Miltitz

[273] Miltitz, ein altes meißnisches Adelsgeschlecht, welches auf der an der Elbe zwischen Meißen u. Dresden gelegenen Burg Scharfenberg saß; aus ihm sind berühmt: 1) Karl v. M., geb. um 1490, erhielt seine Vorbildung in Köln, wurde dann Canonicus in Mainz, Trier u. Meißen, kam um 1515 nach Rom u. wurde dort päpstlicher Notar u. Kämmerer; als päpstlicher Nuntius wurde er 1518 von Leo X. nach Sachsen geschickt, um mit Luther zu verhandeln u. dem Kurfürsten Friedrich III. dem Weisen die geweihete goldene Rose zu überbringen, damit dieser dadurch der Sache Luthers entzogen würde; er disputirte im Jan. 1519 mit Luther in Altenburg, später auch in Liebenwerda u. Lichtenberg, gab ihm wegen der Mißbräuche des Ablasses Recht, beschwor ihn aber nachzugeben. M. ertrank auf seiner Rückreise 1529 im Main bei Steinau bei einer Überfahrt (nach And. im Rhein bei Mainz). 2) Karl Borromäus, Freiherr v. M., geb. 1781 in Dresden, diente 1798–1811 in der sächs. Garde, nahm als Hauptmann seinen Abschied u. privatisirte dann, literarisch thätig, auf seinem Stammschlosse Scharfenberg bei Meißen. Seine Studien unterbrach der Freiheitskrieg, welchen er in österreich. Diensten mitmachte. 1824 wurde er Obersthofmeister des Prinzen Johann (nachherigen Königs) von Sachsen u. st. 18. Jan. 1845 in Dresden; er schr.: Ausstellungen in vermischten Erzählungen, Erf. 1819–20, 2 Bdchn.; Orangenblüthen, Lpz. 1822, 2 Thle., 1825, 3 Thle.; Gesammelte Erzählungen, ebd. 1825–28, 4 Bde. u.a.m. Er componirte auch eine Messe, eine Ouverture (1830) u. die Opern Saul (1833) u. Georg Czerny (1839). 3) Alexander v. M., Bruder des Vorigen, geb. 1785 in Dessau, trat 1798 als Cadet in preußische Kriegsdienste, verließ dieselben 1801 als Lieutenant, besuchte Italien, Frankreich u. England, schiffte sich nach Westindien ein, kehrte 1807 nach Deutschland zurück u. ließ sich in München nieder, wurde dort Kammerherr u. widmete sich der Diplomatik; er wurde 1807 preußischer Legationssecretär bei der Gesandtschaft in Constantinopel, war dort 1820–26 Ministerialresident u. Geschäftsträger, dann Gesandter bei der Hohen Pforte; 1828 zurückberufen u. pensionirt, wurde er später wieder thätig durch eine Anstellung bei der politischen Section des Ministeriums des Auswärtigen u. st. 31. Jan. 1843 in Dresden; er schr.: Was darf von seinen Fürsten u. Völkern Deutschland jetzt hoffen, Europa erwarten? (1814); Etwas über Mehreres (1828); Manuel des consuls, Par. u. Lond. 1837 f., 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 273.
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