des Kreises u. des Gouvernements, u. Sitz des Civilgouverneurs wie der Gubernialbehörden, auch eines griechischen Bischofs; liegt an u. auf einem Berge, zwischen der Wolga u. Swiaja, ist erst 1768 errichtet, gut gebaut, hat 16 Kirchen, 2 Klöster, Hospital, Kreisgericht, Gymnasium, Kreis- u. mehre andere Schulen, steinernen Kaufhof u. (im Jahre 1858) 23,275 Ew., welche Handel u. Schifffahrt treiben u. eine große Messe unterhalten, wo für 2–3 Mill. R. S. Waaren herangeführt u. Seitens der Einw. Vieh, Korn, Spiritus, Fische, Früchte, Gemüse, Tuche, baumwollene u. seidene Waaren verkauft werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 109.
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