Christophorus

[428] Christophŏrus oder Christophel, d.h. Einer der Christus getragen hat, gewöhnlich der große St.-Christoph genannt, ein Heiliger der katholischen Kirche, dessen ursprünglicher Name Reprobus gewesen sein soll und als dessen Vaterland bald Palästina, bald Syrien angegeben wird. Er soll eine Größe von 12 F. und eine außerordentliche Kraft besessen haben, daher er, nach der bedeutungsvollen Legende, nur dem mächtigsten Könige zu dienen beschloß. Nachdem er aber bei dem, der dafür galt, in Dienste getreten war, bemerkte C., daß er sich vor dem Teufel fürchte, und verließ ihn, um in des Teufels Dienste zu gehen. Dies gelang ihm auch; allein bald sah er, daß sein neuer Gebieter vor einem Christusbilde die Flucht ergriff und nahm abermals seinen Abschied, um dem mächtigern Christus zu dienen. Lange hatte er diesen vergeblich gesucht, bevor er einem frommen christlichen Einsiedler seinen Wunsch mittheilte, der ihm denn Christus kennen lehrte, und sagte, daß er demselben nicht besser dienen könne, als wenn er christliche Pilger über einen Strom trüge, der ohne Brücke war. Dies that C. lange Zeit, bis er in einer stürmischen Nacht auf seinen Schultern ein Kind übersetzte, dessen Schwere ihn fast erdrückte. Dieses Kind war aber Christus selbst und zum Beweise dessen befahl es C., seinen großen Stab in die Erde zu stecken, welcher am folgenden Morgen grüne Zweige und reife Datteln trug. Jetzt ließ C. sich taufen und bekehrte während seiner nunmehr unternommenen Wanderungen Tausende zur christlichen Religion, bis ihn der Statthalter einer röm. Provinz ins Gefängniß werfen ließ. Verführung vermochte hier so wenig wie Gewalt, C. zur Verleugnung des Herrn zu bewegen, und nachdem man ihn mit eisernen Ruthen gepeitscht, ihm das Haupt mit einem glühenden Helme bedeckt, ihn auf einen glühenden eisernen Stuhl gesetzt hatte, der jedoch unter ihm zerbrach, war er noch unverletzt. Nun sollten ihn 3000 Soldaten mit vergifteten Pfeilen erschießen; allein die Geschosse trafen ihn nicht, sondern bildeten über ihm in der Luft schwebend einen Schirm gegen die Sonne, eines aber flog sogar rückwärts und verwundete den Statthalter im Auge. Da rieth ihm C., ihn enthaupten zu lassen, um zu seiner Heilung sich seines Blutes zu bedienen, und starb um die Mitte des 3. Jahrh. den Märtyrertod, der durch sein Blut völlig genesene Statthalter aber bekehrte sich mit seiner ganzen Familie zum Christenthum. Abgebildet wird C. gewöhnlich als Riese, indem er das Christuskind mit größter Anstrengung durchs Wasser trägt. Man flehte seinen Schutz vorzüglich an wider die Pest, auf Reisen, und bei Schatzgräbereien wider die bösen Geister, und nannte das dabei übliche Ge, bet das Christophelsgebet. Ihm und den h. 14 Nothhelfern zu Ehren errichtete 1465 Fürst Wilhelm III. von Henneberg einen St.-Christophsorden, und Dasselbe that auf Veranlassung eines Herrn von Dietrichstein, der als ein Muster von Mäßigkeit und Gottesfurcht galt, Kaiser Maximilian 1517 zu Grätz in Steiermark. Der letztere hieß auch Orden der Mäßigkeit und sollte dem übermäßigen Sausen und Fluchen bei den Gelagen des Adels Einhalt thun; beide aber bestanden nur kurze Zeit. Reliquien vom h. C. werden an vielen Orten, namentlich in Spanien und Italien, aufbewahrt, und die St.-Peterskirche zu Rom besitzt z.B. eine Schulter desselben. Sein Fest fällt nach dem röm. Kalender auf den 25. Jul., wird aber von den morgenländischen Christen am 9. Mai begangen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 428.
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