Clara

[436] Clara, die Heilige, aus vornehmer Familie 1193 zu Assisi im Kirchenstaate geboren, die Stifterin der weiblichen Bettelorden, äußerte schon in früher Jugend Neigung zu frommen Werken und klösterlichen Andachtsübungen und sprach bereits als Kind 300 Gebete täglich, die sie durch Steinchen abzählte. Hingerissen von Bewunderung für das heilige Leben ihres Landsmannes, des h. Franciskus, der damals in dem von ihm bei Assisi gestifteten Portiunculakloster lebte, verließ sie auf seinem Rath im 18. Jahre das älterliche Haus und flüchtete in die Portiunculakirche, wo sie vom h. Franz mit allen seinen Mönchen empfangen und durch Abschneiden ihres Haars und Entäußerung ihres Putzes, wofür sie einen groben Sack und einen Strick anlegte, zum Klosterleben geweiht wurde. Keine Vorstellungen ihrer Verwandten konnten sie zur Rückkehr bewegen, und da der Aufenthalt eines Weibes im Portiunculakloster nicht erlaubt war, nahm sie ihre Wohnung im benachbarten St.-Damianskloster, wohin ihr heiliger Wandel und der Ruf der ihr zugeschriebenen Wunder viele Frauen und Jungfrauen führte, für die noch im nämlichen Jahre ein Kloster gegründet ward, wo nun die h. C. den ersten Franciskaner-Nonnenorden stiftete, der den Namen Clarissinnen oder der Orden der armen Frauen erhielt. Die h. C. ahmte in der Strenge des Klosterlebens durchaus dem h. Franz nach, trug ein pferdehaarenes Hemd und ein anderes von Schweinsborsten abwechselnd auf bloßem Leibe, fastete streng, aß zwei Tage wöchentlich gar nicht und war ein Muster von christlicher Demuth. Viel sind der Wunder und Gesichte, welche die Legende von ihr enthält, ja, die sich lange nachher noch an ihrem Grabe in der Kirche des h. Gregor zu Rom begeben haben sollen. Schon 32 Jahre nach ihrem 1253 erfolgten Ableben wurde sie unter die Heiligen der röm. Kirche versetzt, die ihr Gedächtniß am 12. Aug. begeht, der von ihr gestiftete Orden aber, dessen Tracht in Farbe und Schnitt den grauen Franciskanerkutten gleicht, breitete sich nach Frankreich, Spanien und Deutschland aus, wo einzelne Klöster noch in neuester Zeit bestanden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 436.
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