Stein-Liebenstein zu Barchfeld

[730] Stein-Liebenstein zu Barchfeld, ein fränkisches u. thüringensches, von den Dynasten von Frankenstein an der Werra abstammendes Geschlecht, welches noch jetzt in beiden Hessen, Thüringen u. Preußen blüht u. dessen ältester Ahnherr Tutto de Lapide 1116 urkundlich erwähnt wird. Dasselbe hat seinen Namen von dem Stammschloß Stein od. Liebenstein (jetzt Ruine bei Liebenstein im Meiningenschen), welches es urkundlich zwischen 1300 u. 1350 besaß, u. außer demselben die Schlösser Altenstein, Mosburg, Barchfeld, die Ämter u. Schlösser Gerstungen, Kreutzburg, sowie auch zeitweilig Amt, Stadt u. Schloß Schmalkalden, die Vogteien Benshausen u. Brotterode etc. Es gehörte seit 1375 zur Althessischen Ritterschaft (Stift Kauffungen) u. zur Sachsen-meiningenschen Ritterschaft u. erhielt 1845 von Meiningen u. 1846 von Hessen seinen alten Freiherrnstand bestätigt. Die zahlreichen Lehne der Familie gingen verloren durch 1) Asmus, welcher 1567 durch sein treues Halten an Herzog Johann Friedrich den Mittleren von Gotha in die Grumbachschen Händel verwickelt wurde u. seine Burg S. drei Monate lang gegen den Kurfürsten August von Sachsen vertheidigte, dabei aber umkam, worauf die Burg erobert u. sämmtliche Lehne eingezogen wurden. Seine Familie erhielt zwar einen Theil derselben zurück, verlor aber 1672 Schloß u. Amt Liebenstein; sie besitzt gegenwärtig außer ihrem Hauptsitz, dem alten Schloß zu Barchfeld (seit 1318) u. mehren Rittergütern in Kurhessen, Güter im Meiningenschen u. Koburgischen. Der gemeinschaftliche Stammvater aller heutigen Mitglieder des Geschlechts war: 2) Freiherr Kaspar Adolf, geb. 1632, war mit Anna Christina geb. von Boineburg vermählt u. starb 1715; seine beiden Söhne Hans Heinrich u. Georg Reinhard stifteten die beiden Hauptlinien: A) Ältere Hauptlinie, Stifter: 3) Freiherr Hans Heinrich, Sohn des Vor., geb. 1662, vermählt mit Anna Christina geb. von Miltitz, st. 1725. Dessen Enkel, der kurhessische Hauptmann Freiherr Wilhelm, Sohn des Daniel Raban, geb. 1726 u. gest. 1805, hatte drei Söhne: Ferdinand, Ludwig u. Adolf, durch welche diese Hauptlinie in drei Zweige zerfiel: a) Erster Zweig, Stifter: 4) Freih. Ferdinand, ältester[730] Sohn des Freiherrn Wilhelm, geb. 1760, war kurhessischer Generalmajor u. Chef der Cavalleriebrigade, seit 1796 mit Maria geb. von Bode vermählt u. starb 1832 in Kassel. Jetziger Chef ist: 5) Freih. Ferdinand, Enkel des Vorigen u. Sohn des 1849 verstorbenen k. k. Obersten in der Cavallerie Freih. Wilhelm, geb. 1832 zu Zanegg in Ungarn, steht in kurhessischen Militärdiensten. b) Zweiter Zweig, dessen Stifter war: 6) Freih. Ludwig, Bruder von S. 4), war königlich westfälischer Oberstlieutenant, mit Sophie geb. Schelm von Bergen vermählt u. starb 1812 in Rußland. Gegenwärtiger Chef ist: 7) Freih. Ernst, Sohn des Vorigen, geb. 1811, ist kurhessischer Major bei der Artillerie. c) Dritter Zweig, Stifter: 8) Freih. Adolf, Bruder von S. 4), geb. 1784, war kurhessischer Major, mit Adelheid geb. Freiin von Lichtenberg vermählt u. st. 1853. Jetziger Chef ist: 9) Freih. Hugo, Sohn des Vorigen, geb. 1828. B) Jüngere Hauptlinie, Stifter: 10) Freih. Georg Reinhard, Bruder von S. 3), geb. 1673, war mit Margaretha geb. von Selbach vermählt u. st. 1721; durch seine beiden Söhne Kaspar Adam u. Ferdinand theilte sich diese Linie in zwei Zweige; a) Erster Zweig, Stifter: 11) Freih. Kaspar Adam, welcher 1749 starb; 12) Freih. Friedrich, Enkel des Vorigen, Sohn des 1818 verstorbenen kurhessischen Obersten Freih. Moritz, geb. 1777, war erzherzoglich österreichischer Hofmarschall zu Schaumburg an der Lahn, seit 1813 mit Amalie geb. Prinzessin von Nassau-Weilburg, verwittweter Fürstin zu Anhalt-Bernburg-Schaumburg, vermählt (geb. 1776, st. 1841) u. st. 1849. Jetziger Chef ist: 13) Freih. Friedrich, Sohn des Vor., geb. 1813. b) Zweiter Zweig, Stifter: 14) Freih. Ferdinand, Bruder von S. 11), war mit Luise geb. von Krug vermählt u. starb 1778 als kurhessischer Generallieutenant. Dermaliger Chef ist: 15) Freih. Ludwig, Urenkel des Vorigen u. Sohn des 1853 verstorbenen Freih. Wilhelm, welcher ein Sohn des 1798 verstorbenen Obersten Freih. Johann Friedrich war, geb. 1822.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 730-731.
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