Cato

[392] Cato (Marcus Portius), auch C. von Utica genannt und berühmt durch seine Strenge der Sitten und seine Liebe für Freiheit, geb. 96 v. Chr. in Rom, ein Urenkel des strengen Censors Cato, der für das Muster aller röm. Tugend gilt. Das Beispiel dieses seines Ahnen scheint C. von Jugend auf als Vorbild gegolten zu haben, denn schon früh gewöhnte er sich an Mäßigkeit, Ausdauer und Abhärtung, sodaß er hierdurch und durch seine Anspruchslosigkeit einen schroffen Gegensatz gegen die übrige verdorbene und schwelgerische röm. Jugend bildete. Gerechtigkeit erschien ihm als die erste aller Tugenden, und er beschloß, ihr und der strengsten Pflichterfüllung sein ganzes Leben zu weihen. Im Jünglingsalter schon trat er als Redner auf, als die Tribunen die Bildsäule seines Ahnherrn, die ihnen bei Volksversammlungen im Wege stand, wegschaffen wollten, und erinnerte so nachdrücklich an die Verdienste des ältern C., daß sie stehen blieb. Sein erstes Amt war das eines Legionstribuns, in welcher Eigenschaft er nach Macedonien geschickt, und obgleich er streng auf Zucht und Ordnung hielt, doch von seinen Soldaten wie ein Vater geliebt wurde. Nachdem er zu seiner Bildung eine Reise durch die morgenländ. Provinzen. gegen die allgemeine Gewohnheit vornehmer Römer ohne alles Gepränge, gemacht hatte, wurde er Quästor in Rom, und verwaltete sein Amt mit der strengsten Pflichttreue. Ebenso gewissenhaft wirkte er für das Wohl des Staats als Senator und als Volkstribun, und stand dem Cicero in der Bekämpfung der Verschwörung des Catilina (s.d.) kräftig bei. Als Pompejus und Cäsar bald darauf nach der Herrschaft über Rom strebten, hielt es C. mit keinem von Beiden, sondern trat Jedem, sobald er die gesetzliche Bahn verließ, mit Heftigkeit entgegen. Gern hätten sie diesen überlästigen Freiheitsfreund aus Rom entfernt; allein dies gelang ihnen nur auf kurze Zeit, indem sie es dahin brachten, daß er nach Cypern geschickt wurde, um diese Insel dem röm. Reiche einzuverleiben, welches Geschäfts er sich mit der größten Uneigennützigkeit und zu allgemeiner Zufriedenheit entledigte. Nach seiner Rückkehr fuhr er fort, sich den Bestrebungen der nun verbundenen Triumvirn Pompejus, Cäsar und Crassus entgegenzustemmen, als er aber sah, daß der Widerstand gegen Pompejus einen Bürgerkrieg herbeiführen würde, unterstützte er selbst die Wahl desselben zum alleinigen Consul, und hoffte von ihm die Rettung des röm. Staats vor den ehrgeizigen Bestrebungen Cäsar's. Als nun der Bürgerkrieg zwischen Cäsar und Pompejus doch ausbrach, und dieser, weil er keine Vorkehrungen gemacht hatte, nach Griechenland fliehen mußte, folgte ihm C. dahin. Cäsar (s.d.) besiegte aber seinen Gegner und nun flüchteten sich die meisten in der Schlacht versprengten Pompejaner zu C. in die Hafenstadt Dyrrhachium, dem Waffenplatze des Pompejus, der sich mit ihnen und der Flotte nach Korcyra, dann nach Afrika begab und hier Utica befestigte. Cäsar erschien dort ein Jahr darauf und siegte abermals in der Schlacht bei Thapsos 46 v. Chr. Auf die Nachricht von da versuchte C., der sich in Utica befand, die Versprengten zur Vertheidigung der Stadt zu bewegen. Da dies aber bei der allgemeinen Entmuthigung nicht gelang, traf er seine Maßregeln, unterhielt sich noch ruhig mit seinen anwesenden Freunden, besprach mit ihnen den Satz, daß der Tugendhafte allein unter allen Umständen wahrhaft frei sei, brachte die Nacht mit Lesen in Plato's Werk über die Unsterblichkeit der Seele zu und gab sich dann selbst den Tod, indem er sich das Schwert durch den Leib stieß, denn er vermochte nicht den Untergang der röm. Freiheit durch Cäsar zu überleben.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 392.
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