Thou

[545] Thou (spr. Tuh), 1) Jaques Auguste de T. (Thuanus), geb. 1553 in Paris; studirte die Rechte in Orleans u. Valence, begleitete 1573 Paul de Foix nach Italien u. machte dann eine Reise nach den Niederlanden u. Deutschland. Er wurde von König Heinrich III. zu mehren Missionen gebraucht, u. nachdem er 1576 zum Geistlichen Rath beim Parlament ernannt worden war, zur Verhandlung mit den Häuptern der Hugenotten nach Guyenne gesendet, welche er mit Milde führte. 1584 wurde er Requetenmeister u. begleitete 1586 Heinrich III. in die Normandie. An der Vereinigung Heinrichs III. mit Heinrich von Navarra hatte T. großen Antheil; kurz darauf reiste er nach Deutschland u. Italien, um Hülfstruppen u. Geld für den König gegen die Ligue auszumitteln. In Venedig erhielt er die Nachricht von Heinrichs III. Tode, worauf er sich sogleich zu Heinrich IV. begab, dessen ganzes Vertrauen er sich erwarb. 1594 wurde er Vicepräsident des Parlaments u. Großmeister der königlichen Bibliothek. 1596 war er bei den Conferenzen zu London mit den Hugenotten, ferner bei der Pacification der Bretagne u. dem Vertrag mit dem Herzog von Mercoeur thätig, entwarf dann das Edict von Nantes u. vertheidigte 1600 bei der Conferenz zu Fontaineblau die Freiheiten der Gallicanischen Kirche. Als nach Heinrichs IV. Tode Sully seinen Abschied erhielt, wurde er Mitdirector der Finanzen, zog sich aber bald von den öffentlichen Geschäften zurück, lebte den Wissenschaften u. st. 7. Mai 1617. Er schr.: Historiae sui temporis, 18 Bücher, 1604, 49 Bücher 1606, 80 Bücher 1614, fortgesetzt nach[545] keinem Tode von Rigault, Thomas Carte u.a. bis zum 138. Buche, Lond. 1733, franz. 1734; Comentarius de vita sua, Orl. 1620; lateinische Gedichte unter dem Titel Posteritati, Amst. 1678; vgl. Charles, Sur la vie et les oeuvres de J. A. de T., Par. 1824. 2) François Auguste de T., Sohn des Vorigen, geb. 1607 in Paris, war Parlamentsrath u. seit 1617 Bibliothekar des Königs; Richelieu verfolgte ihn als Freund des Herzogs von Orleans, weshalb sich T. an Cinq-Mars anschloß. Mit in dessen Sturz verflochten, wurde er verhaftet, nach Terasion gebracht u. mit Cinq-Mars im Schloß Pierre-Encise bei Lyon 12. Sept. 1642 hingerichtet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 545-546.
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